Bauer Ferdinand Lukas, Maler. Geb. Feldsberg, Niederösterreich (Valtice, CZ), 20. 1. 1760; gest. Hietzing, Niederösterreich (Wien), 17. 3. 1826; röm.-kath. Sohn des Galerieinspektors Lucas Baur und der Therese Baur, geb. Hirsch, Bruder von →Joseph Anton Bauer und →Franz Andreas Bauer. – B. erfuhr seine erste künstlerische Ausbildung im Kloster in Feldsberg und war in der Folge mit seinen Brüdern maßgeblich an der Herstellung des „Liber regni vegetabilis“ genannten Florilegiums (Fürstliche Sammlungen, Wien) beteiligt, in dem die Flora Niederösterreichs und Mährens sowie in Feldern, Gärten und Gewächshäusern kultivierte Pflanzen dokumentiert wurden. 1784 ging er an die Akademie der bildenden Künste in Wien und war kurz mit seinem Bruder Franz für →Nicolaus Joseph Freiherrn von Jacquin tätig. Von März 1786 bis Dezember 1787 begleitete er John Sibthorp, dritter Sherardian Professor an der Universität Oxford, auf einer Reise durch das Gebiet der heutigen Staaten Slowenien, Italien, Griechenland, Türkei und Zypern. Für ihn schuf er eine umfangreiche Dokumentation der beobachteten Pflanzen- und Tierwelt in Form von farbkodierten Graphitstiftzeichnungen. Auf dieser Grundlage stellte B. in Oxford 1789–94 966 Pflanzen- und 293 Tieraquarelle (Sherardian Library, Oxford) von großer Naturtreue her; der botanische Teil erschien in der zehnbändigen „Flora Graeca …“ (1806–40). 1794–1801 in London tätig, fertigte B. 141 monochrome Landschaftsansichten von der Reise mit Sibthorp an (großteils in der Sherardian Library) und dokumentierte in Gärten und Parks kultivierte Nadelgehölze in Aquarellen von höchster Genauigkeit (Knowsley Hall, Liverpool). Aylmer Lambert veröffentlichte dieses Bildmaterial in „A description of the genus Pinus“ (1803–07), einem Werk, dem Goethe höchste Anerkennung zollte. Als wissenschaftlicher Assistent nahm B. 1801–03 an der von Matthew Flinders geleiteten Expedition auf der „Investigator“ teil und besuchte mit Robert Brown Madeira, das Kap der Guten Hoffnung, die Süd-, Ost- und Nordküste Australiens sowie Timor. Auch auf dieser Reise erstellte er wieder eine umfangreiche farbkodierte Bilddokumentation und sammelte Pflanzen und Tiere (sämtliche im Naturhistorischen Museum, Wien). Nach dem Abbruch der Expedition setzte B. in Port Jackson (Sydney) und dem Hinterland sowie auf Norfolk Island seine Arbeiten fort, ehe er 1805 nach England zurückkehrte. Auf Wunsch von Sir Joseph Banks weiterhin von der Admiralität bezahlt, fertigte B. in London Aquarelle von 203 australischen Pflanzen in allerhöchster Qualität an (Natural History Museum, London), von denen nur ein kleiner Teil in Kupferstichen mäßiger Qualität im Atlas zu Flinders’ Reisebericht im Druck erschien. 1813 begann B. in London mit der Veröffentlichung seiner „Illustrationes Florae Novae Hollandiae“, wobei er selbst Aquarell, Stich und Kolorierung der gesamten Auflage durchführte. Im Herbst 1814 kehrte er nach Wien zurück, wo er die „Illustrationes“ mit einer letzten Lieferung fortsetzte und 49 Aquarelle von weiteren australischen Pflanzen sowie 49 Aquarelle von australischen Tieren (Natural History Museum) anfertigte. Damit war allerdings nur ein bescheidener Teil seiner Graphitzeichnungen von der Expedition mit Flinders ausgewertet worden. Zwar stellte B. von mehreren Hundert der botanischen Graphitstiftzeichnungen Umzeichnungen in Tusche (Naturhistorisches Museum) für den Druck her, doch blieb fast das gesamte Material unveröffentlicht. Daneben galt sein besonderes Interesse der bildlichen Darstellung von Fingerhüten (Lindley Library, London) und Passionsblumen (Staatsbibliothek, Berlin; deponiert: Biblioteka Jagiellońska, Krakau). Zu Recht wurde B. als Leonardo der naturkundlichen Illustration bezeichnet und gilt zusammen mit seinem Bruder Franz als bester Pflanzenillustrator aller Zeiten, der ein Œuvre von überragender Qualität und Quantität hinterlassen hat.