Bauer Franz, Bildhauer. Geb. Wien, 28. 9. 1798 (?); gest. ebd., 14. 3. 1872 (Ehrengrab: Wiener Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn eines Bediensteten der Ingenieur-Akademie. – B. studierte 1814–30 (mit Unterbrechung) bei →Johann Nep. Schaller an der Wiener Akademie der bildenden Künste (ABK), wo er mehrere Preise (Gundel-Preis, 1819, Neuling-Preis, 1821, Reichel-Preis, 1826) errang, und arbeitete daneben 1815–19 in der Werkstatt von →Josef Klieber. 1833–40 hielt er sich – finanziert durch ein Stipendium – in Rom auf, wo er sich den Arbeiten von Bertel Thorvaldsen zuwandte. Mit der 1841–42 in kaiserlichem Auftrag entstandenen Marmorpietà (Kunsthistorisches Museum, Wien) begründete B. seine akademische Karriere. Zurückgekehrt nach Wien, war er 1842–50 Korrektor der Bildhauerschule an der ABK, wurde 1843 Mitglied der Akademie, 1845 tit. ao. Prof. 1850–52 wirkte er als Professor in der Elementarzeichnen- und Modellierschule, war 1852–65 Professor an der Vorbereitungsschule und 1865–72 Professor sowie Leiter in der allgemeinen Bildhauerschule. B. wurde zu einem bedeutenden Lehrer der Ringstraßen-Generation; zu seinen Schülern zählten u. a. Viktor Tilgner und →Karl Kundmann. Bei Aufträgen nahm sich B. teilweise zugunsten seiner Schüler zurück (Komponistenbüsten im Foyer der Wiener Oper, Statuen der Feldherrenhalle im Waffenmuseum des Arsenals). Angeblich übte er kaum stilistischen Einfluss aus, sondern soll lediglich solide handwerklich-technische Grundlagen vermittelt haben. Seine Monumentalwerke verraten neben den frühen klassizistisch-nazarenischen Tendenzen später durchaus auch interessante Aspekte wie raumgreifendes Pathos (Hl. Ferdinand, 1844, Fassade der Johann-Nepomuk-Kirche) oder sensitive Eleganz (Hl. Cäcilia, 1866/68, Votivkirche), was auf Einflüsse Münchner und eventuell französischer Anregungen schließen lässt. In seinem Œuvre dominiert von der Bedeutung her die Bauplastik an Wiener Gebäuden, wobei B. wiederholt für sakrale Aufgaben herangezogen wurde (Stephansdom, Maria am Gestade, Altlerchenfelder Kirche: Triumphbogengruppe, 1859). Außerdem pflegte B. das Porträt (Büste Franz Joseph I., 1854, Wien Museum; Theodor von Hornbostel, 1855). 1868 schuf →Anton Scharff im Auftrag von B.s Schülern eine Medaille zu dessen Ehren.