Baumayer (Baumeyer, Baumeier) Marie, Pianistin und Klavierlehrerin. Geb. Cilli, Steiermark (Celje, SLO), 12. 7. 1851; gest. Wien, 23. 1. 1931; röm.-kath. Tochter des Oberbergrats Eduard Baumayer (1814–1879). – Ihre elementare pianistische Ausbildung erhielt B. bei →Carl Evers in Graz. Dort wurde sie vermutlich auch von Wilhelm Mayer-Rémy unterrichtet. Zwischen 1862 und 1866 erfolgten erste Auftritte. Schon früh von Mitgliedern der Familie Wittgenstein gefördert, blieb B. diesen auch später verbunden und pflegte v. a. mit Clara Wittgenstein freundschaftlichen Kontakt. Einen positiven Einfluss auf ihre Karriere nahm ferner →Johannes Brahms. 1870 zog B. nach Wien, das zeitlebens ihr Hauptwirkungsort blieb. Dort studierte sie 1872/73 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde im Hauptfach Klavier bei →Julius Epstein. Wohl im Anschluss hieran erhielt sie kurzzeitig Unterricht von Clara Schumann. Bis 1921 lässt sich eine dichte Konzerttätigkeit B.s nachweisen. Einen ihrer retrospektiv nachhaltigsten Erfolge erfuhr sie im November 1882 mit der Grazer Uraufführung von Brahms’ Klavierkonzert Nr. 2. Neben weiteren Konzerten in Graz (1878, 1882, 1888, 1897–1900) bleibt die Zahl von Auftritten außerhalb Wiens überschaubar: Gemeinsam mit der Geigerin Marie Soldat reiste sie 1887 und 1888 nach Deutschland und konzertierte in Leipzig, München, Stuttgart, Weimar und Dresden. Spätere Stationen waren u. a. Leoben (1894, 1902), Reichenberg (1897), Brünn (1900), die Krain (1910) und Meiningen (1914). B. etablierte sich im Wiener Musikleben ebenso als Solistin wie als Kammermusikerin. Zahlreiche Konzerte veranstaltete sie im Bösendorfersaal sowie im Musikverein. Als Meilenstein ihrer Karriere wurden in der zeitgenössischen Rezeption zwei Auftritte mit den Wiener Philharmonikern gewertet: Im Februar 1890 trug sie unter der Leitung →Hans Richters →Robert Volkmanns Konzertstück op. 42 vor und im November 1891 ließ sie sich, ebenfalls mit Richter als Dirigent, im Abonnementkonzert mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 27 hören. Eine langjährige Konzerttätigkeit verband B. mit Marie Soldat und ihrem Quartett. Kontinuierliche Musikpartner waren außerdem Robert Hausmann (Violoncello) und Richard Mühlfeld (Klavier). Wiederholt spielte sie auch mit →Josef Hellmesberger d. Ä. und →Josef Hellmesberger d. J. sowie dem Hellmesberger-Quartett, ferner u. a. mit →Alfred Finger, dem Rosé-Quartett, →Sigmund Bachrich, Fanny Davies, →Joseph Sulzer, →David Popper und →Josef Labor. Das Repertoire B.s war vornehmlich klassisch-romantischer Prägung. Mit Werken von Labor, Gustav Uwe Jenner und →Wilhelm Kienzl nahm sie daneben auch Musik zeitgenössischer Komponisten auf. Einen Schwerpunkt bildeten indes die Klavierwerke von Brahms. V. a. nach seinem Tod schärfte B. ihren Fokus auf dessen (auch unbekanntere) Kompositionen und wurde hierfür als Wegbereiterin der Musik Brahms’ in Wien geschätzt. Neben ihrer Konzerttätigkeit wirkte sie als Klavierlehrerin und zeichnete mitunter für die musikalische Ausbildung der Kinder aus den Häusern Wittgenstein und Oser verantwortlich. Ab 1878 veranstaltete sie Konzertabende für ihre Schülerinnen und Schüler im Palais Wittgenstein. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts lässt sich eine Mitgliedschaft im Verein der Musiklehrerinnen, Wien nachweisen. 1909 erhielt B. eine Anstellung an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst und wurde 1924 mit dem Titel Professorin ausgezeichnet. 1901 hatte sie vom Herzog von Meiningen die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft erhalten.