Beck von Mannagetta und Lerchenau, Günther Ritter (1856–1931), Botaniker

Beck von Mannagetta und Lerchenau Günther Ritter, Botaniker. Geb. Pressburg, Ungarn (Bratislava, SK), 25. 8. 1856; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 23. 6. 1931; röm.-kath. Sohn des Juristen und Historikers Josef Beck (geb. Butsch, Mähren / Budeč u Dačic, CZ, 9. 2. 1815; gest. Wien, 8. 10. 1887), der 1887 mit dem Prädikat „von Mannagetta und Lerchenau“ in den Ritterstand erhoben wurde, und der Amalia Edle Beck von Mannagetta und Lerchenau, geb. Edle von Mannagetta und Lerchenau (geb. Wien, 30. 5. 1833; gest. Klosterneuburg, Niederösterreich, 7. 7. 1916), Bruder des späteren Präsidenten des Wiener Patentamts Paul Ritter Beck von Mannagetta und Lerchenau (geb. Neutitschein, Mähren / Nový Jičín, CZ, 15. 6. 1851; gest. Wien, 21. 6. 1921) und des Juristen und Sektionschefs Eugen Ritter Beck von Mannagetta und Lerchenau (geb. Pressburg, 15. 6. 1861; gest. Wien, 11. 7. 1943), Onkel des Geologen →Peter Beck-Mannagetta; ab 1889 in 1. Ehe verheiratet mit Philomena Edle Beck von Mannagetta und Lerchenau, geb. Lang (geb. Stetten, Niederösterreich, 4. 1. 1860; gest. Prag, Böhmen / Praha, CZ, 16. 6. 1908), ab 1920 mit Ida Tichy (gest. Praha, 8. 2. 1929). – Nach dem Besuch des Schottengymnasiums in Wien (Matura 1874) studierte B. Naturwissenschaften an der Universität Wien; 1878 Dr. phil. Seine bei →Julius Ritter von Wiesner erarbeitete Dissertation erschien als „Vergleichende Anatomie der Samen von Vicia und Ervum“ (in: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 77, 1878) auch gedruckt. 1878 zunächst Volontär, ab November Assistent am botanischen Hofkabinett, stand B. der botanischen Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums ab 1885 zunächst als Kustosadjunkt, ab 1889 als wirklicher Kustos vor. 1884 habilitierte er sich in Wien für systematische Botanik mit der Schrift „Inulae Europae. Die europäischen Inula-Arten“ (in: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 44, Abteilung 2, 1882); 1895 unbesoldeter Extraordinarius dieses Lehrfachs an der Universität Wien. Ende März 1899 wurde er in Nachfolge von →Richard Ritter Wettstein von Westersheim zum o. Professor der systematischen Botanik und Leiter des botanischen Gartens der deutschen Universität Prag ernannt; 1910/11 Dekan der philosophischen Fakultät, 1921 emeritiert. Mit mehr als 230 Publikationen gehörte B. zu den produktivsten Botanikern seiner Zeit. In der Tradition von →Anton Kerner von Marilaun widmete er sich v. a. der pflanzengeographischen Forschung. Ausgehend von der Bearbeitung der „Flora von Hernstein in Niederösterreich und der weiteren Umgebung“ (1884, auch in: Moritz Alois Becker, Hernstein in Niederösterreich 1, 1886) untersuchte er schwerpunktmäßig die Pflanzen der Ostalpen, später auch jene Dalmatiens und des westlichen Balkans. 1892 bereiste er Bosnien, 1893 Istrien, Dalmatien, Montenegro und die Herzegowina, 1894 erneut Dalmatien und Bosnien, 1896 den Sandschak Novi Pazar und Bosnien. Aus diesen Untersuchungen resultierten die Hauptwerke B.s, einerseits die „Flora von Nieder-Österreich“ (3 Tle., 1890–93), andererseits „Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder“ (1901) und die „Flora Bosne Hercegovine i Novopazarskog Sandžaka“ (2 Tle. 1903–23, in: Glasnik Zemaljskog muzeja Bosne i Hercegovine u Sarajevu 16–35, Tl. 3 1927, Tl. 4 posthum 1950/67). Mit dem Versuch, die natürlichen Pflanzengesellschaften Illyriens zu erfassen, gilt B. als einer der Mitbegründer der modernen Pflanzensoziologie. 1902 legte er ein methodisches „Hilfsbuch für Pflanzensammler“ vor, sein Schullehrbuch „Grundriß der Naturgeschichte des Pflanzenreiches für die unteren Klassen der Mittelschulen“ erlebte 1903–23 zehn Auflagen. Neben Samenpflanzen auch an Kryptogamen und Pilzen interessiert, gab er zusammen mit →Alexander Zahlbruckner 1894–1900 das Exsikkaten-Werk „Cryptogamae exsiccatae editae a Museo palatino vindobonense“ heraus und publizierte u. a. 1923 den „Versuch einer systematischen Gliederung der Gattung Boletus L. em.“ (in: Zeitschrift für Pilzkunde 2). 1901–26 betreute er die Neuauflage der Botanischen Wandtafeln von →Anton Hartinger. Auf zoologischem Gebiet besorgte er mit einigen Fachkollegen die Zusammenstellung der „Fauna von Hernstein in Niederösterreich und der weiteren Umgebung“ (1886, auch in: Becker, Hernstein in Niederösterreich 1). B. war u. a. ab 1876 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, ab 1895 Mitglied der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft und ab 1904 korrespondierendes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien. Nach ihm wurden u. a. 1912 eine Glockenblumenart Campanula beckiana und 1933 eine Gattung der Sommerwurzgewächse Mannagettaea benannt. 1893 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1908 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse; 1917 Hofrat.

Weitere W.: s. Pascher; Ludy.
L.: NFP, 27. 5. 1884, 26. 6. 1931; Prager Tagblatt, 26., WZ, 27. 6. 1931; K. Fritsch, in: Almanach Wien 82, 1932, S. 308ff.; Eisenberg 2; Kürschner, Gel.Kal., 1931; Lex. böhm. Länder; Stafleu; Wer ist’s?, 1908; F. Jaksch, Lexikon sudetendeutscher Schriftsteller, 1929; A. Pascher, in: Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft 49, 1931, S. (105)ff. (mit Bild und W.); R. Zaplata, in: Glasnik Zemaljskog muzeja u Bosni i Hercegovini 43, 1931, S. 1ff. (mit Bild); K. Rudolph, in: Lotos 80, 1932, S. 129f.; K. Domin, in: Věda Přírodní 13, 1932, S. 119f.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; W. Ludy, Personalbibliographien von Professoren der Philosophie, Zoologie und Botanik an der Philosophischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag … 1860 bis 1918, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1970, S. 102ff. (mit W.); Preslia 48, 1976, S. 206; J.-P. Frahm – J. Eggers, Lexikon deutschsprachiger Bryologen, 2001 (mit Bild); C. B.-M., Josef (Ritter von) Beck und seine Familie in der Zeit während des Vormärz bis nach dem Ersten Weltkrieg, 2014, S. 183 (mit Bild); Wien Geschichte Wiki (mit W., Zugriff 10. 4. 2021); Pfarre Währing, UA, beide Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 61
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