Beck-Mannagetta, Peter (1917–1998), Geologe

Beck-Mannagetta Peter, Geologe. Geb. Wien, 21. 6. 1917; gest. Baden (Niederösterreich), 20. 11. 1998 (begraben: Klosterneuburg-Weidling, Niederösterreich). Sohn des Sektionschefs Eugen Beck Ritter von Mannagetta und Lerchenau und der Paula Beck von Mannagetta und Lerchenau, geb. Westhauser, Neffe von →Günther Beck von Mannagetta und Lerchenau; ab 1944 verheiratet mit der Musikpädagogin Ruth Graeber. – Nach Besuch des Schottengymnasiums und der Ableistung des Einjährig-Freiwilligen-Jahrs studierte B. ab 1937 Geologie und Biologie an der Universität Wien; 1941 Dr. rer. nat. und Lehramtsprüfung für Naturgeschichte. Seine Dissertation „Die Geologie des Einzugsgebietes Laßnitz, Weststeiermark“ (in: Mitteilungen des Alpenländischen geologischen Vereines 34, 1941) basierte auf Arbeiten im Rahmen der wasserwirtschaftlichen Generalplanung für die Steiermark und stellte die Weichen für seine wissenschaftliche Arbeit. 1940 an die Front berufen, konnte B. zu Studienzwecken immer wieder in die Heimat zurückkehren und erhielt 1942 eine Assistentenstelle am Institut für Geologie der Universität Wien. Ab 1943 leistete er Kriegsdienst als Wehrgeologe in Berlin-Wannsee und Siegen, danach in Frankreich, Italien, Ungarn und der Tschechoslowakei. Zuletzt geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Mai 1945 entlassen wurde. Danach wieder als Assistent am Institut für Geologie der Universität Wien tätig, wechselte B. 1947 zunächst als provisorischer Assistent an die Geologische Bundesanstalt. 1951 erfolgte die Definitivstellung und die Ernennung zum Geologen, 1960 zum Chefgeologen sowie 1974 zum Distriktsgeologen für Kärnten und Steiermark. Ab 1964 war B. daneben Sachverständiger für Ingenieurgeologie und Mineralogie sowie Vertreter Österreichs bei internationalen Vereinigungen wie der Karpatho-Balkanischen Geologischen Assoziation. 1982 trat er in den Ruhestand, 1983 wurde er zum Hofrat ernannt. B.s vielseitige geologische Tätigkeit lässt zwei große Hauptrichtungen erkennen, einerseits die Kristallingeologie und Petrographie sowie andererseits die Tertiärgeologie der inneralpinen Becken. Sein besonderes Interesse galt dem Kristallin der Koralpe, Verdienste erwarb er sich aber auch um die Erforschung der Gurktaler Alpen und des Lavanttaler Tertiärs. 1951 fand er als Erster Mineralienvorkommen am Brandrücken bei der Weinebene (Koralpe), die sich später als europaweit größte Lithiumlagerstätte erweisen sollte. Ebenso entdeckte er Gabbro- und Eklogitvorkommen am Bärofen südwestlich der Hebalm. 50 Jahre hindurch wirkte er führend bei der Erstellung zahlreicher geologischer Karten mit: Hervorzuheben sind die „Geologische Übersichtskarte der Republik Österreich mit tektonischer Gliederung 1:1,000.000“ (1964), „Die Geologische Karte von Österreich 1:1,500.000“ (1980, gemeinsam mit Alois Matura) sowie „Die Geologischen Karten der Republik Österreich 1:50.000“, Blatt 188 Wolfsberg (1980) und Blatt 189 Deutschlandsberg (1991). B. unterstützte 1987 die Errichtung des Lavanttaler Heimatmuseums in Wolfsberg und förderte u. a. die naturwissenschaftlichen Sammlungen im Joanneum in Graz. Sozial engagiert, erreichte er 1966 die Einführung einer Bücher- (Bildungs-)Zulage für alle wissenschaftlichen Beamten Österreichs. 1962–97 fungierte er als Kurator der Johann-Wilhelm-Ritter-von-Beck-Mannagetta-Stiftung, die speziell niederösterreichische Studenten finanziell förderte. Auf seine Anregung hin wurden bedeutende geologische Objekte zu Naturdenkmälern erklärt, darunter 1967 eine Felsformation in Marhof bei Stainz, die nach ihm Mannagetta-Ofen benannt wurde, 1973 die Felsaufschlüsse im Strandbereich des Tertiärmeeres Bad Vöslau und die Königshöhle in Baden, nach deren archäologischen Funden die Badener Kultur bezeichnet wird. Ab 1975 als Naturschutzsachverständiger des Landes Niederösterreich aktiv, unterstützte B. mehrere ökologische Projekte wie die Volksabstimmung gegen den Bau des Atomkraftwerkes Zwentendorf (1978), da sich geologische Störungszonen unterhalb des vorgesehenen Bauplatzes befanden, setzte sich für den Erhalt der Hainburger Au ein (1984) und kämpfte gegen die Errichtung eines Atommülllagers am Rosenhügel westlich von Stainz (1992). Ab 1948 Mitglied der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft, ab 1950 der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 1968–83 der Schweizer Geologischen Vereinigung, war er ab 1970 als (Gründungs-)Mitglied der Vereinigung für Umwelt und Energie in Laxenburg tätig. 1989 wurde er Ehrenmitglied der deutschen Geologischen Vereinigung e. V., der Österreichischen Geologischen Gesellschaft und des Naturwissenschaftlichen Vereines für Kärnten sowie 1990 korrespondierendes Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. 1975 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, 1993 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.

Weitere W.: s. Ertl; Scharbert; Poggendorff. – Teilnachlass: Geologische Bundesanstalt, Wien.
N.: A. Ertl, in: Mitteilungen der Österreichischen Geologischen Gesellschaft 90, 1999, S. 207–212 (m. B. u. W.); ders. – W. Postl, Joannea Mineralogie 1, 2000, S. 91–94 (m. B.); G. Tichy, in: Unsere Heimat 71, 2000, S. 231–234 (m. B.); S. Scharbert, in: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 142, 2000, S. 5–10 (m. W.).
L.: Die Presse, 25. 11. 1998 (Parte); Poggendorff 7a (m. W.); Renner, Nachlässe; Who’s who in Austria 7, ed. R. Bohmann – St. S. Taylor, 1969/70, 1969; Geologische Bundesanstalt (m. B.), UA, beide Wien; Mitteilung Thomas Hofmann, Wien.
(W. Kainrath – D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)