Beer Alois, Photograph. Geb. Budapest (H), 4. 6. 1840; gest. Klagenfurt (Kärnten), 19. 12. 1916. Onkel von Alfred Kubin, der ab 1892 bei ihm eine vierjährige Lehre absolvierte; ab 1870 in 1. Ehe mit Marie Beer, ab 1891 in 2. Ehe mit Mathilde Künl (gest. Klagenfurt, 22. 8. 1924) verheiratet. – B. absolvierte 1859–62 den Dienst im 7. Infanterie-Regiment in Klagenfurt, anschließend übersiedelte er nach Wien und erlernte die Photographie bei →Ludwig Angerer und →Josef Székely. 1863 richtete er für sechs Wochen ein provisorisches Atelier im Café der Familie B. in Klagenfurt ein und eröffnete noch im selben Jahr ein Atelier in der Wiener Mariahilfer Straße, das er ab 1865 gemeinsam mit Ferdinand Mayer betrieb. 1867 gründete er ein weiteres Photoatelier in Klagenfurt und 1871 mit seinem Partner das Atelier Beer & Mayer in Graz. 1873 wandte er sich der Landschaftsphotographie zu und übernahm 1879 die Negative von →Johann Bapt. Reiner, wodurch sein Sortiment ab diesem Zeitpunkt 520 unterschiedliche topographische Objekte im heutigen Österreich, in Krain und dem Küstenland mit insgesamt 1.522 Aufnahmen umfasste. 1881 zog er sich aus dem Grazer Geschäft zurück und eröffnete 1891 eine Filiale in Pörtschach am Wörthersee. Bei seinen Arbeiten lag der Schwerpunkt zunächst auf Porträts, ab den 1870er-Jahren zunehmend auf Ansichten von Kärnten, v. a. Klagenfurt und Umgebung, sowie von den angrenzenden Ländern. Zudem dokumentierte er Naturereignisse wie die Folgen des Lawinenabgangs von Bleiberg-Hüttendorf im Februar 1879 oder die Stadt Messina nach der Erdbebenkatastrophe von 1909; weitere Themen waren Ansichten von Schlössern in Innsbruck und Ambras (1895) und von bekannten Wiener Gebäuden (1897). Gegen Ende des 19. und in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden Aufnahmen bei Manövern und von Schiffen in den Adria-Häfen. Verwendet wurden alle gängigen Größen für Einzelbilder und Serien wie Groß-, Quart-, Cabinet-, Stereo- und Visitformat und ab Ende der 1890er-Jahre auch die Postkarte. B. photographierte zwischen 1885 und 1900 in den Mittelmeerländern sowie in Mittel- und Westeuropa, Anfang des 20. Jahrhunderts vorrangig in Spanien. Seine Arbeiten zeigte er auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland (etwa bei den Weltausstellungen in Wien 1873 und Paris 1878; in Brüssel 1875, Salzburg 1895, Mailand 1906). Bei den Personenaufnahmen im Atelier orientierte sich B. an den eleganten Darstellungen seines Lehrmeisters und führenden Porträtisten der 1860er-Jahre in Wien, Ludwig Angerer. Die Stadt- und Architekturansichten, in denen vielfach Passanten mit festgehalten sind, wirken im Gegensatz zu den meisten topographischen Aufnahmen seiner Kollegen recht lebendig. In den Marinebildern kommen nicht allein Schiffe und Bewaffnung, Stapelläufe und Schießübungen ins Bild, sondern auch die Besatzung bei ihrer Tätigkeit an Bord. B. muss als der bedeutendste photographische Chronist Kärntens im 19. Jahrhundert angesehen werden. Er wurde 1864 Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien und erhielt 1882 den Titel eines Hof-Photographen; 1879 wurde er mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Nach seinem Tod führte seine Witwe Mathilde B. das Atelier in Klagenfurt bis um 1919 weiter. Rund 30.000 Glasplattennegative mit Landschafts- und Marinethemen befinden sich in der Bildersammlung des Kriegsarchivs im Österreichischen Staatsarchiv in Wien.