Beer, Joseph Georg (1803–1873), Botaniker und Handelsmann

Beer Joseph Georg, Botaniker und Handelsmann. Geb. Wien, 3. 7. 1803; gest. ebd., 13. 3. 1873; röm.-kath. Sohn des bürgerlichen Schneidermeisters Georg Beer (gest. Wien, 8. 6. 1834) und der Theresia Beer, geb. Philippi (gest. Wien, 14. 1. 1849); verheiratet mit Antonia Maria Beer, geb. Weber (geb. Wien, 10. 7. 1823; gest. Mureck, Steiermark, 12. 7. 1901). – Nach dem Besuch des Gymnasiums stieg B. in das florierende Damenmodengeschäft seines Vaters ein und widmete sich nebenher der Kultur tropischer Gewächshauspflanzen. 1843 gab er die Berufstätigkeit auf und bildete sich weitgehend autodidaktisch, unterstützt durch die Botaniker →Franz Unger und →Eduard Fenzl, zu einem international geschätzten Botaniker und Pflanzenzüchter heran. B. besaß sieben Glashäuser, in denen er vorwiegend Orchideen, Bromelien, Kamelien sowie Kakteen und andere Sukkulenten kultivierte. Dieser Pflanzenbestand gehörte damals zu den größten Lebendsammlungen Wiens und erhielt mehrfach Preise der Gartenbau-Gesellschaft. Neben einigen kleineren Arbeiten, wie „Ueber tropische Orchideen, deren Kultur u.s.w.“ (in: Allgemeine Gartenzeitung 11, 1843), „Versuch einer Eintheilung der Familie der Bromeliaceen nach deren Blüthenstande“ (in: Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 4, 1854, und in: Oesterreichisches Botanisches Wochenblatt 4, 1854) sowie „Versuch einer Classification der Familie der Farne“ (in: Österreichische botanische Zeitschrift 15, 1865) verfasste B. mit „Praktische Studien an der Familie der Orchideen, nebst Kulturanweisungen und Beschreibung aller schönblühenden tropischen Orchideen“ (1854), „Die Familie der Bromeliaceen“ (1857) und „Grundzüge der Obstbaukunde“ (1872) wesentliche zusammenfassende Handbücher. Das großformatige Prachtwerk „Beiträge zur Morphologie und Biologie der Familien der Orchideen“ (1863) enthielt erstmals auch detaillierte Abbildungen zu Samen und Fruchtständen. B. besuchte im Auftrag der österreichischen Regierung die Weltausstellung in Paris 1867, die internationale Gartenbau-Ausstellung in Hamburg 1869 und gehörte der Regierungskommission zur Organisation der Weltausstellung 1873 in Wien an. Der Geologischen Reichsanstalt schenkte er eine umfangreiche Sammlung fossiler Pflanzen. Er war u. a. ab 1843 Mitglied und 1859–66 Generalsekretär der Gartenbau-Gesellschaft in Wien, ab 1860 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und ab 1864 Korrespondent der Geologischen Reichsanstalt in Wien. 1855 erhielt er die goldene Gelehrten-Medaille für Kunst und Wissenschaft, 1866 das Ritterkreuz des preußischen Roten Adler-Ordens IV. Klasse und 1869 den Titel eines kaiserlichen Rats.

Weitere W.: Ueber tropische Orchideen und deren Kultur, in: Allgemeine Gartenzeitung 13, 1845; Über das Vorkommen eines Schleuderorganes in den Früchten verschiedener Orchideen, in: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 24, 1857; Ueber die Ananas, in: Froriep’s Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde 1, 1857.
L.: Die Presse, Gemeinde-Zeitung. Unabhängiges, politisches Journal, 15. 3. 1873; NFP, 14. 7. 1901; ADB; Stafleu; Jurende’s Vaterländischer Pilger 34, 1847, S. 236f.; Österreichische botanische Zeitschrift 9, 1859, S. 264f., 23, 1873, S. 135; Leopoldina 8, 1873, S. 51; D. Stur, in: Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1873, S. 263ff.; Sitzungs-Berichte der naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden 1873, 1874, S. 66; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965 (s. unter Johann Georg B.); Pfarre St. Michael, Pfarre St. Rochus, beide Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)