Beeth, Lola (Leonora Karola); geb. Bett (1860–1940), Sängerin

Beeth Lola (Leonora Karola), geb. Bett, Sängerin. Geb. Krakau, Galizien (Kraków, PL), 20. oder 23. 11. 1860; gest. Berlin, Deutsches Reich (D), 18. 3. 1940; mos., ab 1901 evang. AB. Tochter von Moritz Bett und Fajga (Fanni), geb. Russmann. – B.s musikalische Ausbildung in Lemberg umfasste Gesang und Klavier. Es folgten Studien bei →Louise Dustmann-Meyer in Wien sowie die weitere Ausbildung bei Pauline Viardot-García in Paris, Francesco Lamperti in Mailand und Rosa de Ruda in Berlin. 1882 debütierte sie als Elsa in Wagners „Lohengrin“ an der Berliner Hofoper und feierte dort bedeutende Erfolge im lyrisch-dramatischen Fach. Direktor →Wilhelm Jahn holte sie an die Wiener Hofoper, wo sie ab Mai 1888 bis Ende April 1895 als wertvolles Mitglied wirkte. B. fand große Bewunderung nicht zuletzt als elegante Bühnenschönheit. Ihrem Gesang wurde Wohlklang und Perfektion attestiert, fallweise jedoch auch allzu kühle Noblesse. Ihr Spiel zeichnete sich durch Dezenz und Vornehmheit aus. Zu B.s bedeutendsten Rollen im Sopranfach zählten die Eurydike in Glucks „Orpheus und Eurydike“, Susanne und Pamina in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ bzw. „Die Zauberflöte“, im Wagnerfach Venus und Elisabeth in „Tannhäuser“, Elsa in „Lohengrin“, Freia in „Rheingold“, Sieglinde in „Die Walküre“, Eva in „Die Meistersinger von Nürnberg“. Große Erfolge errang B. auch als Frau Fluth in Nikolais „Die lustigen Weiber von Windsor“, als Rebecca in Marschners „Der Templer und die Jüdin“, als Margiana in „Der Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius sowie in Partien der französischen und italienischen Opernsparte wie Recha in Halévy’s „Die Jüdin“, Gounods Margarethe und Julie, Desdemona in Verdis „Othello“, Susel in Mascagnis „Freund Fritz“. In der Uraufführung von Antonio Smareglias „Der Vasall von Szigeth“ (Wien 1889) und in dessen „Cornelius Schut“ (1894) sang sie die weiblichen Hauptrollen. 1893 übernahm sie die von →Amalia Materna kreierte Rolle der Viviane in →Karl Goldmarks „Merlin“. In Goldmarks „Die Königin von Saba“ sang sie die Sulamith. Eine ihrer Glanzrollen im heiteren Fach war der Prinz Orlofski in „Die Fledermaus“ von →Johann Strauß (Sohn). Sie setzte ihre Karriere an der Grand Opéra Paris, an der Metropolitan Opera New York (1895/96), an der Covent Garden Opera London (1896) sowie in Moskau, Monte Carlo und Warschau fort. 1898–1901 war sie wieder an der Wiener Hofoper engagiert, wurde aber in →Gustav Mahlers Direktion nur wenig beschäftigt. Anlässlich ihres neuerlichen Abschieds von Wien wurde sie 1901 mit dem Kammersänger-Titel ausgezeichnet. Später lebte sie in Berlin als Konzertsängerin und Pädagogin. Von ihrer Stimme gibt es vier Aufnahmen auf G & T und Homophon. Die Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus besitzt das mit vielen Künstler-Autographen versehene Stammbuch der Sängerin.

W.: Erinnerungen an die Wiener Hofoper, in: Neues Wiener Journal, 11. 5. 1913.
L.: WZ (Abendausgabe), 29. 12. 1881; Eisenberg, Bühne; Jew. Enc.; Kat. der Porträt-Smlg.; Kutsch–Riemens; Wininger; Der Humorist 6, 1885, Nr. 7, S. 1f. (mit Bild); Deutsche Kunst- & Musik-Zeitung 14, 1887, S. 263 (mit Bild); Berühmte Sängerinnen der Vergangenheit und Gegenwart, ed. A. Ehrlich, 1895, S. 17f. (mit Bildern); 50 Jahre Hoftheater. Künstler-Album, ed. R. Lothar – J. Stern, 1900, S. 112f. (mit Bild); Annals of the Metropolitan Opera 1–2, 1989; IKG, Wien.
(C. Höslinger)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)