Begović, Milan; Ps. Tugomir Cetinski, Xeres de la Maraja, Stanko Dušić, Esop s Griča, Hipolit, Malvolio, Petronius (1876–1948), Schriftsteller, Regisseur, Dramaturg und Übersetzer

Begović Milan, Ps. Tugomir Cetinski, Xeres de la Maraja, Stanko Dušić, Esop s Griča, Hipolit, Malvolio, Petronius, Schriftsteller, Regisseur, Dramaturg und Übersetzer. Geb. Vrlika, Dalmatien (HR), 19. 1. 1876; gest. Zagreb, Jugoslawien (HR), 13. 5. 1948. Sohn des Händlers und Kleingrundbesitzers Ivan Begović und seiner Frau Filomena Begović, geb. Bressan, Vater der Schauspielerin und Schriftstellerin Božena Begović (1901–1966); ab 1900 mit der Pianistin Paula Begović, geb. Goršetić, in 2. Ehe (ab 1923) mit Anna Maria Begović, geb. Spitzer, in 3. Ehe (ab 1928) mit Danica Begović, geb. Rabenhalt, verheiratet. – B. besuchte 1888–94 das Oberrealgymnasium in Spalato, studierte 1894–96 Naturwissenschaften an der philosophischen Fakultät der Universität Agram und wechselte 1897 zum Studium der romanischen und slawischen Philologie an die Universität Wien; 1903 Lehramtsprüfung aus Italienisch und Kroatisch. Noch als Student veröffentlichte er zwei Lyrikbände: „Pjesme“ (1896) sowie, unter Pseudonym, die Aufsehen erregende Sammlung „Knjiga Boccadoro“ (1900), die →Hermann Bahr als den eigentlichen Beginn der kroatischen Moderne betrachtete. Neben dem Studium arbeitete B. als Hilfslehrer in Spalato und Zara, dann als Lehrer in Spalato. 1908 schloss er Bekanntschaft mit →Alfred Freiherr von Berger und wurde daraufhin 1909 Volontär, 1910 Dramaturg am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg unter Direktor Carl Hagemann. 1912 ging er als Dramaturg und Regisseur an die Neue Wiener Bühne, 1913 wirkte er kurzzeitig am Serbischen Nationaltheater in Neusatz. Es entstanden erste dramatische Werke („Myrrha“, 1902, „Gospodja Walewska“, 1906, „Venus victrix“, 1905 uraufgeführt, „Stana Biučića“, 1909). 1914–18 hatte B. eine Anstellung am Oberrealgymnasium in Sarajevo, war aber ab 1916 in Wien wohnhaft. Dort war er während des Weltkriegs u. a. im Bereich der Militärpostzensur tätig und besuchte die einjährige freiwillige Reserve-Verpflegungsbeamtenschule. Nach dem Krieg gehörte er bis Ende 1919 der jugoslawischen Militärmission an. Anschließend übersiedelte er nach Zagreb, wo er ab 1920 Angestellter in der Kommission für Bildung und Religion war und im selben Jahr Lehrer an der Schauspielschule wurde. Neben redaktioneller Arbeit („Kritika“, „Novosti“) begann B. in dieser Zeit eine intensive, stilistisch und thematisch vielfältige Tätigkeit als Dramatiker. So entstanden „Svadbeni let“ (1922, Uraufführung 1923), „Nasmijana srca“ (1923), „Božji čovjek“ (1924) und „Pustolov pred vratima“ (1926), die zu seinen meistbeachteten Werken gehören. 1921 erschien sein erster Roman „Dunja u kovčegu“. Ab 1927 fungierte B. als Intendant des Hrvatsko narodno kazalište (Kroatisches Nationaltheater) in Zagreb, von wo er 1929 wegen politischer Anspielungen im Stück „Hrvatski Diogenes“ (1928) an ein Gymnasium versetzt wurde. Dennoch erschienen die Dramen „Amerikanska jahta u splitskoj luci“ (deutsch: „Die amerikanische Yacht im Hafen von Spalato“, beide 1930) und „Bez trećega“ (1931, deutsch: „Herzen im Sturm“, ca. 1949). 1930–31 folgte der Fortsetzungsroman „Giga Barićeva“ (1940 in Buchform, mehrfach aufgelegt). Nach der Versetzung in den Ruhestand 1932 wandte sich B. neben weiteren Dramen auch Erzählungen („Kvartet“, 1936) und mit dem Libretto „Ero s onoga svijeta“ (1936, deutsch: „Ero der Schelm“, 1938) der Oper zu. Das 1936 von Jakov Gotovac vertonte Werk wurde zu einem internationalen Erfolg. B. gilt als Vertreter der kroatischen Moderne, einer stilistisch heterogenen Bewegung im Gefolge des französischen und der mitteleuropäischen Modernismen. Sein literarisches Schaffen ist u. a. von Ibsen, Pirandello, D’Annunzio und der Psychoanalyse beeinflusst und kreist thematisch um das Geschlechterverhältnis und erotische Konflikte. B.’ Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mehrmals verfilmt. Die Dramen kamen auch außerhalb Jugoslawiens, in mehreren europäischen Ländern, teils sogar in den USA und in Südamerika, zur Aufführung. Durch seine zahlreichen Übersetzungen v. a. aus dem Italienischen und dem Deutschen ins Serbokroatische nahm B. zudem eine wichtige Mittlerfunktion ein. Er war ab 1936 korrespondierendes Mitglied der Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti. Für sein literarisches Wirken wurde er wiederholt ausgezeichnet (Ordine della Corona d’Italia III. Klasse, Ordre de la Légion d’honneur).

Weitere W. (s. auch Leksikon pisaca Jugoslavije; Hrvatski biografski leksikon): Verfilmungen: Bílá jachta ve Splitu (Spielfilm Tschechoslowakei 1939); Pustolov pred vratima (Spielfilm Jugoslawien 1961); Bez trećeg (Fernsehfilm Jugoslawien 1968); Američka jahta u Splitskoj luci (Fernsehfilm Jugoslawien 1969).
L.: Enc. Jug. (mit Bild); Leksikon pisaca Jugoslavije 1, 1972 (mit Bild und W.); M. Brajinović, M. B. und seine kulturellen Beziehungen zu Wien, phil. Diss. Wien, 1977; Hrvatski biografski leksikon 1, 1983 (mit Bild und W.); D. Buzov, Die Romane des M. B. Zur Kontinuität der Décadence-Literatur des Fin de siècle in der kroatischen Literatur des 20. Jahrhunderts, 2000; Lexikon der Weltliteratur. Fremdsprachige Autoren 2, ed. G. von Wilpert, 4. Aufl., 2004.
(W. Fischer-Nebmaier)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 65
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