Beitzke, Hermann (1875–1953), Anatom

Beitzke Hermann, Anatom. Geb. Tecklenburg, Preußen (D), 21. 6. 1875; gest. Graz (Steiermark), 8. 6. 1953. Sohn eines Landesgerichtspräsidenten, Vater des Rechtswissenschaftlers Günther Beitzke (geb. Freiburg im Breisgau, Großherzogtum Baden/D, 26. 4. 1909; gest. Bonn, D, 16. 6. 2004). – Nach Besuch des Apostelgymnasiums in Köln studierte B. ab 1894 Medizin an den Universitäten Lausanne, Bonn, München, Berlin und Kiel; 1899 Dr. med. in Kiel. 1900–01 war er zunächst als Assistent am Hygienischen Institut der Universität Halle an der Saale, danach bis 1902 am Pathologischen Institut der Universität Göttingen und ab 1903 am Pathologischen Institut der Universität Berlin tätig. 1905 habilitierte sich B. in Berlin für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. 1906–11 als Prosektor am Pathologischen Institut in Berlin angestellt, wurde er 1909 zum ao. Prof. ernannt und erhielt 1911 eine Berufung als o. Prof. an die Lehrkanzel für pathologische Anatomie der Universität Lausanne. Im 1. Weltkrieg als Pathologe in der deutschen Armee tätig, kehrte B. 1916 an die Düsseldorfer Akademie für praktische Medizin nach Deutschland zurück. Ab 1922 lehrte er an der Universität Graz, wo ihm ein modernes Institut zur Verfügung stand; 1925/26 und 1932/33 Dekan der medizinischen Fakultät, 1929/30 Rektor der Universität Graz; 1940 emeritiert. Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit stand die Tuberkuloseforschung. Besonders intensiv befasste sich B. mit den Infektionswegen der Tuberkuloseerreger, mit der Pathogenese und dem Verlauf dieser Krankheit. Sein „Taschenbuch der pathologisch-histologischen Untersuchungsmethoden“ (1907, 2. Aufl. 1924) wurde auch ins Serbische und Russische übersetzt. Ab 1930 war B. pathologisch-anatomischer Fachberater in der Redaktion der „Ergebnisse der gesamten Tuberkuloseforschung“, in deren Bänden er auch seine eigenen Beiträge, v. a. über die pathologische Anatomie der Lungentuberkulose im Pubertätsalter, veröffentlichte. Ebenso befasste sich B. mit Bazillen und ihrer Bedeutung für den Menschen sowie mit Tierpathogenität und immunität. Weitere Forschungen betrafen Entzündungen, wobei er sich insbesondere um eine neue Definition dieses Begriffs bemühte. B. war korrespondierendes Mitglied der Société Vaudoise de Médecine, der Gesellschaften der Ärzte in Wien und Budapest, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pathologie (1937 Vorsitzender), auswärtiges Mitglied des Deutschen Zentralkomitees zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit, Ehrenmitglied des Vereins der Ärzte in der Steiermark, ab 1952 der Deutschen und ab 1953 der Österreichischen Tuberkulosegesellschaft.

Weitere W.: s. Konschegg.
N.: A. v. Frisch, in: Tuberkulosearzt 7, 1953, S. 573f. (m. B.); E. Uehlinger, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 78, 1953, S. 1274 (m. B.).
L.: Emődi; Fischer; Kürschner, Gel.Kal., 1950; Wer istʼs?, 1935; L. Aschoff, Herrn Professor Dr. H. B. …, zu seinem 60. Geburtstag ..., 1935; Th. Konschegg, in: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Pathologie 38, 1955, S. 378–385 (m. W.).K. Reichl, Lexikon der Persönlichkeiten und Unternehmungen. Steiermark, 1955; M. Mechow, Namhafte CCer, in: Historia Academica 8/9, 1976, S. 17; G. Dhom, Geschichte der Histopathologie, 2001, S. 249f.; Materialiensammlung ÖBL (m. B.), Wien; UA, Graz, Steiermark; Mitteilung Sabine Krammer, Graz, Steiermark.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)