Benke, Hermann (1866–1937), Schauspieler

Benke Hermann, Schauspieler. Geb. Linz (Oberösterreich), 7. 6. 1866; gest. Wien, 25. 3. 1937. B. wuchs bei Zieheltern auf, absolvierte die Handelsakademie und war nach einer kaufmännischen Lehre neun Jahre in einem Linzer Unternehmen tätig. Als er 1888 anlässlich einer Festveranstaltung in Linz für den erkrankten Burgschauspieler →Konrad Adolf Hallenstein einsprang, soll ihn der anwesende Erzhg. Johann Salvator (→Johann Orth) bewogen haben, zum Theater zu wechseln; eine eigentliche Schauspielausbildung erhielt B. nicht. Zunächst auf den Sommerbühnen von Mondsee und (Bad) Ischl tätig, gelangte er über kurze Engagements in Olmütz (Olomouc), Innsbruck, Regensburg, Kiel, Reichenberg (Liberec) und Straßburg (Strasbourg) 1897 an das Berliner Residenztheater. Danach spielte er in Dresden, unternahm eine Rezitationstournee durch Deutschland und gastierte – nach einem sehr erfolgreichen Engagement in Würzburg – in Rumänien und Russland. Seine Glanzzeit hatte B. 1901–04 am Kaiser-Jubiläums-Stadttheater in Wien, der heutigen Volksoper, wo er Helden- und Charakterrollen wie den Grafen Essex in Heinrich Laubes gleichnamigem Trauerspiel oder den Ingomar in Friedrich Halms „Der Sohn der Wildnis“ verkörperte. In seiner Antrittsrolle als Marcus Superbus in Wilson Barretts Tragödie „Im Zeichen des Kreuzes“ soll er 450-mal aufgetreten sein. Da B. den österreichischen Dialekt gut beherrschte, wurde er zudem in zahlreichen Volks- und Bauernstücken eingesetzt. Sehr populär waren seine Vortragsabende. Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs war B. Oberspielleiter am Theater an der Wien und begann seine Karriere beim österreichischen Film: Dem Debüt als Gotthold Ephraim Lessing in „Die Gouvernante“ (1913/14) folgten wichtige Rollen in Produktionen der Wiener Kunstfilm-Industrie und anderen Filmgesellschaften. Um 1927 zog er sich ins Privatleben zurück.

Weitere Bühnenrollen: Faust (J. W. v. Goethe, Faust); Egmont (ders., Egmont), Wilhelm Tell (F. v. Schiller, Wilhelm Tell); etc. – Filmrollen in: Der Meineidbauer, 1915; Mit Herz und Hand fürs Vaterland, 1915; Die Tragödie auf Schloß Rottersheim, 1916; „Die Brandstifter Europas“, 1926; etc. – Publ.: Prolog, o. J. (m. B., für das K. Jubiläums-Stadttheater).
N.: NWT (A.), 25. 3. 1937; Neues Wiener Journal (m. B.), NFP, RP, 26. 3. 1937.
L.: Czeike; Die Fackel; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theaterlex.; H. B. in seinen besten Rollen, 1904 (m. B.); H. B. Abdruck einiger Artikel und Rezensionen, (um 1905) (m. B.); W. Fritz, Die österreichischen Spielfilme der Stummfilmzeit (1907–39), 1967, s. Reg.; ders., Kino in Österreich 1896–1930, 1981, s. Reg. (m. B.); ders., Im Kino erlebe ich die Welt, 1997 (m. B.); K. Weniger, Das große Personenlexikon des Films 1, 2001; Filmhimmel Österreich 19, 2005, S. 14 (m. B.).
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)