Benussi, Bernardo (1846–1929), Historiker und Lehrer

Benussi Bernardo, Historiker und Lehrer. Geb. Rovigno, Istrien (Rovinj, HR), 10. 1. 1846; gest. Trieste (I), 18. 3. 1929; röm.-kath. Sohn von Andrea Benussi und Giovanna Rocco, Vater von →Vittorio Benussi; ab 1872 verheiratet mit Maria Rizzi (geb. Pola, Istrien / Pula, HR, 21. 11. 1852; gest. Trieste, 10. 3. 1938). – B. begann seine Ausbildung am Priesterseminar von Udine, maturierte jedoch schließlich am Staatsgymnasium in Capodistria. 1864 inskribierte er an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Padua, wechselte aber im Folgejahr an die Universität Wien, wo er bis 1867 Geschichte und Geographie studierte; Dr. phil. 1869 an der Universität Graz. 1868–74 war B. als Gymnasialprofessor in Capodistria tätig, ehe er mit seiner Familie nach Triest übersiedelte, wo er 1874–94 als Lehrer am Staatsgymnasium wirkte. 1894–1908 fungierte er als Direktor des Mädchengymnasiums. Darüber hinaus hielt er Kurse an der Triester Handelsakademie und stand 1909–13 der städtischen Volkshochschule vor. Neben seiner Lehrtätigkeit begann B. in den 1870er-Jahren sich mit der Erforschung der römischen und mittelalterlichen Geschichte Istriens zu beschäftigen. 1884 zählte er zu den Mitbegründern der Società istriana di archeologia e storia patria (1899–1925 Präsident). Daneben wirkte er 1885–1900 als Vorstandsmitglied der Società adriatica di scienze naturali, für deren Mitteilungen er auch naturwissenschaftliche Beiträge über Istrien verfasste (z. B. „Elenco degli uccelli viventi nellʼIstria ed in ispecialità nellʼagro piranese“, in: Bollettino della Società adriatica di scienze naturali 4, 1879). 1897–1909 gehörte er dem Leitungsgremium des von →Domenico Rossetti de Scander gegründeten Triester Kulturvereins Società di Minerva an. B. war prinzipiell parteilos, obwohl er mit der italienischen liberalnationalen Partei des Küstenlands sympathisierte und antislawisch eingestellt war. In seinen Publikationen propagierte er über mehrere Jahrzehnte die Vorherrschaft der italienischen Kultur im Küstenland und versuchte, die italienische Identität der Region wissenschaftlich nachzuweisen. V. a. in seinem Beitrag „La liturgia slava nell’Istria“ (in: Atti e memorie della Società istriana di archeologia e storia patria 9, 1893) lehnte B. die Ansprüche der istrischen kroatischen Partei auf Anerkennung des Kroatischen als eine der offiziellen Amts- und Bildungssprachen in Istrien ab. Obwohl er der Monarchie eher kritisch gegenüberstand, nahm B. an einigen offiziellen Veranstaltungen und Projekten teil, etwa 1888 an der Eröffnung des Erzherzogin-Maria-Theresia-Seehospizes der Stadt Wien in San Pelagio (gemeinsam mit dem aus Rovigno stammenden Romanisten Antonio Ive) oder 1891 am Band „Das Küstenland“ des sogenannten Kronprinzenwerks („Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“) mit einem Beitrag über die Landesgeschichte Istriens.

Weitere W.: L’Istria sino ad Augusto, 1883; Manuale di geografia, storia e statistica del Litorale, 1885; Storia documentata di Rovigno, 1888; Nel Medio Evo. Pagine di storia istriana, 1897; Parenzo nell’evo medio e moderno, 1910.
L.: A. Gentile, Il primo secolo della Società di Minerva 1810–1909, 1910, S. 103, 107; Dizionario Biografico degli Italiani 8, 1966; Istarska enciklopedija, 2005 (mit Bild); F. Toncich, Istrien 1840–1914. Eine kulturelle Versuchsstation des Habsburgerreiches, 2021, s. Reg.; UA, Wien; UA, Graz, Steiermark; Archivio del Comune di Trieste, Archivio storico diocesano di Trieste, Civici Musei di Storia e Arte, alle Trieste, I.
(F. Toncich)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)