Berg Alban (Albano Maria Johannes), Komponist. Geb. Wien, 9. 2. 1885; gest. ebd., 23. (24.?) 12. 1935 (Ehrengrab: Hietzinger Friedhof); röm.-kath. Sohn des aus Wöhrd bei Nürnberg zugezogenen Kaufmanns (Buch-, Kunst- und Devotionalienhandel) Conrad Berg (gest. 1900) und der Johanna Berg, geb. Braun, Bruder der Korrepetitorin und Klavierlehrerin Smaragda Berg, Vater der aus einer Beziehung mit dem Küchenmädchen Marie Scheuchl stammenden Albine Scheuchl (1902–1954), zu der er sich zwar ein Jahr später bekannte, fortan aber kaum Beziehungen unterhielt; ab 1911 mit Helene Berg, geb. Nahowski (1885–1976), verheiratet, einer vermutlichen Tochter Kaiser →Franz Josephs I. – Nach dem Tod des Vaters, der 1894 den „Berghof“ am Kärntner Ossiacher See als Sommersitz der Familie erworben hatte, führte die Mutter das Geschäft weiter und ermöglichte B. sowie seiner Schwester weiterhin Musik- und Klavierunterricht. Wegen schlechter schulischer Leistungen musste er die letzten beiden Klassen wiederholen, ehe er im Sommer 1904 maturierte. Aus jener Zeit stammen frühe literarische und kompositorische (v. a. Lieder) Schöpfungen, nach deren Durchsicht Arnold Schönberg B. im Herbst 1904 in seinen Theorie-Kurs an der Schule der Reformpädagogin →Eugenie Schwarzwald aufnahm und ihm dann von Mai 1905 bis Sommer 1910 kostenlos privaten Kompositionsunterricht gab. Zu B.s Mitschülern zählten u. a. →Anton Webern, Egon Wellesz und Erwin Stein, die später zusammen mit ihrem Lehrer als Wiener Schule wesentlich die musikalische Moderne prägten. Einen im Herbst 1904 angetretenen Posten als Rechnungspraktikant der niederösterreichischen Statthalterei konnte er quittieren, als seiner Mutter 1906 eine größere Erbschaft zufiel. Frühe Aufführungen seiner Werke, wie des Streichquartetts op. 3 im April 1911, fanden keine positive Resonanz, seine Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg (→Richard Engländer) (op. 4) verursachten sogar den Abbruch des „Skandalkonzerts“ vom März 1913; Erfolge seiner Kompositionen, die (nach spättonal-expressionistischen Frühwerken) jeden tonalen Bezug aufgegeben hatten, stellten sich erst 1923 in Berlin sowie Salzburg ein. Als Schönberg im September 1911 für knapp vier Jahre nach Berlin ging, vertraute er B. seine Schüler (wie z. B. Robert Kolisko) an, der nun selbst bis an sein Lebensende unterrichtete, u. a. Julius Schloß, Josef Travnicek (Trauneck), Theodor W. Adorno, Willi Reich, Fritz Heinrich Klein oder Hans Erich Apostel. Daneben arbeitete er freiberuflich für die Wiener Universal-Edition (z. B. erstellte er den Klavierauszug für Schönbergs „Gurre-Lieder“), für deren 1919 gegründete Zeitschrift „Musikblätter des Anbruch“ er ein wichtiger Autor wurde, wenngleich er die ihm 1920 angebotene redaktionelle Leitung aus gesundheitlichen Gründen nicht übernahm. Den 1. Weltkrieg hatte er, nach einem Zusammenbruch in einer Reserveoffiziersschule, als Kanzlist im Kriegsministerium überlebt. Im von Schönberg Ende 1918 gegründeten (und nach 1921 aufgelösten) Verein für musikalische Privataufführungen wurde B. sowohl Vorstandsmitglied als auch einer der „Vortragsmeister“, die für die „richtige“ Interpretation der aufgeführten Werke zu sorgen und Proben zu überwachen hatten. Die prominenten Aufführungen von 1923 trugen B. dann 1924 den Kunstpreis der Stadt Wien ein. Im selben Jahr hob Hermann Scherchen in Frankfurt am Main seine „Drei Bruchstücke aus Wozzeck“ aus der Taufe; die ganze Oper erklang im Dezember 1925 in Berlin unter Erich Kleiber, Realisationen in Prag, Leningrad, Wien und Philadelphia folgten. In Prag hatte ihn im Mai 1925 eine intensive Affäre mit →Franz Werfels Schwester Hanna Fuchs-Robettin verbunden, die ihren musikalischen Niederschlag in der programmatisch durchsetzten „Lyrischen Suite“ für Streichquartett erfuhr – sie bediente sich, wie nun alle weiteren Werke B.s, der von Schönberg entwickelten Zwölftontechnik; doch bezog der Komponist auch in die strengsten dodekaphonen Strukturen immer wieder tonale Bausteine ein. Der große Erfolg des „Wozzeck“ verhalf B. zu weltweiter Berühmtheit, 1928 wurde er Jury-Mitglied der 1922/23 gegründeten Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM), 1930 ao. Mitglied der Berliner Akademie der Künste. In diesen Jahren arbeitete er bereits an seiner zweiten Oper, „Lulu“ nach Frank Wedekind, die ihm zu vollenden nicht mehr vergönnt war; drei „Symphonische Stücke“ aus ihr gelangten aber (trotz B.s schneller Ächtung durch die Nationalsozialisten) im November 1934 in Berlin (unter Kleiber) zur Uraufführung – allerdings wegen befürchteter Demonstrationen unter Saalschutz (Kleiber verließ Deutschland bald danach). 1932 hatte B. das „Waldhaus“ in Auen am Wörthersee ersteigert, wo er Ruhe zur Arbeit fand und auch sein letztes vollendetes Werk verfasste: das von dem Geiger Louis Krasner bestellte Violinkonzert, das er dann primär „dem Andenken eines Engels“ widmete – Manon Gropius, der 18-jährig verstorbenen Tochter Alma Mahler-Werfels und Walter Gropius’. Im November 1935 kehrte B. schwerkrank nach Wien zurück. Die „Lulu“ erklang schließlich als zweiaktiges Fragment im Juni 1937 in Zürich, nach der Fertigstellung des 3. Akts durch Friedrich Cerha dirigierte Pierre Boulez die gesamte Oper im Februar 1979 in Paris.