Bergmann, Hermann (1817–1886), Architekt

Bergmann Hermann, Architekt. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 14. 10. 1817; gest. Wien, 26. 5. 1886; röm.-kath. Aus einer begüterten Kaufmannsfamilie. – B. studierte 1834–37 am Prager Polytechnikum und 1838–41 an der Wiener Akademie der bildenden Künste (ABK) u. a. bei →Peter Nobile, →Karl Roesner und Bartholomäus Bongiovanni. Bereits 1840 fungierte er als Mitarbeiter Roesners beim Bau des Treppenhauses der Villa Arthaber (später Wertheimstein) in Wien-Döbling. 1842–44 war B. Assistent für Baukunst am Prager Polytechnikum und arbeitete wiederholt für →Paul Sprenger (z. B. Umbau des Altstädter Rathauses in Prag, ab 1844, sowie Hentzi-Denkmal in Budapest, 1849). Sprenger berief ihn nach der Neuorganisation des staatlichen Bauwesens 1850 in die General-Bau-Direktion nach Wien. B. wurde 1867 Baurat, 1872 Oberbaurat und avancierte zu einem der profiliertesten unter den beamteten Architekten, deren Leistungen von der liberal eingestellten Kritik gerne heruntergespielt wurden. Neben seiner eigenen Bautätigkeit – er spezialisierte sich auf neogotische Kirchenbauten – übernahm er 1867 auch den Vorsitz im Universitäts-Baukomitee, engagierte sich intensiv in der Denkmalpflege und leitete im Rahmen der Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale zahlreiche Restaurierungsprojekte. Für den böhmischen Einfluss auf die Wiener Architektur spielte B. eine wichtige Rolle: Sein Hauptwerk, die Elisabethkirche in Wien 4 (1859–68), bildete eine markante Frühleistung der historistischen Backsteingotik in Österreich, noch bevor →Friedrich Frh. von Schmidt diese Bauweise endgültig etablierte. Als B.s bedeutendster Profanbau gilt die Restaurierung des durch einen Brand zerstörten Collegium Maius der Jagiellonen-Universität in Krakau (1867–72); bekannt wurde auch der in Blanz (Blansko) gegossene Eiserne Pavillon für die Weltausstellung in London (1851), der 1862 im Wiener Stadtpark aufgestellt und nach 1945 abgetragen wurde. B., der eine umfangreiche Kunstsammlung und Bibliothek besaß, zählte 1854 zu den Gründungsmitgliedern des Wiener Altertums-Vereins, war ab 1866 Mitglied der ABK, ab 1875 Mitglied der Zentralkommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale und wurde für sein Œuvre mehrfach ausgezeichnet: So erhielt er 1876 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse und wurde 1884 Ritter des Leopold-Ordens.

Weitere W.: s. AKL; Architektenlexikon.
N.: WZ, 3. 7. 1886.
L.: WZ, 27. 5. 1886 (A.), 29. 5. 1886; AKL (m. W.); Czeike; Die Wr. Ringstraße 11; ÖKL (mit tw. falschen Angaben); Thieme–Becker; Toman; R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jahrhundert, 1970, s. Reg.; S. Kronbichler-Skacha, Die Wiener „Beamten-Architektur“ und das Werk des Architekten H. B., in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 39, 1986, S. 163–203; Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlexikon zur Österreichischen Denkmalpflege (1850–1990), 2001; W. Bałus, Das Kruzifix an der Fassade, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 52, 2002, S. 131–142; Architektenlexikon Wien 1770–1945, http://www.architektenlexikon.at (m. W. u. L.; Zugriff 24. 2. 2012); ABK, Wien.
(W. Krause)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 74
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