Bermann, Joseph; Pseudonym Benno Phisemar (1810–1886), Kunst- und Musikalienhändler, Verleger und Schriftsteller

Bermann Joseph, Ps. Benno Phisemar, Kunst- und Musikalienhändler, Verleger und Schriftsteller. Geb. Wien, 18. 7. 1810; gest. ebd., 4. 7. 1886; röm.-kath. Enkel des Kunsthändlers Joseph Eder (1759–1835), Sohn des Kunst- und Musikalienhändlers Jeremias Bermann (s. u.), verheiratet mit Anna Bermann, geb. Jagatitsch. – B. besuchte das Plebansche Erziehungsinstitut und erhielt Privatunterricht. Schon früh in der Kunsthandlung seines Vaters beschäftigt, unternahm er in den 1820er-Jahren gemeinsam mit diesem Reisen nach Frankreich, Italien, in die Schweiz und nach Deutschland. 1828 wurde er stiller, 1836 öffentlicher Gesellschafter der Firma seines Vaters, 1847 erhielt er eine eigene Kunst- und Musikalienhändlerbefugnis und firmierte nun unter Joseph Bermann. Im Verlag von Joseph und Jeremias B. erschienen u. a. hervorragende Porträt- und Ansichtswerke von →Rudolf von Alt und →Franz von Hauslab, Jugendbücher von →Leopold Chimani und topographische Karten von →Franz Raffelsberger. Neben seiner verlegerischen Tätigkeit war B. auch Schriftsteller und Journalist sowie 1865–71 Redakteur der „Oesterreichischen Buchhändler-Correspondenz“ und der „Wiener Illustrirten Garten-Zeitung“. Er verfasste u. a. Jugendbücher, die anonym im eigenen Verlag erschienen, und eine Arbeit über Mozarts Sterbehaus. 1848–52 fungierte B. als erster Repräsentant des Gremiums der Wiener Kunst- und Musikalienhändler, 1861–86 als Sekretär der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler. Im Auftrag der Letzteren begann er mit umfangreichen Vorarbeiten für eine Österreichische Retrospektive Bibliographie, die über 78.000 Titel umfasste, aber nie gedruckt wurde. Ab 1846 war er auch beeideter Inventurs- und Schätzungskommissär beim Merkantil- und Wechselgericht. Wegen hoher Verschuldung infolge schlechten Geschäftsgangs Ende der 1850er-Jahre auf zusätzliche Einkünfte angewiesen, arbeitete B. als Buchhalter in der Porzellanmanufaktur und als bezahlter Sekretär der Gartenbau-Gesellschaft. In einer Vielzahl von Vereinen engagiert, hatte B. diverse Funktionen im Niederösterreichischen Gewerbeverein inne, war Gründungsmitglied des Wiener Männergesang-Vereins, Kassier des Altertumsvereins etc. Sein Geschäft war bis in die 1860er-Jahre Treffpunkt für Künstler und Schriftsteller. B.s Vater Jeremias Bermann (geb. Oesdorf, Bistum Paderborn / Marsberg-Oesdorf, D, um 1770; gest. Wien, 2. 1. 1855), verwandt mit dem Kunst- und Musikalienhändler Sigmund Bermann und dem Schriftsteller →Moritz Bermann, war mit Anna Bermann (geb. 1790; gest. Wien, 1. 8. 1859), der ältesten Tochter des Kunst- und Musikalienhändlers Joseph Eder, verheiratet. 1807 nach Wien gekommen, war er ursprünglich Stahlarbeiter und erfand die beliebten „Compositions-Schnallen“ für Schuhe. 1817 übernahm er von seinem Schwiegervater die Kunst- und Musikalienhandlung im Elefantenhaus zur goldenen Krone am Wiener Graben.

Weitere W.: s. Österreichische Retrospektive Bibliographie (ORBI), ed. H. W. Lang, R. 3, s. Reg.Bd. 3, 2006.
N.: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 10. 7. 1886; Wiener Illustrirte Garten-Zeitung 11, 1886, S. 326–329 (m. B.). – Nachlass: Wienbibliothek, Wien.
L.: Czeike (auch für Jeremias B.); Hall–Renner; Wurzbach (auch für Jeremias B.); H. P. Hye, J. B.s Tagebücher (1835–1878), in: Wiener Geschichtsblätter 44, 1989, S. 118–127; J. Pauser, Leseverein und Hilfsverein bei J. B., ebd. 46, 1991, S. 62–70; P. R. Frank – J. Frimmel, Buchwesen in Wien 1750–1850, 2008 (auch für Jeremias B.); Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, WStLA, beide Wien.
(J. Frimmel)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)