Bernheimer, Stephan (1861–1918), Mediziner

Bernheimer Stefan, Mediziner. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 17. 1. 1861; gest. Wien, 19. 3. 1918; mos., später evang. AB. Sohn eines Bankiers, Neffe von →Josef Brettauer, Vater von →Walter Ernst Bernheimer. – Nach Besuch des Gymnasiums studierte B. ab 1879 Medizin an der Universität Wien; 1885 Dr. med. Noch im selben Jahr Assistent an der Universitäts-Augenklinik in Heidelberg unter Otto Becker, habilitierte er sich 1889 für Augenheilkunde. 1890 nach Beckers Tod mit der Supplierung der o. Professur und der Leitung der Augenklinik beauftragt, kehrte B. dennoch 1891 nach Wien zurück und habilitierte sich auch an der dortigen Universität für Augenheilkunde. 1900 erfolgte seine Berufung als Professor für Augenheilkunde und Vorstand der Augenklinik nach Innsbruck. Das Angebot, die Augenabteilung am städtischen Spital in Triest als Nachfolger Brettauers zu leiten, lehnte er ab. 1915 übernahm B. die Leitung der 1. Augenklinik der Universität Wien, die er bis zu seinem Tod innehatte; 1904/05 Dekan der medizinischen Fakultät. B. leistete – nicht zuletzt durch Experimente an Affen – wegweisende Forschungen über die zentralen Sehnervenbahnen und die Bahnen für die motorische Innervation des Auges. Darüber hinaus gelangen ihm der anatomische Nachweis der partiellen Kreuzung der Sehnervenfasern im Chiasma opticum, die bis dahin in Frage gestellt worden war, Untersuchungen zum Okulomotoriuskern-Gebiet sowie die Bestimmung des Verlaufs der Fasern des Okulomotorius. Auf klinischem Gebiet forschte er nach Therapien bei Gonoblennorrhoe, tuberkulösen Augenerkrankungen und sympathischer Ophthalmie mit Tuberkulin. Von seinen zahlreichen Werken sind „Über die Sehnervenwurzeln des Menschen“, 1891, und „Das Wurzelgebiet des Oculomotorius beim Menschen“, 1894, hervorzuheben. 1898 erhielt B. den Welzschen-Graefe-Preis.

Weitere W.: s. Inauguration Univ. Wien; Fuchs; Eisenberg; Kreuter.
N.: Inauguration Univ. Wien 1918/19, 1918 (m. W.); E. Fuchs, in: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 60, 1918, S. 814–817 (m. B. u. W.).
L.: Eisenberg 2 (m. W.); Fischer; Kreuter (m. W.); Lesky, S. 494f.; Hundert Jahre Medizinische Fakultät Innsbruck 1869 bis 1969, 2, ed. F. Huter, 1969, s. Reg. (m. B.); R. Fellner – W. Höflechner, Die Augenheilkunde an der Universität Graz, 1973, s. Reg.; F. Krogmann, Streifzug durch die Geschichte der Augenheilkunde in Wien, in: Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte 18, 1998, S. 145f.; H. Huber, Geschichte der Medizinischen Fakultät Innsbruck und der medizinisch-chirurgischen Studienanstalt (1673–1938), 2010, s. Reg. (m. B.); UA, Wien.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)