Beust, Friedrich Ferdinand Gf. (1809-1886), Ministerpräsident

Beust Friedrich Ferdinand, Graf, Staatsmann. * Dresden, 13. 1. 1809; † Schloß Altenberg b. Greifenstein (N.Ö.), 24. 10. 1886. Stud. in Göttingen und Leipzig, trat 1832 in den sächsischen Staatsdienst ein, 1836 Legationssekretär in Berlin, 1838 in Paris, 1841 Geschäftsträger in München, 1846 Min.-Resident in London, 1848 Gesandter in Berlin, 1840 sächsischer Min. d. Äußeren. Er veröffentlichte die in Frankfurt beschlossenen Grundrechte, widerrief dann die Anerkennung der neuen Reichsverfassung, schloß im Mai 1849 die Union mit Preußen, stimmte dann aber für die Wiederherstellung der alten Bundesverfassung; 1850 trat er für Hilfe an Österr. ein, 1863 für den österr. Reformplan und vertrat 1864 die Triasidee der dt. Mittelstaaten auf der Londoner Konferenz; 1866 schloß er das Bündnis Sachsens mit Österr., trat aber zurück, als Bismarck sich weigerte, mit ihm über einen Frieden zu verhandeln. B. wurde 1866 österr. Min. d. Äußeren, im Februar 1867 Min.-Präs., im Juni Reichskanzler, 1868 Graf. Er erreichte die Berufung des verfassungsmäßigen Reichstages, den Ausgleich mit Ungarn und die Krönung Franz Josephs in Ofen. Vor dem Ausbruch des dt.-französ. Krieges 1870–71 arbeitete er an einem französ.-italien.-österr. Bündnis, das infolge der raschen dt. Siege nicht zustandekam. Nach der Aufrichtung des Reiches ging er auf die Vorschläge Bismarcks ein, die die Herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Österr. und Deutschland bezweckten. Am 8. 11. 1871 wurde er seines Amtes enthoben und zum Herrenhausmitgl. und Botschafter in London ernannt; 1878–82 Botschafter in Paris.

W.: Aus drei Vierteljahrhunderten, Erinnerungen und Aufzeichnungen, 2 Bde., 1887.
L.: Wr. Ztg. vom 26. 10. 1886; F. F. Ebeling. Gf. v. B. sein Leben, vornehmlich sein staatsmännisches Wirken, 2 Bde., 1870; R. Rosler, die Mission des F. Frh. v. B. als österr. Min. im Jahre 1866, Diss. Wien 1932; J. Baudisch, Die Politik B.'s nach dem Fall von Sedan, Diss. Wien 1936, M. Berger, Öster. auswärtige Politik (Die Ministertätigkeit des Gf. v. B., 1866–70/71) und das „Vaterland“, 1947; von Friessen. Erinnerungen aus meinem Leben, 2. Aufl. 1822; W. Rogge, Österr. von Vilagos bis zur Gegenwart, 1873; E. Ebersbach, Studien zur dt. Politik Österr., Preussens und der dt. Mittelstaaten, 1859–61, Diss. Leipzig, 1942; Uhlirz, s. Reg., Wurzbach; ADB.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 79f.
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