Bilgeri Georg, Offizier und Alpinist. Geb. Bregenz (Vorarlberg), 11. 10. 1873; gest. am Patscherkofel bei Innsbruck (Tirol), 4. 12. 1934 (Ehrengrab: Friedhof St. Gallus, Bregenz); röm.-kath. Sohn des Josef Bilgeri, Besitzer des Heilbads in Mehrerau, Fischer und Gastwirt, sowie der Verena Bilgeri, geb. Speiser, Bruder u. a. der Unternehmer Martin Bilgeri und Robert Bilgeri. – Nach dem Besuch der Handelsschule begann B. um 1893 als Autodidakt mit dem Schilauf, kam im selben Jahr nach Linz und absolvierte dort einen Befähigungskurs zum Besuch der Einjährig-Freiwilligen-Schule. Seine militärische Laufbahn begann er 1894 beim Tiroler Kaiserjägerregiment Nr. 4, wo er noch in diesem Jahr die Reserveoffiziersprüfung ablegte; 1895 Unter- und noch im selben Jahr Oberjäger, wurde B. 1896 als Kadett-Offiziersstellvertreter in den Stand der Berufsoffiziere übersetzt. 1897 Leutnant, kam B. nach Hall in Tirol, wo er für das Nachrichten- und Skidetachement der Kaiserjäger verantwortlich war. 1901 mit dem Tiroler Kaiserjägerregiment Nr. 4 nach Salzburg transferiert, wurde er im selben Jahr zum Oberleutnant befördert. Ab 1903 hielt er Militärschikurse ab, 1905–08 führte er Instruktorenkurse für Offiziere durch. 1908 gelang ihm erstmals eine Durchquerung der Zentralalpen auf Schiern in zehn Tagen. 1908–09 fungierte B. als Grenzschutzkommandant in den Dolomiten. Daneben leitete er 1906–10 die Militär-Schiwerkstätte in Salzburg. Dort und in weiteren Filialen (Grödig, Freistadt) steigerte sich die Produktion bis zu Kriegsende auf 50.000 Paar Schier. Wichtiger Lieferant für das Heer war auch das B.-Werk in Hörbranz, das aus einer von seinem Bruder Robert gegründeten Fahrradfabrik hervorgegangen war. Nach Verlagerung des Produktionsschwerpunkts auf den Wintersport begann der Aufschwung des Werks, in dem sein Bruder Martin als Geschäftsführer fungierte. 1911 Hauptmann, wurde B. nach Komorn versetzt. 1914 organisierte er die Alpinausbildung neu und erwarb sich Verdienste um die Aufstellung und Ausbildung von zahlreichen Hochgebirgs- und Bergführerkompanien an der Dolomitenfront. Der wohl bekannteste von ihm ausgebildete Bergführer war Luis Trenker. Darüber hinaus wurde B. zum Leiter des Alpinreferats des Landesverteidigungskommandos Tirol und 1915 zum Kommandanten des Kraftfahrersatzdepots bestellt. 1916 erfolgte eine Neuordnung der Ausbildung, das Bergführerwesen wurde offiziell in der Armee eingeführt. Während seines Kriegseinsatzes – mit strategisch äußerst wichtigen Stellungskämpfen – erkundete B. den Zugang auf den Monte Piano und ließ 1917 einen neuen, für den Feind nicht einsehbaren Steig, den heutigen Hauptmann-B.-Gedächtnis-Steig, errichten. 1917 Major, trat B. 1918 in die Volkswehr ein, war Landesbefehlshaber in Tirol sowie weiterhin Alpin- und Kraftfahrzeugreferent. 1920 Oberstleutnant, wurde er noch im selben Jahr in den Ruhestand versetzt (1928 Oberst a. D.). B. arbeitete jedoch als ziviler Schikursleiter weiter, übernahm 1921 die Schilauf-Ausbildung der Gendarmerie und Zollwache (1934 Gendarmerie-Offizier) und hielt Schikurse für andere Nationen (Schweiz, England, Ungarn, Schweden, Türkei) ab. 1910 hatte er bereits die Gründung des Skiclubs Salzburg (SCS) initiiert, 1930 gründete er die Schischule Tirol am Patscherkofel, wo er 1934 während eines Schikurses verstarb. B., der zu den Pionieren des alpinen Schilaufs zählt, trug viel zur Verbesserung der Alpin- und Schiausrüstung bei, entwickelte die von Matthias Zdarsky 1896 patentierte Lilienfelder Bindung weiter, die unter dem Namen B.-Bindung ab 1913 offizielle Ausrüstung in der Armee wurde, sowie einen zusammenlegbaren Doppelstock, der zunächst vorrangig als Aufstiegshilfe gedacht war. Im Lauf der Jahre entwarf er mehrere Typen von Schiern, die sich v. a. in Länge und Breite ihrem Zweck gemäß unterschieden. Bedeutend für den Kriegseinsatz im winterlichen Gebirge war sein patentierter B.-Schnürverschluss für Schuhe, der das Öffnen und Schließen mit einem Handgriff ermöglichte. Wertvolle Beiträge leistete B. betreffend die Weiterentwicklung u. a. von Harscheisen, Rückgleitschutzfellen, Schiwachs bzw. Schiteer, Rucksäcken, Doppelstockeispickeln und Steigeisenbindungen. 1896–1905 kombinierte er die Alpine Lilienfelder- oder Einstock-Schitechnik von Zdarsky mit der Norweger-Telemark-Schitechnik auf Basis des Systems von Wilhelm Paulcke und verbesserte die Schilauftechnik nachhaltig weiter, indem er dem Stemmbogen und der Zweistocktechnik zum Durchbruch verhalf. Parallel dazu entstand ein Konflikt zwischen B. und Zdarsky. Ein Patentstreit wurde zugunsten Zdarskys entschieden, Anschuldigungen, die Schilauftechnik kopiert zu haben, sowie Plagiatsvorwürfe gegen B. wurden erhoben. Der Konflikt endete in einem von B. geforderten, aber nicht ausgeführten Duell, was seine erwähnte Versetzung nach Komorn zur Folge hatte. B. trat auch als Fachschriftsteller in Erscheinung und verfasste Werke u. a. zur Alpinausbildung, Lawinen- und Gletscherkunde. 1919 wurde er u. a. Mitglied des Schweizer Alpen Clubs (S.A.C.), 1927 Ehrenmitglied des Ski Clubs of Great Britain. 1926 erhielt er die Goldene Ehrennadel des schwedischen Schiverbands; 1925 Reg.Rat.