Bilinski Leon von, Staatsmann. * Zaleszczyky (Galizien), 15. 6. 1846; † Wien, 14. 6. 1923. Nach Vollendung der Studien 1867 Beamter der Lemberger Statthalterei, Priv.Doz für polit. Ökonomie an der Univ. Lemberg, 1874 o. Prof., 1879/80 Rektor. 1883 in den galizischen Landtag und ins Abgeordnetenhaus gewählt. Im Reichsrat Vorlagenreferent und Budgetberichterstatter. In der 2. Periode der Ära Taaffe trat er für Annäherung an die Deutschen ein und opponierte 1890 gegen die tschech. Angriffe gegenüber dem Dreibund. 1928 Sektionschef im Handelsmin, und Gen.-Dir. der Österr. Staatsbahnen, 1895–99 Finanzmin. im Kabinett Badeni, vereinbarte den Finanzausgleich mit Ungarn 1896, Steuerreform, bis 1909 Gouverneur der Österr.-Ungar. Bank. 1897 wieder Reichsratsabg., trat für eine Koalition der alten Rechten mit der kathol. Volkspartei und dt.-tschech. Verständigung ein. 1900 lebenslängliches Herrenhausmitgl. 1909–11 zweimal Finanzmin. im Kabinett Bienerth; infolge der Konflikte mit dem Parlament und dem Polenklub nahm er 1911 seinen Abschied. Seit 1907 wieder im galizischen Landtag und im Abgeordnetenhaus, 1911 Obmann des Polenklubs. 1912 gemeinsamer Finanzmin., suchte die nationale Unzufriedenheit in Bosnien beizulegen. 1914 soll er gegen die Reise Erzh. Franz Ferdinands gewesen sein, trat aber im Ministerrat am 7. 7. 1914 für das Ultimatum an Serbien ein. 1915 i. R. Nach 1918 zog er sich ins Privatleben nach Wien zurück. 1919 von Pilsudski nach Warschau berufen, war er kurze Zeit poln. Finanzmin., kehrte aber bald nach Wien zurück und wurde Präs. der neuen Poln.-Österr. Bank und Mitgl. des Komitees für die Liquidation der Österr.-Ungar. Bank.