Birnbacher, Alois (1849–1915), Ophthalmologe

Birnbacher Alois, Ophthalmologe. Geb. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Kärnten), 7. 10. 1849; gest. Graz (Steiermark), 24. 2. 1915; röm.-kath. Sohn des Mediziners Adam Birnbacher; verheiratet mit Helene Birnbacher, geb. Edle von Stähling. – Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte B. ab 1867 Medizin an der Universität Wien mit Schwerpunkt Physiologie und Histologie. 1874 Dr. med., übersiedelte er noch im selben Jahr nach Graz und erhielt eine Aspirantenstelle an der ophthalmologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses; Sekundararzt 2. und 1. Klasse. 1879 wurde B. Assistent an der Augenklinik, v. a. bei →Karl Blodig, sowie Primarius der Augenabteilung des Spitals der Barmherzigen Brüder, an dem er bis zu seinem Tod aktiv war. 1881 habilitierte er sich als Privatdozent für Augenheilkunde. 1883, nach Zurücklegung seiner Assistentenstelle, vertiefte er seine Kenntnisse auf einer Studienreise nach Prag und Deutschland, wo er nicht nur wissenschaftliche Einrichtungen und den klinischen Betrieb kennenlernte, sondern auch mit bekannten Vertretern seines Fachs, u. a. in Berlin mit Julius Hirschberg, zusammentraf. Nach Graz zurückgekehrt, entfaltete er zunächst eine rege publizistische Tätigkeit. 1886 eröffnete er ein privates Ambulatorium, das bald als vorbildliche Behandlungs- und Ausbildungsstätte galt. 1889 ao., 1900 o. ö. Professor, supplierte er mehrfach die Grazer Lehrkanzel, ohne je bei einer Besetzung als Ordinarius berücksichtigt worden zu sein. 1912 musste er aus Gesundheitsgründen sein Ambulatorium aufgeben. B. galt als exzellenter Operateur und beschäftigte sich speziell mit der Pathologie und pathologischen Histologie des Auges, u. a. gemeinsam mit Hirschberg. Zusammen mit →Wilhelm Čermak forschte er zum Grünen Star (Glaukom). Darüber hinaus galt sein Interesse der Asepsis. In Graz führte er die Funktionsprüfung des Auges durch Perimetrie, Photometrie und Farbensinnmessung sowie die Bestimmungsmethoden des Astigmatismus ein. Erwähnenswert ist sein 1890 erschienenes Werk „Ein Beitrag zur Anatomie des Glaucoma acutum“ sowie „Die pathologische Histologie des menschlichen Auges, in Mikrophotogrammen …“, 1899. 1894 stellte er der Öffentlichkeit einen Apparat zur Durchleuchtung des Augapfels vor. B. war Mitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark und des Clubs der Amateur-Photographen in Graz. 1912 wurde er Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse.

Weitere W.: s. Hirschberg; Fellner – Höflechner.
L.: NFP, Grazer Tagblatt (mit Parten), 25., Grazer Tagblatt, Grazer Volksblatt, 27. 2. 1915; Hirschberg, Geschichte der Augenheilkde. 15/2 (mit Bild und W.); WKW 28, 1915, S. 247f.; R. Fellner – W. Höflechner, Die Augenheilkunde an der Universität Graz, 1973, s. Reg. (mit teilweisem W.); UA, Wien; UA, Graz, Steiermark.
(F. Krogmann)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)