Biró Josef, Industrieller. Geb. Wien, 5. 4. 1858; gest. ebd., 26. 12. 1925; röm.-kath. Sohn des Hofschlossers, Fabriks- und Realitätenbesitzers Anton Biró (geb. vermutlich 1810; gest. 11., nicht 1., 12. 1882) und seiner Frau Francisca Biró, geb. Beigl (gest. 1895), Bruder des Verwaltungsrats der Waagner-Biró AG Ludwig Biró (gest. Attersee, Oberösterreich, 20. 6. 1928, begraben: Hietzinger Friedhof, Wien; röm.-kath.); Onkel des Fabriksdirektors Anton Biró. – B.s Vater war 1854 von Pest-Buda nach Wien eingewandert und errichtete dort eine bald florierende Bau- bzw. Kunstschlosserei, aus der u. a. Kunstschmiedearbeiten am Wiener Michaelertor sowie Gitterabschlüsse an den Seitenportalen und dem Riesentor des Stephansdoms stammten und die am Bau von vielen Monumentalbauten und Privatpalais beteiligt war. Um 1870 errichtete Anton Biró auf einem eigens erworbenen Grundstück eine Eisenkonstruktionswerkstätte sowie ein Zinswohnhaus und ein Geschäftslokal. Vom Vater wurden B. und sein Bruder sorgfältig auf den Beruf vorbereitet; B. studierte nach dem Polytechnikum 1881/82–83 unter →Friedrich Freiherr von Schmidt Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach dem Tod des Vaters 1882 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder die inzwischen sehr erfolgreiche Firma, die in viele Kronländer und v. a. nach Ungarn lieferte und deren Erzeugnisse auf Ausstellungen vielfach ausgezeichnet worden waren (z. B. Wien 1873, Paris und Triest 1878). Nach der Übernahme wurde das inzwischen über 300 Beschäftigte zählende Unternehmen in ein neues, größeres Fabriksgebäude im 3. Wiener Gemeindebezirk übersiedelt, wo der Maschinenpark vollständig modernisiert wurde und neben diversen Werkstätten auch Wohnungen für die Werkführer und Aufseher sowie ein technisches und kommerzielles Büro zur Verfügung standen. 1892 stellten die Brüder Biró den Betrieb auf Brückenbau um; es folgten Beteiligungen am Bau der Wiener Stadtbahn und der Staatseisenbahnbrücken. 1905 fusionierten Brüder Biró mit der 1854 in Wien gegründeten Firma (seit 1899 Aktiengesellschaft) R. Ph. Waagner, Eisengießerei und Brückenbauanstalt, deren Begründer Rudolph Philip Waagner als Erfinder neuartiger Hohlmuttern, die beim Zusammenbau von Stahlbrücken Verwendung fanden und diesen eine besondere Festigkeit verliehen, bekannt geworden war. B. gehörte dem Verwaltungsrat der nun entstandenen, u. a. um ein Fabriksareal in Hirschstetten (Wien 22) und ein Werk (Maschinenfabrik und Eisengießerei) in Graz mit über 500 Arbeitern stark vergrößerten Aktiengesellschaft R. Ph. Waagner – L. & J. Biró und A. Kurz, für die man 1906 einen Gewerbeschein für den „fabriksmäßigen Betrieb von Schlosserei- und Eisenkonstruktionen und Brückenbau“ erhielt, an. 1916–17 erfolgte eine erneute Vergrößerung des Areals in Hirschstetten durch den Bau eines Elektrostahlwerks. Während des Kriegs waren die Brückenbauanstalten in Wien und Graz mit der Herstellung zerlegbarer Brücken nach dem System Roth-Waagner, mit Hochbaukonstruktionen und Spezialfabrikaten vollbeschäftigt. 1917 erzielte das Unternehmen einen Reingewinn von rund 1.500.000 Kronen, wovon einem Fürsorgefonds für die Arbeiterschaft 200.000 Kronen gewidmet wurden. Ab 1919 (bis 1939) gehen auf das Unternehmen zahlreiche bedeutende Brückenbauten in Wien zurück, u. a. die Schwedenbrücke oder die Floridsdorfer Brücke. Nach Ausscheiden des Industriellen Adalbert Kurz aus dem Verwaltungsrat wurde 1924 der bis heute gültige Firmenname Waagner-Biró eingeführt. B. war bis zu seinem Tod als Generaldirektor und Vizepräsident der Waagner-Biró AG Wien-Graz tätig. 1916 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse.