Blaha Lujza (Louise, Luise), geb. Reindl Ludovika, Künstlername Várai Lujza, Kölesi Lujza, Schauspielerin und Sängerin. Geb. Rimaszombat, Ungarn (Rimavská Sobota, SK), 8. 9. 1850; gest. Budapest (H), 18. 1. 1926; röm.-kath. Tochter des Husarenoffiziers und Schauspielers Sándor Reindl (Várai) (geb. um 1824; gest. Gyöngyös / H, 12. 8. 1855; röm.-kath.) und der Schauspielerin Alojzia Reindl, geb. De Ponti, in 2. Ehe verheiratete Kölesi (gest. Dezember 1886; röm.-kath.), Stieftochter des Schauspielers und Bühnenmalers Antal Kölesi (geb. Totis / Tata, H, 1829; gest. nach 1881), Mutter des Staatssekretärs Sándor Reindl, ab 1910 Blaha (geb. Budapest, 25. 9. 1874; gest. ebd., 9. 6. 1948; röm.-kath.), sowie der Schauspielerin und Sängerin Sári Blaha (Soldos) (geb. 1876; gest. 1956); 1866–70 in 1. Ehe mit dem Dirigenten Jan (János) Blaha (geb. 1829; gest. Debreczin / Debrecen, H, 24. 1. 1870), 1875–79 in 2. Ehe mit Sándor Soldos von Runya (gest. 6. 10. 1924), ab 1881 in 3. Ehe mit dem Polizeirat Ödön Ferenc Freiherr Splényi von Miháld (geb. Csermend, Ungarn / Čermany, SK, 24. 11. 1842; gest. Budapest, 3. 1. 1909; röm.-kath.) verheiratet. – In eine Schauspielerfamilie geboren und in Gesellschaft von Künstlerpersönlichkeiten wie →Kornélia Prielle aufgewachsen, trat B. bereits als Kind ab 1855 in Oberungarn auf die Bühne. Die kindlich-junge Schauspielerin und Sängerin erregte zunächst unter den Namen Lujza Várai (1855–57) sowie Lujza Kölesi (1857–65) als Mitglied der Wandertruppen von Boldizsár Láng, József Hetényi, →György Molnár, Pál Csabay, Elek Hidassy, →Imre Szigeti, Károly Dráguss und György Völgyi die Aufmerksamkeit des Publikums. Nach Auftritten in Neusohl, Raab, Großwardein, Pressburg, Großsteffelsdorf, Stuhlweißenburg, Waitzen sowie am Deutschen Theater in Pest und am Volkstheater in Ofen (1864) kam B. 1865 nach Maria Theresiopel, wo sie von ihrem späteren, ersten Ehemann musikalisch ausgebildet wurde. 1866–71 in Debreczin, 1871 am Ungarischen Nationaltheater in Pest als Operetten- und Opernsängerin engagiert, debütierte sie dort als Marcsa in →Zsigmond Szentpétery von Sajószentpéters „Tündérlak Magyarhonban“. 1875–1901 Mitglied des Budapester Volkstheaters, begeisterte B. 1883 mit ihrem Ensemble – etwa in der Titelrolle von →Karl Millöckers „Bettelstudent“ – sowohl das Publikum des Theaters an der Wien als auch die Kritiker, die sie u. a. mit →Friederike Kronau und →Marie Geistinger verglichen. 1910 beendete sie ihre aktive Bühnenkarriere, trat jedoch bis 1922 gelegentlich noch auf. Vom Publikum liebevoll „Nachtigall der Nation“ („a nemzet csalogánya“) genannt, war B. aufgrund ihrer Musikalität und natürlichen Spielweise jahrzehntelang eine der bestimmenden Gestalten des ungarischen Theaterlebens, wobei sie insbesondere in der Gattung des Volksstücks – als Finum Rózsi in Ede Tóths „A falu rossza“, Rózsi in →Ede Szigligetis „Csikós“, Julcsa in Szigligetis „Szökött katona“ – sowie der Operettenkunst – in der Titelrolle von →Franz von Suppés „Boccaccio“, als Serpolette in Robert Planquettes „Die Glocken von Corneville“ und Gräfin Szerémy in →Gregor von Csikys und Rezső Máders „A nagymama“ – bleibende Eindrücke hinterließ. Des Weiteren spielte B. im ersten ungarischen Stummfilm „A táncz“ (1901) sowie 1916 unter der Regie von Sir Alexander Korda im Stummfilm „A Nagymama“ mit. 1901 wurde sie zum ewigen Mitglied des Ungarischen Nationaltheaters ernannt. Ihr Tagebuch erschien 1987 unter dem Titel „Blaha Lujza naplója“ (ed. Ilona Csillag).