Blažek, Antonín (1874–1944), Architekt

Blažek Antonín, Architekt. Geb. Derfle, Mähren (Sady, CZ), 22. 2. 1874; gest. Uherské Hradiště (CZ), 5. 8. 1944; röm.-kath. Sohn eines Bauleiters. – B. begann sein Studium an der Fachschule für Holzbearbeitung in Walachisch Meseritsch und an der tschechischen Realschule in Brünn (Matura 1896). 1898 kam er nach Prag an die Kunstgewerbeschule zu →Friedrich Ohmann, dem er ein Jahr später nach Wien folgte. Dort studierte er 1900–02 an der Akademie der bildenden Künste bei →Victor Luntz und arbeitete gleichzeitig beim Architekten Ladislaus Fiedler. Um 1905 ließ er sich als selbstständiger Architekt in Brünn nieder und unterrichtete an der dortigen tschechischen Staatsgewerbeschule. Am Anfang seines Schaffens standen Entwürfe im Stil der Wagner’schen Moderne (Block der Zins- und Geschäftshäuser an der Ecke der Straßen Česká und Solniční, 1903). Bei seinen frühen Entwürfen von Sakralbauten versuchte er, eine Transformation des gotischen Stils im Sinne der Moderne zu erzielen (Kirche St. Cyrill und Method, Bílovice nad Svitavou, 1906; Kirchenumbau, Brno-Komín, 1912–13). Für B.s Schaffen war besonders das Streben nach einer Synthese zwischen moderner Formensprache und volkstümlicher Tradition charakteristisch. Er wollte, ebenso wie seine Kollegen von der Genossenschaft der mährischen bildenden Künstler, die sich dem Folklorismus zuwandten, einen künstlerischen Ausdruck für den mährischen Nationalcharakter finden. Für diesen Verein entwarf B. das Künstlerhaus in Hodonín (1910–13), das zu seinen bekanntesten Arbeiten gehört. Als prägnantes Element für den monumentalen Eingang verwendete er den sogenannten žudro, einen gewölbten und den Hauseingang umrahmenden Anbau, der in der Mährischen Slowakei verbreitet war. Dieses Motiv verarbeitete B. bei einigen seiner Schulgebäude, die er in klassizisierenden Formen ausführte (Jubiläumsschule in Brno-Komín, 1908; Mädchenschule in Holešov, 1909) oder beim Haus des Turnvereins Sokol in Boskovice (1911–12). Bei den von ihm entworfenen Wohngebäuden kombinierte er volkstümliche mit malerisch historisierenden Elementen, z. B. Gotik- oder Renaissance-Erker (Villa Krajíček in Luhačovice, 1910; Arbeiterhäuser in Hodonín, nach 1920). Sein Wettbewerbsprojekt für das tschechische Nationaltheater in Brünn (1910) war vom Stil des klassizisierenden Barocks geprägt. Ab der 2. Hälfte der 1920er-Jahre überwog bei B. der moderne Klassizismus (Gerichtsgebäude mit Postamt in Hodonín, 1926–28). Bei späten Projekten erreichte er eine Rationalität der Gestaltung, die ihm früher fremd war (Bezirkskrankenversicherungsanstalt, 1926–27, Volksschule, 1927–31, beide Hodonín). B. kann v. a. als Eklektiker bezeichnet werden, der die klare Formensprache der Moderne mit volkstümlichen oder historisierenden Elementen zu verbinden verstand. 1907 war er Gründungsmitglied der Genossenschaft der mährischen bildenden Künstler (Sdružení výtvarných umělců moravských).

Weitere W.: s. Osolsobě, 1997; Zatloukal.
L.: Toman; Vollmer; B. Jaroněk, in: Almanach Sdružení výtvarných umělců moravských v Hodoníně 1924–25, 1925, S. 17f.; J. Andrys, Dům umělců v Hodoníně: dílo architekta A. B., 1936 (mit Bild); J. Sedlák, in: Slovácko 24, 1982, S. 45ff.; J. Osolsobě, Dílo A. B. a jeho místo ve vývoji architektury 20. století, phil. Magisterarbeit Brno, 1995; dies., Architekt A. B. (1874–1944), 1997 (mit W.); P. Zatloukal, in: Příběhy z dlouhého století, 2002, S. 612 (mit W.); ABK, Wien.
(V. Laštovičková)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)