Blodig, Karl (1820–1891), Ophthalmologe und Botaniker

Blodig Karl, Ophthalmologe und Botaniker. Geb. Mährisch Trübau, Mähren (Moravská Třebová, CZ), 8. 1. 1820; gest. Graz (Steiermark), 8. 3. 1891; röm.-kath. Sohn des Zimmermanns Johann Blodig und der Margaretha Blodig, geb. Lang, Bruder von →Hermann Blodig, Vater des Mediziners und Alpinisten Karl Aloys Blodig (geb. Wien, 16. 10. 1859; gest. Bregenz, Vorarlberg, 7. 9. 1956), der ab 1885 als Augenarzt in Bregenz wirkte und 1911 als erster Bergsteiger galt, der die Gipfel aller Viertausender der Alpen bestiegen hatte; ab 1855 verheiratet mit Maria Josepha Hussa. – Nach dem Besuch der Gymnasien in Mährisch Trübau und Prag absolvierte B. die philosophischen Jahrgänge in Brünn und studierte ab 1838 Medizin an der Universität Wien; 1843 Dr. med., 1844 Dr. chir. Zunächst Sekundararzt an der Augenklinik des Allgemeinen Krankenhauses in Wien, wurde er 1846 Assistent von →Anton von Rosas und supplierte nach dessen Tod 1855–56 die Lehrkanzel der Augenheilkunde. Schon 1849 hatte sich B. in Wien zum Privatdozenten für Augenheilkunde habilitiert und hielt Vorlesungen über spezielle Pathologie und Therapie von Augenkrankheiten an der Universität, zudem wirkte er als Stadt-Armenaugenarzt. 1863 wurde er an der neu errichteten medizinischen Fakultät in Graz zum Professor der theoretischen und praktischen Augenheilkunde ernannt. Mit dem Ordinariat übernahm er Ende 1863 provisorisch, ab 1864 definitiv die Leitung der Augenabteilung. B. war 1869, 1873, 1879 und 1886 Dekan der medizinischen Fakultät sowie 1879/80 Rektor der Universität Graz. Ab 1880 fungierte er auch als Landtagsabgeordneter in Graz. 1887 wurde er unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines Regierungsrats pensioniert. Schon vor seiner Promotion befasste sich B. mit der Flora Mährens; in seiner einzigen botanischen Publikation, der Dissertation „Die Gentianeen Mährens“, 1843, behandelt er ausführlich die Enziangewächse des Landes. Später publizierte B. ausschließlich medizinische Aufsätze aus dem Gebiet der Augenheilkunde, wie beispielsweise „Ein Beitrag zur Lehre von der Chorioideitis“ (in: Zeitschrift der kais. kön. Gesellschaft der Aerzte zu Wien 8, 1852), „Zur Casuistik der Enucleatio bulbi“ (ebd. 15, 1860) und „Ophthalmotherapeutische Mittheilungen“ (ebd.). Zudem verfasste er zahlreiche Literaturbesprechungen, u. a. in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“. 1851 wurde B. o. Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und fungierte 1853–55 als zweiter, 1856–61 als erster Sekretär. 1851–60 wirkte er zudem als Redakteur der „Zeitschrift der kais. kön. Gesellschaft der Aerzte zu Wien“. 1855 wurde er Direktor der Krippe für Kostkinder-Beaufsichtigung in Wien-Landstraße.

Weitere W.: s. Axenfeld-Elschnig.
L.: WZ, 18. 9. 1863; Grazer Volksblatt, 10. 3. 1891; Lex. böhm. Länder; Stafleu; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 42, 1891, S. 573; Leopoldina 27, 1891, S. 59; A. Czerny, Der politische Bezirk Mährisch-Trübau, 2. Aufl. 1904, S. 150; T. Axenfeld – A. Elschnig, Lehrbuch der gesamten Augenheilkunde 15, 2. Aufl. 1918, S. 433f. (mit W.); R. Fellner – W. Höflechner, Die Augenheilkunde an der Universität Graz, 1973, s. Reg. (mit Bild); G. Kurzmann – O. Hafner, Tot in Graz, 1990, S. 34; L. Salvini-Plawen – M. Svojtka, Fische, Petrefakten und Gedichte: R. Kner (1810–1869), 2008, S. 87 (mit Bild); K. H. Tragl, Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien seit 1838, 2011, S. 41, 252, 292, 300; N. Weiss, in: Spektrum der Augenheilkunde 27, 2013, S. 258ff.; UA, Wien; Pfarre zum Heiligen Blut, Graz, Steiermark; Pfarre Moravská Třebová, CZ; Mitteilung Martin G. Enne, Wien.
(M. Svotjka)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)