Bögl, Hans (1899–1974), Politiker

Bögl Hans, Politiker. Geb. Neufeld, Ungarn (Neufeld an der Leitha, Burgenland), 19. 6. 1899; gest. Eisenstadt (Burgenland), 13. 8. 1974 (begraben: Neufeld an der Leitha). Sohn eines Bergarbeiters. – B. fand 1913 eine Lehrstelle in Wien und wurde zum Schlosser ausgebildet. 1918 leistete er Kriegsdienst als Marinesoldat in Pola. Nach Kriegsende kehrte er in seinen Heimatort zurück und fand Arbeit im Kohlebergbau im unmittelbar benachbarten niederösterreichischen Zillingdorf, wo er sich für die Sozialdemokratie in Gewerkschaft und Betriebsrat engagierte. 1923 begann B. seine Parteikarriere in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschösterreichs als Obmann der burgenländischen Sozialistischen Arbeiter-Jugend, war ab 1924 Mitglied des Landesparteivorstands, ab 1927 Landtagsabgeordneter und 1927–29 Landesparteisekretär. Außerdem betätigte er sich ab 1925 als Redakteur des sozialdemokratischen Parteiorgans „Burgenländische Freiheit“, dessen redaktionelle Leitung er von 1932 bis zum Verbot 1934 innehatte. Im Februar 1934 verhaftet und für einige Wochen in das Anhaltelager Wöllersdorf verbracht, war B. anschließend ab April als Versicherungsvertreter tätig und engagierte sich im Untergrund für die Revolutionären Sozialisten. Nach dem „Anschluss“ abermals für kurze Zeit inhaftiert, nahm er noch 1938 die Tätigkeit für eine Firma auf, die ihn zunächst zum Bau der Hermann-Göring-Werke nach Linz und ab 1941 zur Baustelle des Donaukraftwerks Ybbs-Persenbeug entsandte, wo er sich einer Widerstandsgruppe anschloss. Im Zuge des Attentats vom 20. Juli 1944 erneut mehrere Wochen inhaftiert, konnte B. nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs im Mai 1945 das Bürgermeisteramt der Stadt Ybbs übernehmen, welches er bis Oktober 1945 innehatte. Danach rief ihn die Spitze der neu konstituierten SPÖ Burgenland in seine Heimat zurück. Ab Jänner 1946 als Landesrat für Soziales und Gesundheit Mitglied der ersten Landesregierung nach 1945, behielt B. das Amt eines Landesrats (für wechselnde Ressorts) bis 1959. Daneben trat er als Herausgeber der „Burgenländischen Freiheit“ in Erscheinung, was ihm im Juli 1946 eine Verurteilung durch ein sowjetisches Militärgericht zu einer bedingten zweijährigen Zwangsarbeitsstrafe wegen Beleidigung der Besatzungsmacht einbrachte. Ab 1946/47 als zweiter Mann der burgenländischen SPÖ hinter Alois Wessely verlor B. sowohl Regierungsamt als auch Landtagssitz und musste sich mit einem Nationalratsmandat zufriedengeben. Doch das schlechte Abschneiden Wesselys in der Landtagswahl 1960 begünstigte B.s Rückkehr in die Landespolitik, wo er im Juli 1960 diesen als Landesparteiobmann ablösen und zwei Jahre danach Landeshauptmannstellvertreter werden konnte. Mit dem Erfolg der SPÖ bei den burgenländischen Landtagswahlen 1964 gelang B. schließlich als erstem Sozialdemokraten die Wahl zum Landeshauptmann des Burgenlands, doch erwuchs ihm in der Person des aufstrebenden und jüngeren Talents Theodor Kery neuerlich ein starker innerparteilicher Konkurrent. Diesem gelang es, in einer unter dem Titel „Generationenablöse“ firmierenden Aktion zur zeitlichen Mitte der Regierungsperiode, B. als Landeshauptmann zu beerben. B., der seinen Einfluss auf die burgenländische SPÖ mehr und mehr im Sinken begriffen sah, verzichtete schließlich 1969, nach einem fulminanten Wahlsieg Kerys im Jahr davor, auch auf seine Funktion als Landesparteiobmann.

W.: Burgenland. Ein Bericht zur Zeitgeschichte, 1974.
L.: G. Schlag, Burgenland: Geschichte, Kultur und Wirtschaft in Biographien, 1991, S. 48f.; D. Szorger, in: Burgenland: 90 Jahre, 90 Geschichten, Eisenstadt 2011, S. 74f. (Kat.); Website des Österreichischen Parlaments (Zugriff 29. 3. 2017).
(J. Perschy)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)