Böhm von Böhmersheim, Karl Edler (1827–1902), Mediziner und Techniker

Böhm von Böhmersheim Karl Edler, Mediziner und Techniker. Geb. Hořowitz, Böhmen (Hořovice, CZ), 26. 10. 1827; gest. Mödling (Niederösterreich), 27. 5. 1902; röm.-kath. Sohn des Oberamtmanns Josef Böhm und der Elisabeth Böhm, geb. Hofmann; Vater u. a. von →August Edler von Böhm-Böhmersheim und von Ella Böhm Edle von Böhmersheim, der Ehefrau von →Wilhelm Suida; verheiratet mit Marie Böhm, geb. Kautz (1838–1889). – Nach Absolvierung des Gymnasiums in Pilsen und der philosophischen Jahrgänge an der Universität Prag studierte B. ab 1846 Medizin an der Universität Wien, u. a. bei →Josef von Skoda, →Karl Freiherr von Rokitansky, →Franz Ser. Cölestin von Schneider, →Franz Schuh und →Franz Freiherr von Pitha; 1851 Dr. med. und Dr. chir. Zum Oberarzt ernannt, fungierte B. zunächst als Chefarzt des Spitals und der Garnison in Trient sowie in den Militärspitälern von Verona. 1853 erhielt er eine Assistentenstelle an der chirurgischen sowie der Lehrkanzel der Chemie und Naturkunde an der Josephs-Akademie (Josephinum) in Wien, wo man ihn 1859 zum Dozenten ernannte. Ab 1859 leitete er die chirurgische Abteilung des Garnisonsspitals Nr. 1. 1860 Regimentsarzt, habilitierte er sich 1861 als Privatdozent für Instrumenten- und Bandagenlehre und wurde 1864 ao. Professor für klinische Chirurgie am Josephinum sowie ao. Mitglied des Militärsanitätskomitees. 1865 schied er aus dem Militärdienst aus und übernahm zunächst die I. chirurgische Abteilung der Rudolfstiftung, danach die gynäkologische Station. 1866 wurde er zum provisorischen, 1870 zum definitiven Direktor dieser Krankenanstalt befördert. Ab 1887 fungierte B. als Direktor des Allgemeinen Krankenhauses. In seine Amtszeit fiel die Umwandlung des Krankenhausfonds in den Wiener Krankenanstaltenfonds. 1896 trat er in den Ruhestand. B. machte sich aufgrund der sanitären Missstände in Kasernen und anderen öffentlichen Einrichtungen, die er während seines Militärdienstes erfahren musste, insbesondere um die Verbesserungen der hygienischen Verhältnisse in Sanitäts- und Spitalseinrichtungen, z. B. durch die Errichtung von Heizungs- und Belüftungssystemen, aber auch durch die Inbetriebnahme von Desinfektionsapparaten verdient (u. a. Krankenhaus Rudolfstiftung, Spital der Israelitischen Kultusgemeinde, beide Wien; Garnisonsspitäler in Triest, München und Heidelberg; Gebäranstalt in Prag). Weiters initiierte er die Installierung von Ventilationseinrichtungen in Wiener Monumentalbauten, darunter in der Hofoper, im Hofburgtheater, in beiden Hofmuseen, in der Universität sowie in der Kunstgewerbeschule. Neben Schriften zur Geschichte, zu sanitären Einrichtungen und zum Betrieb von Spitälern („Über Krankenhäuser“, 1882, 2. Aufl. 1889) befasste er sich insbesondere mit der Therapie von Knochenbrüchen, mit der Anlegung von Gipsverbänden und der Transportfähigkeit von Patienten. Darüber hinaus galt sein Interesse der operativen Behandlung von Gebärmuttervorfällen. Erwähnenswert ist zudem seine Monographie „Zur Reformfrage der aerztlichen Branche und des Sanitätsdienstes in der k. k. österreichischen Armee“ (1863). B. erhielt u. a. 1869 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und 1886 den Orden der Eisernen Krone III. Klasse. Er war Mitbegründer der Photographischen Gesellschaft in Wien (1890–1901 Vorstandsstellvertreter, ab 1901 Ehrenmitglied) und ab 1897 Mitglied des Obersten Sanitätsrats. 1889 zum Hofrat ernannt, wurde er 1891 als „Edler von Böhmersheim“ in den Adelsstand erhoben.

Weitere W.: s. Eisenberg.
L.: WZ, 17. 1. 1901; Czeike; Eisenberg 2 (mit W.); Fischer; Hirsch; Pagel; Mitteilungen des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums 28, 1902, S. 76; S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österreichisch-ungarischer Militär- und Marineärzte, 1913, S. 14f.; K. H. Tragl, Chronik der Wiener Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; HHStA, UA, beide Wien; Pfarre Mödling-St. Othmar, Niederösterreich.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 97
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