Böhm, Joseph Anton (1831–1893), Botaniker

Böhm Joseph Anton, Botaniker. Geb. Oberrosenauerwald (Groß Gerungs, Niederösterreich), 13. 3. 1831; gest. Wien, 2. 12. 1893; röm.-kath. Sohn des Bauern Leopold Böhm und von Josepha Böhm. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Melk begann B. zunächst eine geistliche Ausbildung im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, interessierte sich jedoch sehr bald für Botanik und studierte ab 1851 Medizin an der Universität Wien sowie ab 1853 Philosophie an der Universität Graz; 1856 Dr. phil. in Graz. Bereits 1857 habilitierte sich B. an der philosophischen Fakultät der Universität Wien für demonstrative Botanik; 1858 Dr. med. in Wien. Ab 1855 hatte er als unbesoldeter Assistent bei Franz Unger an der Lehrkanzel für Pflanzenphysiologie gewirkt, 1858 wurde er zum provisorischen, 1862 zum wirklichen Professor für Naturgeschichte und organische Warenkunde an der neu errichteten Handelsakademie (Wien 1) ernannt. 1874 erhielt er eine o. Professur für Pflanzenphysiologie und Botanik an der Forstlichen Versuchsleitung in Mariabrunn, 1875 wurde er mit dieser als o. Professor für Botanik an die Hochschule für Bodenkultur übernommen, wo er bis zu seinem Tod lehrte; 1878/79 Rektor. Daneben war B. ab 1869 unbesoldeter ao. Professor für Botanik und Anatomie sowie Physiologie der Pflanzen an der Universität Wien, 1878 wurden ihm dort Titel und Charakter eines o. Professors verliehen. Als experimenteller Pflanzenphysiologe beschäftigte sich B. u. a. mit Fragen zur Chlorophyllbildung und dem Einfluss des Sonnenlichts auf dieselbe, mit dem Saftfluss in Pflanzen, der Samenkeimung, der Respiration von Land- und Wasserpflanzen sowie dem Einfluss des Kohlendioxids auf das Wachstum der Pflanzen. Er galt als gewissenhafter Experimentator und glänzender Vortragender. Unter seinen rund 60 wissenschaftlichen Aufsätzen sind folgende erwähnenswert: „Beiträge zur näheren Kenntnis des Chlorophylls“ (in: Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 22, 1856), „Ueber die Ursache des Saftsteigens in den Pflanzen“ (ebd. 48, 1863), „Ueber die Bildung von Sauerstoff durch grüne, in kohlensäurehaltiges Wasser getauchte Landpflanzen“ (ebd. 66, 1872), „Über die Stärkebildung in den Keimblättern der Kresse, des Rettigs und des Leins“ (ebd. 69, 1874), „Der Kreislauf der Säfte in Thieren und Pflanzen“ (in: Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien 25, 1885) sowie „Capillarität und Saftsteigen“ (in: Berichte der Deutschen Botanischen Gesellschaft 11, 1893). B. war u. a. ab 1857 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, ab 1864 des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark und ab 1888 der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle.

Weitere W.: s. Eisenberg; Wilhelm, Berichte.
L.: NFP, 3. 12. 1893; WZ, 10. 12. 1893; Eisenberg 2 (mit W.); NDB; Leopoldina, 1893, H. 29, S. 210; Österreichische botanische Zeitschrift 44, 1894, S. 39; K. Wilhelm, in: Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft 12, 1894, S. (14)ff. (mit Bild und W.); ders., in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien 43, 1894, S. 579ff.; Österreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen, NF 12, 1894, S. 96ff.; J. Vesque, in: Annales agronomiques 40, 1894, S. 43ff.; L. Errera, in: Bulletin de la Société Royale de Botanique de Belgique 33, 1894, S. 34f.; W. Johannsen, in: Botanisk tidsskrift 19, 1894, S. XXIIIf.; J. Wiesner, in: Biographische Blätter 1, 1895, S. 398ff.; Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; F. A. Stafleu – E. A. Mennega, Taxonomic literature, Suppl. 2, 1993; UA, Wien; UA, Graz, Steiermark; Pfarre Groß Gerungs, Niederösterreich.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 96
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