Böhmerle, Emil (1853–1924), Forstbeamter

Böhmerle Emil, Forstbeamter. Geb. Schwarzkosteletz, Böhmen (Kostelec nad Černymi Lesy, CZ), 10. 4. 1853; gest. Wien, 22. 11. 1924. Sohn des Bauingenieurs bei →Johann II. Fürst von und zu Liechtenstein Karl Böhmerle d. Ä., Bruder von →Karl Böhmerle d. J. – B. besuchte die Muster-Haupt- und Realschule im böhmischen Landskron und übersiedelte 1865 mit seinen Eltern nach Wien, wo er die Kommunal-Oberrealschule auf der Wieden (Wien 4) absolvierte. Nach einem Forst- und Jagdpraktikum beim Fürsten von und zu Liechtenstein 1870 inskribierte er an der Forstakademie Mariabrunn. Durch die finanzielle Unterstützung des Fürsten konnte B. 1873 die Forstbetriebs-, Forstindustrie- und Administrativschule in Mariabrunn abschließen. Im selben Jahr trat er bei der Forst- und Domänendirektion Wien als Forsteleve ein. Im folgenden Jahr legte er bei der niederösterreichischen Statthalterei in Wien die Staatsprüfung für den selbstständigen Forstverwaltungsdienst ab und wurde kurz darauf zum Forstassistenten ernannt. 1874 bewarb sich B. an der Lehrkanzel für Geodäsie der Forstakademie Mariabrunn für den Assistentenposten, den jedoch Karl Hetper erhielt. Im Zusammenhang mit der für 1876 geplanten Einführung des metrischen Systems in Österreich erhielt die forstliche Versuchsleitung den Auftrag, Untersuchungen über den Derbholzgehalt der neuen Raummaße für die verschiedenen Holzarten und Schichtungsformen vorzunehmen. 1875 Assistent des Leiters des Forstlichen Versuchswesens →Arthur Frh. Seckendorff von Gudent, wurde er im selben Jahr nach Klausen-Leopoldsdorf für Untersuchungen über den Derbholzgehalt der Schichtmasse für die Weißtanne und die Rotbuche entsandt. Danach untersuchte er bei der Kammer Teschen die Derbholzmasse für die Stieleiche, die Weißkiefer und die Lärche. Schließlich wirkte er auch in Niederösterreich (Lammerau, Gutenstein) und Langendorf bei Mährisch Neustadt. Nachdem 1877 das Ackerbauministerium seine Bewerbung um eine Försterstelle abgewiesen hatte, betraute die Versuchsleitung ihn mit Untersuchungen zwecks Aufstellung von Formzahlen und Baummassentafeln für die Schwarzkiefer in der Hinterbrühl bei Mödling. 1879 zum Ackerbauministerium überstellt, war er zunächst in der Staatsherrschaft Dobramiel in Galizien, ab 1880 als selbstständiger Sektionsleiter bei der Einrichtung der Staatsforste in St. Joachimsthal (Jáchymov), Mariazell, Hinterberg, Mürzzuschlag und Frein tätig. 1884–95 arbeitete B. im Forsttechnischen Departement des Ackerbauministeriums, wo er direkt dem Vorstand →Robert Micklitz, später →Christian Lippert, →Ludwig Dimitz, Artur Heidler und Anton Wiltsch unterstand. 1884 erfolgte seine Ernennung zum Oberförster (ab 1887 Forst- und Domänenverwalter) und wenige Monate später die zum Forstmeister. 1895 betraute man B. mit der Verwaltung des ausgedehnten Forstwirtschaftsbezirks in Purkersdorf, wo er den Ertrag beträchtlich steigerte und durch Grundtausche in größerem Ausmaß den Besitz arrondierte. Ab 1899 Inspektionsbeamter in der Forst- und Domänendirektion Innsbruck, wurde B. 1901 in selber Funktion nach Wien versetzt und zum Forstrat ernannt. 1903 neuerlich in das Ackerbauministerium berufen, erhielt er 1907 den Titel und Charakter eines Oberforstrats verliehen, 1912 Hofrat. 1913 trat B. in den Ruhestand. Neben seiner vielseitigen publizistischen Tätigkeit war B. auch als Konstrukteur von Baummesskluppen tätig.

W.: Tafeln zur Berechnung der Cubikinhalte stehender Kohlmeiler, der Kohlenausbeute und des Festgehaltes geschichteter Hölzer, 1877; Das waldtrockene Holz in Bezug auf dessen Festgehalt und Gewicht im Raummaße, in: Mitteilungen aus dem forstlichen Versuchswesen Oesterreichs 2, 1881, Nr. 1; Beiträge zur Pensions- und Mortalitäts-Statistik der land- und forstwirthschaftlichen Beamten …, 2 Bde., 1891–92; Die Hauptlebensmomente des Haar- und Federwildes …, 1895; Wirtschafts-Tabellen, und zwar: Formularien zu Vormerken über Kulturen und Forstverbesserungen … Landwirtschaft, Fischerei u. a. m., 1911; F. X. Pollaks Katechismus des Forstschutzes …, 2. Aufl. bearb. E. B., 1922; etc.
L.: Wer ist’s?, 1909; A. Hinrichsen, Das literarische Deutschland, 2. Aufl. 1891; Oesterreichische Forst- und Jagd-Zeitung 16, 1898, S. 343; Zeitschrift des Steiermärkischen Forstvereines und Organ der Forstlichen Landes-Versuchsstelle für Steiermark 30, 1913, S. 100f.; F. X. Pollak, Die Brüder B., 1914 (m. B.).
(P. Wiltsche)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)