Bohatsch, Ottokar Zdenko (1843–1912), Zoologe und Kaufmann

Bohatsch Ottokar Zdenko, Zoologe und Kaufmann. Geb. Blansko, Mähren (CZ), 28. 12. 1843; gest. Wien, 21. 9. 1912; röm.-kath. Sohn eines Bauingenieurs, Bruder des Botanikers und Inspektors der Alföldbahn Ferdinand Bohatsch (1842–1880) und des Koleopterologen Albert Bohatsch; ab 1870 verheiratet mit Johanna Bohatsch, geb. Schoinz. – Nach Abschluss der Realschule und der Handelsakademie in Wien war B. bei verschiedenen Firmen der Seidenbranche tätig, ehe er in die Firma Rudolf Reichert & Söhne eintrat, wo er bis zu seiner Pensionierung (1908) als Seidenexperte fungierte. Angeregt durch seinen Vater und seine beiden Brüder begann er bereits im Kindesalter Schmetterlinge zu sammeln und legte schon damals den Grundstock zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen seiner Zeit. Gefördert von Alois Rogenhofer, dem ersten Kustos am Zoologischen Hofkabinett in Wien, entwickelte B. einen herausragenden Blick für die Bestimmungsmerkmale der Schmetterlinge und wurde zu einem Experten für paläarktische Großschmetterlinge. Insbesondere interessierte er sich für Noctuiden und Geometriden und befasste sich mit der bis dahin kaum beachteten Gattung Eupithecia, wobei es ihm gelang, einige neue asiatische Arten zu beschreiben sowie die Synonymie anderer Arten zu berichtigen. B. sammelte vor allem in der Umgebung Wiens, auf dem Schneeberg, dem Hochschwab, aber auch auf seinen Geschäftsreisen in weite Teile der Monarchie, u. a. nach Prag, Budapest, Triest und Laibach. Außerdem unterhielt er eine umfangreiche Korrespondenz mit Fachkollegen sowie Tauschverbindungen mit fast allen Sammlern innerhalb der Monarchie. Seine eigene Sammlung mit rund 4.200 Arten von Macrolepidopteren und vielen präparierten Raupen wurde nach seinem Tod von dem Entomologen Max Korb gekauft und befindet sich heute im Museum für Naturkunde in Berlin und in der Zoologischen Staatssammlung München. Seine Publikationen über die Gattung der Kleinspanner waren grundlegend für die faunistischen Kenntnisse in der Monarchie, darunter „Die Eupithecien Österreich-Ungarns“ (in: Wiener Entomologische Zeitung 1, 1882, mit Nachträgen 1883, 1884, 1887). B. war ab 1873 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft (1907–08 Obmannstellvertreter der Sektion für Lepidopterologie) sowie ab 1890 Mitglied und ab 1909 Ehrenmitglied des Wiener Entomologischen Vereins.

Weitere W.: s. Rebel; Jahresbericht.
L.: H. Rebel, in: Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien 62, 1912, S. 204ff. (m. B. u. W.); Jahresbericht des Wiener Entomologischen Vereines 23, 1913, S. 54f. (m. B. u. W.); Collectiones entomologicae, ed. W. Horn u. a., 2, 1990, S. 46.
(S. Randolf)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)