Bohdal, Matthäus d. J. (1863–1937), Baumeister und Architekt

Bohdal Matthäus d. J., Baumeister und Architekt. Geb. Hütteldorf, Niederösterreich (Wien), 24. 7. 1863; gest. Wien, 26. 10. 1937; röm.-kath. Sohn des Baumeisters Matthäus Bohdal d. Ä. (1828–1890), der seit 1859 eine gut gehende Baufirma besaß, und von Marie Bohdal, geb. Faseth, Vater von Anton Matthäus Bohdal (s. u.); ab 1899 mit Leopoldine Bohdal, geb. Stelzer (1880–1970), verheiratet. – Nach Besuch der Baugewerbeschule absolvierte B. die Praxisjahre vorerst in der elterlichen Firma, ab 1886 bei dem Architekten Wilhelm Klingenberg, legte 1896 die Maurermeister-, 1900 die Baumeisterprüfung ab und erhielt die Konzession als Stadtbaumeister. Da der Vater bereits zehn Jahre zuvor gestorben war, wurde die Baufirma einstweilen von seiner Mutter als Witwenbetrieb gemeinsam mit Wilhelm Klingenberg geleitet. 1900 übernahm B. die Firma und baute sie zu einem sehr erfolgreichen Unternehmen aus, das zeitweise bis zu 300 Mitarbeiter beschäftigte. In seinem Betrieb war er zum Teil als ausführender Baumeister für andere Architekten tätig, er errichtete aber auch Gebäude nach eigenen Entwürfen. Besondere Verdienste erwarb er sich um den Schulbau, indem es ihm gelang, durch malerische Auflockerungen der Baukörper in Heimatstilformen sowie die Ausstattung mit – kindbezogener – Bauplastik eine Abkehr vom strengen „Schulkasernentypus“ zu erzielen (z. B. Schule in Wien 12, Johann Hoffmannplatz 19–20, 1910). Im Wohnbau plante er Villen, Mietvillen, Wohn- und Miethäuser, die sich alle durch repräsentative Gestaltungen in Formen der Neo-Renaissance auszeichnen. Punktuell eingesetzte Motive der Wiener Werkstätten verliehen jedem Haus seine spezielle Individualität (z. B. Mietshaus in Wien 16, Rankgasse 34, 1913). B.s Vielseitigkeit zeigte sich auch bei den Beamtenwohnhäusern der städtischen Straßenbahn (Wien 16, Montleartstraße 56–60, 1913). Diese Häuser waren schlichter gestaltet, ihre Grundrisskonzeptionen, der sparsam angebrachte secessionistische Dekor sowie die Gruppierung um Höfe zeigen bereits Kriterien der Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien in der Zwischenkriegszeit. B. war ab 1896 Mitglied der Genossenschaft der Bau- und Steinmetzmeister sowie ab 1904 im Verein der Baumeister in Niederösterreich. Sein Sohn, der Architekt Anton Matthäus Bohdal (geb. Wien, 9. 5. 1900; gest. ebd., 5. 2. 2008) maturierte 1918 und studierte anschließend an der TH Wien (1931 Dr. techn. mit seiner Dissertation „Die Stadterweiterung Wiens 1857 und die im Wiener Stadtbauamte befindlichen Wettbewerbspläne für die Erweiterung“). In der Folge arbeitete er bei der Salzburger Landesregierung und kehrte erst 1998 wieder nach Wien zurück. 1970 wurde er für seine Verdienste von der Universität Salzburg mit dem Titel eines Ehrenbürgers ausgezeichnet.

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Kindertagesheim der Stadt Wien, 1905–06 (Wien 12); Realgymnasium Diefenbachgasse, 1910–11 (Wien 15); Hauptschule der Stadt Wien Hochsatzengasse, 1913–14 (Wien 14); etc.
L.: F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert 3/2, 1995, s. Reg.; G. Weissenbacher, In Hietzing gebaut 2, 1998; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Architektenlexikon Wien 1770–1945, http://www.architektenlexikon.at (m. W. u. L.; Zugriff 31. 1. 2012).
(I. Scheidl)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)