Bondi, Emanuel (1820–1908), Pädagoge und Schriftsteller

Bondi Emanuel, Pädagoge und Schriftsteller. Geb. Dobřiš, Böhmen (Dobříš, CZ), 12. 1. 1820; gest. Göding, Mähren (Hodonín, CZ), 7. 8. 1908 (beigesetzt: Pohořelice, CZ); mos. Vater von →Gustav Bondi, ab 1849 verheiratet mit Elisabeth Kafka. – 1828–32 besuchte B. die Volksschule in Großmeseritsch (Velké Meziříčí), danach erhielt er Privatunterricht und legte die vorgeschriebenen öffentlichen Prüfungen in Brünn (Brno) ab. Ab 1839 in Prag, absolvierte er die Lehrerausbildung und erhielt vermutlich 1841 die Lehrbefähigung für öffentliche Schulen. Daneben erwarb er Kenntnisse der französischen und italienischen Sprache. Als Lehrer in Kolin (Kolín) begann er damals mit Vorarbeiten für die Abfassung einer ersten hebräischen Grammatik, die erstmals 1844 unter dem Titel „Theoretisch-praktisches Lehrbuch der hebräischen Sprache …“ erschien. 1845 wechselte B. an die öffentliche Lehrerbildungsanstalt für jüdische Knaben und Mädchen nach Schwarzkosteletz (Kostelec nad Černými lesy), wo er zweieinhalb Jahre zunächst als Lehrer und später als Direktor tätig war. Zu dieser Zeit hatte er das erste Lehr- und Lesebuch für die jüdische Jugend verfasst („Masl"ul hal-limm“, erschienen in 11 Aufl.). Verbreitet waren auch seine Unterrichtsmaterialien zum Rechenunterricht sowie zur Rechtschreibung und Grammatik der deutschen Sprache insbesondere für Volksschüler. Ab Anfang Mai 1851 unterrichtete B. an der Volksschule in Pohorlitz (Pohořelice). Diese wurde nach seinem Antritt in eine drei- und später vierjährige Schule mit Unterricht in deutscher und hebräischer Sprache umgewandelt. 1870 wurde sie unter die Leitung des Landesschulamts gestellt und B. zum Oberlehrer ernannt. Seine bedeutende pädagogische sowie fachliche Tätigkeit wurde 1866 mit dem Musterlehrertitel gewürdigt. 1872 erhielt er als einziger jüdischer Lehrer den Titel eines Volksschuldirektors, 1876 den Titel Morenu; 1887 trat B. aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Von der Gründung des mährisch-schlesischen israelitischen Lehrervereins 1868 bis zu dessen Auflösung 1898 bekleidete er die Funktion des Vizepräsidenten. Für den Verein verfasste er u. a. hebräische Fibeln und Schulgebetsbücher. 1880 gab er den „Leitfaden zum Religionsunterricht der israelitischen Volksschuljugend“ (3 Ausgaben) heraus.

Weitere W.: s. Ch. D. Lippe, Bibliographisches Lexicon der gesammten jüdischen Literatur der Gegenwart und Adress-Anzeiger, 1881; Geld und Gut – oder Erziehung und Bildung …, 1902; etc.
L.: NFP, 31. 8. 1908; H. Heller, Berühmte Männer Mährens 3, 1889, S. 12f.; Die Juden und Judengemeinden Mährens in Vergangenheit und Gegenwart, ed. H. Gold, 1929, S. 482 (m. B.); Lebens- und Arbeitsbilder sudetendeutscher Lehrer 1, 1932 (m. B.).
(J. Brabencová)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)