Borak, Jonas (1893–1949), Röntgenologe

Borak Jonas, Röntgenologe. Geb. Morszyn, Galizien (Moršyn, UA), 6. 1. 1893; gest. New York City, NY (USA), 4. 4. 1949; mos. B. studierte ab 1911 Medizin an den Universitäten Leipzig, Heidelberg, Berlin und Wien, daneben auch Philosophie; 1915 Dr. phil. summa cum laude an der Universität Leipzig mit der Dissertation „Erkenntnistheoretische Grundlagen des Prinzips der Erhaltung der Energie“. Anschließend leistete er seinen Militärdienst, u. a. als Artillerieoffizier an der Front. Danach setzte er sein Medizinstudium in Wien fort; 1921 Dr. med. Bereits während seines Studiums war er am physiologischen Institut unter Professor Arnold Durig tätig und forschte auf den Gebieten der Sinnesphysiologie und der physiologischen Chemie. Zugleich war er an der III. Medizinischen Klinik beim Mediziner →Franz Chvostek beschäftigt, wo er nach seiner Promotion noch ein Jahr verblieb. Mit dem Eintritt in das Zentral-Röntgeninstitut des Allgemeinen Krankenhauses von →Guido Holzknecht 1922 schlug B. seine künftige Laufbahn auf dem Gebiet der Radiologie ein. Unterbrochen von einem mehrmonatigen Aufenthalt an der II. Chirurgischen Klinik unter →Julius von Hochenegg blieb B., bald zum Assistenten Holzknechts aufgestiegen, bis zum Sommer 1927 am Zentral-Röntgeninstitut, wo er auch in der Fortbildung aktiv war und während der letzten drei Jahre die therapeutische Abteilung leitete. Anschließend folgte er einem Ruf von →Isaak Robinsohn an das Röntgeninstitut des Spitals der Israelitischen Kultusgemeinde (Rothschild-Spital), aus dem er nach zweijähriger Dienstzeit, zuletzt als Assistenzarzt, aufgrund von persönlichen Differenzen mit Robinsohn ausschied. Er kehrte an das Zentral-Röntgeninstitut zurück, ehe er 1931 zum Vorstand des Röntgeninstituts des Rothschild-Spitals bestellt wurde. Nach dem „Anschluss“ Österreichs verblieb er als sogenannter Krankenbehandler, der ausschließlich zur Versorgung jüdischer Patienten zugelassen war, in dieser Position. Bereits im Juni 1938 erhielt B., der als Strahlenmediziner internationale Reputation genoss, eine Berufung nach New York, wo er 1939 eintraf. Am City Hospital war er an der dermatologischen Abteilung als Assistenzarzt tätig, weitere Verpflichtungen folgten an der Klinik des Medical College der New York University sowie im Goldwater Memorial Hospital. Am Medical College war B. zudem 1939–44 als Lektor für Radiologie tätig. B. starb während einer wissenschaftlichen Debatte in der New Yorker Rudolf Virchow Medical Society. Als Wissenschaftler widmete er sich der Erforschung der biologischen Grundlagen der Röntgenstrahlen und deren Wirkungsweise. Auch das Gebiet der Röntgendiagnostik, besonders im Bereich der Knochen- und Gelenkserkrankungen, gehörte zu seinen Forschungsfeldern. Sein besonderes Interesse galt der Strahlentherapie der endokrinen Erkrankungen sowie der Knochen- und Gelenkserkrankungen, v. a. der bösartigen Tumore. Als einer der Ersten in Österreich wendete er Anfang der 1930er-Jahre die Bestrahlungstechnik nach Henri Coutard an, die er experimentell erprobte und modifizierte. Ein Umdenken zugunsten eines aktiveren Vorgehens bewirkte er bei der Röntgentherapie von Knochenmetastasen, deren Behandlung bis dahin als wenig erfolgreich galt. B. hinterließ über 100 Fachschriften aus den Bereichen Physiologie, Allgemeine Strahlenbiologie, Karzinome, endokrine Erkrankungen, Knochen- und Gelenkserkrankungen, Nervenkrankheiten, Hauterkrankungen und gynäkologische Erkrankungen, u. a. in der Zeitschrift „Strahlentherapie“. Er war Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften, wie der Gesellschaft der Ärzte, der Österreichischen Gesellschaft für Röntgenkunde, der American Medical Association und des American Board of Radiology. Ferner gehörte er der B’nai Brith Liberty Lodge an.

Weitere W. (s. auch Kreuter; IGK): Die Wirkungen der strahlenden Energie auf die endokrinen Drüsen und die innere Sekretion, in: Handbuch der gesamten Strahlenheilkunde, Biologie, Pathologie und Therapie 1, ed. P. Lazarus, 2. Aufl. 1928 (gem. mit A. Biedel); Über die Coutardʼsche Methode der Röntgenbehandlung des Krebses, in: WMW 81, 1931; Theorien über die Wirksamkeit der Röntgenstrahlen bei entzündlichen Erkrankungen, in: Strahlentherapie 77, 1948.
L.: Kreuter (mit W.); Ärzteblatt für die Deutsche Ostmark 1, 1938, Nr. 13, S. 229; O. Deutschberger, in: Aufbau 15, 1949, S. 14; K. Weiß, in: Radiologia Austriaca 2, 1949, S. 29f.; New York State Journal of Medicine 49, 1949, S. 1085; Hundert Jahre medizinische Radiologie in Österreich, ed. H. H. Ellegast u. a., 1995, S. 295f.; IKG (mit W.), UA, beide Wien; Lillian & Clarence de la Chapelle Medical Archives, New York, USA (nur online, Zugriff 15. 2. 2017).
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)