Borotha, Sergius Alexander; bis 1919 Borotha von Trstenica (1907–1990), Jurist

Borotha Sergius Alexander, bis 1919 Borotha von Trstenica, Jurist. Geb. Wien, 30. 5. 1907; gest. 27. 1. 1990; griech.-orientalisch. Sohn von →Lotte Witt und deren Mann, dem Generalmajor (ab 1917) Livius Borotha von Trstenica (geb. Buda oder Pest / Budapest, Ungarn, 5. 12. 1869; gest. Wien, 1961), Bruder der Schauspielerin Susi Witt (geb. Wien, 9. 12. 1910; gest. Wien, 9. 9. 1989), Schwager des Schauspielers Erik Frey (geb. Wien, 1. 3. 1908; gest. 2. 9. 1988), Neffe des Theaterdirektors Karl Witt und der Schauspielerinnen Hermine Straßmann-Witt und Käthe Frank-Witt; 1937–42 (Scheidung) verheiratet mit Otilia Borotha (geb. 7. 5. 1912; gest. 1980), Tochter des Landesbaudirektors Rudolf Dorninger (1881–1937), ab 1944 in 2. Ehe mit der Buchdruckerin und Verlegerin Dr. iur. Gerda Borotha, geb. Schöler (geb. Wien, 16. 10. 1911; gest. Wien, 24. 4. 1984). – Der aus einer 1854 in den erblichen Adelsstand erhobenen kroatischen Offiziersfamilie stammende Borotha besuchte das Schottengymnasium und studierte 1925–29 Rechtswissenschaften in Wien; 1930 Dr. iur. Danach schlug er die Richterlaufbahn ein und legte 1934 die Richteramtsprüfung ab, kurz danach wurde er Richter am Landesgericht Linz, aber noch im selben Jahr an das Bezirksgericht Neusiedl am See versetzt. Ab 1936 Grundbuchanlegungskommissär am Bezirksgericht Oberwart, avancierte er 1940 zum Richter am Amtsgericht Wien, wo er ebenfalls für Grundbuchsachen zuständig war. 1934 trat Borotha, der dem Nationalsozialismus zunächst ablehnend gegenüberstand, der Vaterländischen Front bei, beantragte aber im März 1938 die Aufnahme in die NSDAP (weshalb er 1946 nicht als Schriftführer in den Verfassungsgerichtshof aufgenommen wurde). Im Jänner 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, kämpfte u. a. in der Sowjetunion und geriet im Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Ab September 1945 fungierte Borotha als Richter am Oberlandesgericht Wien, ab 1947 am Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien. Er war parallel dazu maßgeblich an der Entstehung des Wohnungseigentumsgesetzes von 1948 beteiligt. 1949 wurde er zum Rat, 1962 zum Senatspräsidenten, 1970 zum Vizepräsidenten und schließlich 1972 zum Präsidenten des Verwaltungsgerichtshofs ernannt und wirkte als solcher bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand mit Ende desselben Jahres. Borotha erhielt 1966 das Große Goldene Ehrenzeichen sowie 1972 das Große Silberne Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich.

W.: Das Wohnungseigentumsgesetz, 1949; Gemeindeautonomie und Verwaltungsgerichtsbarkeit, in: 90 Jahre Verwaltungsgerichtsbarkeit in Österreich, ed. W. Dorazil, 1966; Zur Frage der Entscheidungspflicht der Gemeindeaufsichtsbehörde, in: Österreichische Juristen-Zeitung 23, 1968, H. 19.
L.: WZ, 30. 12. 1972 (mit Bild); biografiA. Lexikon österreichischer Frauen 1, 2016 (s. unter Borotha Gerda); G. Enderle-Burcel, in: Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 7, 2017, H. 1, S. 42ff.; Österreichischer Verwaltungsgerichtshof Wien / Personalakt; UA, Wien.
(Thomas Olechowski)   
Zuletzt aktualisiert: 15.7.2024  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 12 (15.07.2024)