Bossi, Giuseppe (Josef, Joseph) (1810–1891), Industrieller

Bossi Giuseppe (Josef, Joseph), Industrieller. Geb. Busto Arsizio, Königreich Italien (I), 2. oder 3. 11. 1810; gest. Wien, 10. 7. 1891; röm.-kath. Sohn von Carlo Cesare Bossi; verheiratet mit Theresia Bossi, geb. Happl. – B. war das älteste Kind einer italienischen, durch Tuchhandel zu Wohlstand gelangten Patrizierfamilie. Nach dem Schulbesuch ursprünglich für das Studium der Theologie vorgesehen, trat er 1828 als Praktikant in ein Mailänder Handelshaus ein. Anfang der 1830er-Jahre kam er nach Wien, wo er in der Niederlassung einer Mailänder Textildruckerei angestellt war. Anschließend machte er sich selbstständig und errichtete 1838 eine eigene Weberei in Nußdorf bei Wien, zudem eröffnete er einen Kurrentwarenhandel. Ab 1844 betrieb er gemeinsam mit seinem Kompagnon Hercule Clerici eine Textildruckerei in Hacking bei Wien, wo bedruckte Stoffwaren wie Tücher, Schals oder Schärpen hergestellt wurden. 1849 erwarb B. ein Areal in Unter St. Veit bei Wien, auf dem er eine weitere Fabrik erbaute, die bald hunderte von Arbeitern beschäftigte. Führend auf dem Gebiet des Textildrucks tätig, hielt er eine Reihe von Patenten und trat auch als Erfinder einer Maschine, durch deren Einsatz der Druckprozess wesentlich rationalisiert werden konnte, hervor. B. erschloss der österreichischen Textilindustrie neue Märkte: So war ein bedeutender Teil seiner Stoffwaren für den Export nach Übersee, namentlich Südamerika, bestimmt. 1859 musste B. Konkurs anmelden, führte sein Unternehmen durch den Einstieg in die Fezproduktion aber bald zu einem neuerlichen Aufschwung. Die Kappen wurden u. a. nach Serbien, Ägypten und Syrien, wo sie neben jenen der Produzenten Fürth (→Wolf Fürth), Gülcher (→Jakob Theodor Gülcher, →Theodor Gülcher) und Volpini (→Anton Volpini II.) besonders beliebt waren, exportiert. Für die Qualität seiner Erzeugnisse wurde B. mehrfach im In- und Ausland ausgezeichnet, so etwa auf der Gewerbeausstellung 1845 in Wien mit der Silbermedaille und auf der Wiener Weltausstellung 1873 mit der Fortschrittsmedaille. 1888 verkaufte er den mittlerweile stark verkleinerten Betrieb, der von den Nachfolgern bis 1942 als Hutfabrik weitergeführt wurde. Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer war B. Konsul des Freistaats Buenos Ayres sowie der Republiken Chile und Paraguay. Er war Träger des Ritterkreuzes des Franz Joseph-Ordens (1873).

L.: Die Presse, 30. 10. 1890; NFP, 12. 7. 1891 (Parte); Wurzbach; Internationale Ausstellungs-Zeitung. Central-Organ für Handel, Industrie und Verkehr … 5, 1875, Nr. 75, S. 1f.; G. Klötzl, in: Penzinger Museumsblätter 67, 2004, H. 61, S. 8ff.; M. Purkhart, Die österreichische Fezindustrie, phil. Diss. Wien, 2006, S. 73ff.; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 17. 4. 2018); Pfarre St. Stephan, Wien.
(Ch. Kanzler)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)