Božek, Romuald (1814–1899), Mechaniker und Erfinder

Božek Romuald, Mechaniker und Erfinder. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 6. 2. 1814; gest. ebd., 30. 4. 1899; röm.-kath. Jüngerer Sohn von →Josef Božek, Bruder von František Božek (1809–1886); ab 1859 mit Rosa Tichá verheiratet. – Nach dem Grundschulbesuch bei den Dominikanern und den Piaristen absolvierte B. das Altstädter Gymnasium und studierte zwei Jahre lang am Prager Polytechnischen Institut, beendete sein Studium jedoch nicht. Von klein auf im schöpferisch-technischen Umfeld aufgewachsen, half B. gemeinsam mit seinem Bruder dem Vater schon früh bei dessen Demonstrationsübungen am Polytechnikum sowie bei handwerklichen Tätigkeiten in der eigenen Firma. B.s außergewöhnliches technisches Talent und sein praktisches Geschick zeigten sich in der Uhrmacherei und in der Feinmechanik; auf dem Gebiet des Maschinenbaus interessierten ihn vor allem die Weiterentwicklung der Dampfmaschine und deren Nutzanwendung. Noch zu Lebzeiten des Vaters beteiligte er sich an einigen von dessen Aufträgen, wie dem Pumpwerk für das Wasserwerk in der Prager Neustadt 1828 und der Anfertigung eines Uhrwerks für den Weißen Turm in Königgrätz (Hradec Králové) 1831. Als sie 1834 gemeinsam die Erneuerung der Maschinenanlage des Altstädter Wasserwerks vollendeten, war die Leitung des Familienbetriebs bereits auf B. und seinen Bruder übergegangen. Nach dem Tod des Vaters 1835 konnte die Firma Božek a synové daher kontinuierlich weiterwirken, wobei sie sich an den vielfältigen Aufträgen aus der beginnenden Industrie orientierte und vor allem Maschinen für die Branchen Trinkwasserversorgung, Eisenbahn, Nahrungsmittel- und Textilproduktion erzeugte. Gleichzeitig konzentrierte sich B. auf Feinmechanik, Heilbehelfe, Uhrmacherei und sogar auf den Bau neuer Musikinstrumente. Der gute Geschäftsgang der Firma ließ ihn auch im Bereich der Zuckerindustrie, der Ziegelei und der Farbenherstellung tätig werden, wobei er jedoch scheiterte und in finanzielle Notlagen geriet. Als er 1853 wegen eines Zerwürfnisses auch die Zusammenarbeit mit seinem Bruder beendete, ging die Firma zugrunde. B. kehrte daher zur Wasserversorgung zurück. Dabei profitierte er von den Auslandserfahrungen, die er auf seinen im Auftrag von →Adalbert Lanna unternommenen Studienreisen nach England, Frankreich und Deutschland gewonnen hatte. Die erfolgreiche Erneuerung des Neustädter Wasserwerks trug ihm die Funktion eines Inspektors der Prager Wasserwerke (1854–65) ein. Zu den Aufträgen aus dieser Zeit zählten etwa eine Pumpmaschine und die Wasserleitung im Prager Stromovka-Park 1859, das Bewässerungssystem des Letná-Parks 1862 sowie das Wasserwerk und die Wasserleitung in Smichow (Praha-Smíchov) 1864–72. Die technische Ausstattung der Wasserwerke sowie die Erneuerung der Wasserleitungen übernahm er auch in anderen Städten Böhmens, beispielsweise in Jičin (Jičín), Neustadt an der Mettau (Nové Město nad Metují), Weißwasser (Bělá pod Bezdězem) 1858, auf Schloss Sichrow (Sychrov) 1867 und in Jungbunzlau (Mladá Boleslav) 1874. Eine Vorzugsstellung behauptete B. außerdem im Uhrmacherhandwerk. 1864 wurde er in die Kommission zur Reparatur der Altstädter Astronomischen Uhr in Prag berufen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigte er sich zusätzlich mit Bühnentechnik. Er konstruierte Löschvorrichtungen, Brandmauern und Feuerschutzvorhänge, konzentrierte sich aber vor allem auf Bühneneffekte (Simulation von Dämmerung, Sonnen- und Mondaufgang, Abendstern etc.). Seine Erfindungen basierten auf der Verbindung mechanischer Tricks mit elektrischer Beleuchtung und kamen nicht nur im Prager Ständetheater, sondern auch auf Bühnen in England, Deutschland, Schweden und sogar in den USA erfolgreich zum Einsatz. Der musikalisch sehr begabte B. war aktiver Musiker und Komponist und konstruierte originelle Musikinstrumente, wie das auf dem Prinzip der Stoßzungenmechanik beruhende Chartophon (1845) und das Sirenophon (1846), ein Tasteninstrument, das sich einen Luftstrom durch verschieden angeordnete Löcher in acht Drehscheiben zunutze machte. Das Instrument soll orgelähnlich geklungen haben; B. spielte darauf eigene Kompositionen. In den 1880er-Jahren zog er sich ins Privatleben zurück und widmete sich der Bearbeitung seines schriftlichen Nachlasses. B. war in Böhmen eine angesehene Persönlichkeit und wurde mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone (1875) sowie mit einigen deutschen Orden ausgezeichnet.

W.: Das falsche und gefährliche System der gegenwärtigen Eisenbahnwagen und ihre Verbesserung, 1846. – Nachlass: Národní technické muzeum, Praha, CZ.
L.: Ludvová; H. Fuchs, in: Österreichische Wochenschrift für den öffentlichen Baudienst 20, 1914, S. 607ff.; L. Novák, Rodina vynálezců, 1941; J. Streit, Božkové. Životní osudy a práce J. B. a jeho synů, 1953; O. Pavlík, R. B. Český mechanik, vynálezce a vodárenský odborník, 2010 (m. B.); HHStA, Wien; Národní technické muzeum, Praha, CZ.
(J. Hozák)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)