Bráf, Albin (1851–1912), Politiker und Jurist

Bráf Albin, Politiker und Jurist. Geb. Trebitsch, Mähren (Třebíč, CZ), 27. 2. 1851; gest. Rostok, Böhmen (Roztoky, CZ), 1. 7. 1912; röm.-kath. Sohn des Wirtschaftsbeamten Antonín Bráf, Schwiegersohn von →František Ladislav Rieger. – B. besuchte 1861–69 das Akademische Gymnasium in Prag. 1869–73 studierte er Rechtswissenschaften an der dortigen Universität; 1874 Dr. iur. 1873 begann B. seine Tätigkeit als Rechtspraktikant am Landesgericht Prag. Nach seiner Promotion war er bis 1882 Professor für Nationalökonomie und Statistik an der tschechischen Handelsakademie der Stadt. Zusätzlich wurde er 1877 Privatdozent für politische Wissenschaften an der Universität Prag. Es folgte eine Professur für politische Ökonomie (1882 ao., 1890 o. Professor) an der neu geschaffenen tschechischen Universität. 1883–95 gehörte B. dem böhmischen Landtag an und war 1887–91 Mitglied des Landesausschusses. Politisch zählte er zu den Alttschechen. 1905 wurde er zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt. Dort schloss er sich der Gruppe der Rechten an. Von Februar bis November 1909 bekleidete B. das Amt des Ackerbauministers unter →Richard Graf Bienerth-Schmerling. In dieser Zeit wurden das Tierseuchengesetz beschlossen und das Gesetz zur Förderung der Viehzucht und Viehverwertung vorbereitet. Auch widmete er sich der Bodenentschuldung und konnte hierbei zwischen Rübenbauern und Zuckerindustrie vermitteln. Aufgrund regierungsinterner Differenzen bezüglich des Ministerratsbeschlusses über ein Schulsprachengesetz in den Kronländern Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg demissionierte B. und kehrte an die Universität Prag zurück. 1911 wurde er erneut Ackerbauminister, diesmal unter →Karl Graf Stürgkh. Aufgrund einer Krankheit war B. keine aktivere Gestaltung in seiner Amtszeit möglich und er verstarb im Amt. Seiner wissenschaftlichen Tätigkeit hingegen sind auch mehrere Publikationen, vornehmlich in tschechischer Sprache, geschuldet. Nach seinem Tod erschien eine fünfbändige Gesamtausgabe seiner Aufsätze und Abhandlungen „Život a dílo“ (ed. Josef Gruber, 1922–24). B. war Mitglied der Königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften sowie ab 1904 o. Mitglied der Böhmischen Kaiser Franz Joseph-Akademie der Wissenschaften, Literatur und Kunst in Prag. Weiters fungierte er als Präsident des Verwaltungsrats der Zeitung „Hlas Národa“ in Prag. Zusätzlich war B. Gründer und Leiter des Kaiser Franz Joseph I.-Landes-Versicherungsfonds. Für seine Leistungen wurde ihm 1898 der Orden der Eisernen Krone III. Klasse verliehen. 1908 wurde er Ritter des Leopold-Ordens, 1904 Hofrat und schließlich 1909 Geheimer Rat.

L.: Prager Tagblatt, 1., Innsbrucker Nachrichten, 2. 7. 1912; Adlgasser; F. Ott – W. Wieser, in: 100 Jahre Landwirtschaftsministerium, 1967, S. 80f.; UA, Praha, CZ.
(P. Swoboda)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 105
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