Bratu, Traian (1875–1940), Literaturwissenschaftler und Politiker

Bratu Traian, Literaturwissenschaftler und Politiker. Geb. Reschinar, Siebenbürgen (Rășinari, RO), 25. 10. 1875; gest. Bukarest (București, RO), 21. 7. 1940; orthodox. Sohn eines Landwirts; ab 1909 verheiratet mit Marie Charlotte Bratu, geb. Schmidt. – B. besuchte 1885–93 das Staats-Ober-Gymnasium in Hermannstadt. 1894–98 studierte er Deutsche Philologie und Latein an der Universität Bukarest und arbeitete in der Folge als Lehrer in Râmnicu Vâlcea sowie Jassy. Ab 1902 inskribierte er auch an der Universität in Berlin, wo er u. a. Vorlesungen bei Max Herrmann, Friedrich Paulsen, Carl Stumpf und Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff hörte und 1907 mit einer Dissertation über die Lyrik von Friedrich de la Motte Fouqué bei Gustav Roethe promovierte. 1907–16 ao. Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Jassy, 1916–40 o. Professor am Lehrstuhl für Germanistik, bekleidete B. 1920–21 das Amt des Dekans der philosophischen Fakultät; 1921–22 und 1932–38 war er Rektor der Universität. Zugleich unterrichtete er 1907–16 und 1921–39 am Nationalgymnasium bzw. an einem Privatgymnasium in Jassy. Als Mitglied der Nationalen Bauernpartei war B. 1928–31 Senatspräsident im rumänischen Parlament. 1937 verübten studentische Mitglieder der faschistischen Eisernen Garde ein Attentat auf ihn. Als Germanist trat B. mit Publikationen über die deutsche Klassik und die Romantik (u. a. „Fouqués Lyrik“, 1907; „Modul de a lucra a lui Schiller. Warbeck“, in: Convorbiri literare 39, 1905, Nr. 5; „Din înțelepciunea lui Goethe“, 1937) sowie über die Rezeption der deutschen Literatur in Rumänien („Die deutschen Volksbücher bei den Rumänen“, in: Forschungen und Fortschritte 17, 1934) in Erscheinung. Sein Hauptforschungsfeld lag jedoch im Bereich der Fremdsprachendidaktik (u. a. „Cu privire la învățământul limbilor streine în școlile secundare“, 1916), insbesondere Deutsch als Fremdsprache in Rumänien (u. a. „Limba și literatura germană în universitățile noastre“, in: Convorbiri literare 42, 1908, Nr. 4; „Zur Methodik der deutschen Wortfolgelehre im Unterricht für Fremdsprachige“, in: Deutschunterricht im Ausland, 1939, Nr. 9–10). Gemeinsam mit Karl Kurt Klein veröffentlichte er eine Grammatik („Gramatica limbii germane“, 1935) sowie eine Lehrbuchreihe der deutschen Sprache für Mittelschulen. Des Weiteren übersetzte er Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiele „Stella“, „Clavigo“ und „Egmont“ ins Rumänische (1925) und befasste sich auch mit Fragen der Minderheitenpolitik in Rumänien. Für seine Verdienste erhielt B. 1931 das Großkreuz des Ordens der Krone von Rumänien und 1932 den Päpstlichen Orden des Heiligen Gregorius mit Großkreuz am Band.

Weitere W. (s. auch Internationales Germanistenlexikon): Probleme der neuhochdeutschen Wortfolge. Einige Beobachtungen und ein Versuch ihrer Systematisierung, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 62, 1938; Die Stellung der Negation „nicht“ im Neuhochdeutschen (mit ergänzenden Nachprüfungen an Goethes Sprache), in: Zeitschrift für deutsche Philologie 65, 1940.
L.: Who’s Who in Central and East Europe 1935/36, ed. St. Taylor, 2. Aufl. 1937; P. Gulyás, Magyar írók élete és munkái 3, 1941; M. Bucur, Istoriografia literară românească de la origini pînă la G. Călinescu, 1973; I. Maftei, Personalități Ieșene 2, 1975 (mit Bild); H. Perez, in: Analele științifice ale Universității „Al. I. Cuza“ din Iași 21, 1975, S. 85ff.; H. Pilder-Klein, in: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 25, 1976, Nr. 1, S. 39f.; Dicționar de lingviști și filologi români, 1978; T. B. și germanistica ieșeană, ed. H. Fassel, 1981; S. N. Ionescu, Who was Who in Twentieth Century Romania, 1994; J. Livescu, in: Beiträge zur Geschichte der Germanistik in Rumänien, ed. G. Guțu – S. Stănescu, 1997, S. 151ff.; A. Agache, ebd., S. 163ff.; Internationales Germanistenlexikon 1800–1950, 1, 2003 (mit W.).
(Á. Z. Bernád)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)