Braun, Ludwig (1867–1936), Mediziner

Braun Ludwig, Mediziner. Geb. Ungarisch Ostra, Mähren (Uherský Ostroh, CZ), 12. 8. 1867; gest. Wien, 9. 5. 1936; mos. Sohn eines Architekten. – Nach Besuch des Gymnasiums in Wien 2 und Ablegung der Matura 1885 studierte B. Medizin an der Universität Wien; 1891 Dr. med. B. erhielt eine Assistentenstelle an der 3. medizinischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei →Leo Redtenbacher. 1900 habilitierte er sich für innere Medizin an der Universität Wien. 1910 zum tit. ao. Prof. ernannt, wurde er Primararzt der internen Abteilung des Spitals der Israelitischen Kultusgemeinde (Rothschildspital), wo er bis zu seinem Tod verblieb. Unterbrochen wurde diese Tätigkeit durch den 1. Weltkrieg, während dessen B. in der Filiale des Reservespitals Nr. 8 in Wien diente und sich besonders um die Inbetriebnahme eines Röntgenlaboratoriums bemühte. Sein Interesse galt der Pathologie des Herzens, insbesondere den pathologischen Veränderungen bei Erkrankungen wie Vorhofflimmern, koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz. Weiters befasste sich B. mit der Mechanik des Pulsschlags, dem Vagusdruck, der renalen Hypertrophie, mit Abnormitäten der Schilddrüse und mit der Bedeutung der ärztlichen Anamnese. Hervorzuheben ist seine Monographie „Therapie der Herzkrankheiten“, 1903 (2. Aufl. 1913). Er war auch der Erste, der kinematographische Aufnahmen der Herztätigkeit durchführte. B., der mit →Sigmund Freud eng befreundet war und dessen Gedanken zur Psychosomatik übernahm, kann zudem als Begründer der Psychokardiologie bezeichnet werden. In seiner 1920 verfassten und von der Fachwelt anerkannten Publikation „Herz und Psyche“ beschrieb er das Herz als Angstorgan. Ein breites Spektrum seiner Forschungen galt der Psyche von Patienten mit Herzkrankheiten. Erwähnenswert ist daher auch seine 1932 erschienene Monographie „Herz und Angst“. Darüber hinaus befasste sich B. mit Bronchialasthma und psychogenen Atmungsstörungen. B. war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Morphologisch-Physiologischen Gesellschaft zu Wien, der Gesellschaft für Innere Medizin in Wien und des Vereins für Psychiatrie und Neurologie.

Weitere W.: s. Wer ist’s?.
L.: NFP, 12. 1. 1911 (A.), 10. 5. 1936 (Parte); DBE; Fischer; Lex. böhm. Länder; Wer ist’s?, 1935 (m. W.); Who’s Who in Central and East-Europe 1935/36, ed. St. Taylor, 2. Aufl. 1937; R. S. Kagan, Jewish medicine, 1952; K. H. Tragl, Chronik der Wiener Krankenanstalten, 2007, s. Reg.; UA, Wien.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)