Brede, Auguste; geb. Eulner (1786–1859), Schauspielerin

Brede Auguste, geb. Eulner, Schauspielerin. Geb. Berlin, Preußen (D), 3. 11. 1786; gest. Gmunden (Oberösterreich), 15. 10. 1859. Als uneheliches Kind geboren; heiratete sehr jung den Schauspieldirektor Ferdinand Brede, von dem sie sich bald trennte. – B. kam früh zum Theater, spielte in Stettin, Bremen und Lübeck und wurde 1808 Mitglied der Schauspielgesellschaft von Franz Seconda in Leipzig und Dresden. 1811 erhielt sie ein Engagement an das Prager Ständetheater unter →Johann Carl Liebich, wo sie v. a. in Koketten- und Lustspielsoubrettenrollen brillierte. Auch ihre Leistung als Franziska in Lessings „Minna von Barnhelm“ galt als musterhaft. Im Frühjahr 1814 trat B. zum letzten Mal in Prag auf, um nach verschiedenen Gastspielen (u. a. in Frankfurt am Main, Stuttgart, Wien, Berlin und Leipzig) an das Stuttgarter Hoftheater zu wechseln. Dort debütierte sie 1815 und war an dieser Bühne u. a. als Sappho in →Franz Grillparzers gleichnamigem Trauerspiel sowie in der Titelrolle von →Joseph Schreyvogels „Donna Diana“ zu sehen. Ihr Stuttgarter Engagement beinhaltete auch den Unterricht am 1811 gegründeten, dem Waisenhaus angegliederten Musikinstitut, an dem B. Deklamation lehrte. Ende 1825 verließ sie das Hoftheater, trat dort später aber noch mehrfach auf. 1834 unternahm sie eine große Künstlerreise. Ihr letztes Engagement hatte B. 1836–50 am Wiener Hofburgtheater, wo sie als tragische Liebhaberin sowie in Mütterrollen auftrat. B. war u. a. mit Rahel Varnhagen befreundet, die sie erstmals 1808 in Leipzig auf der Bühne gesehen und später auf Vermittlung von Karl August Varnhagen kennengelernt hatte. In den Kriegsjahren 1813/14 teilten die beiden Frauen einige Zeit in Prag die Wohnung und führten später einen Briefwechsel. Karl August Varnhagen charakterisierte B. als bildschön und lieblich, heiter und begabt. Sie habe im Lustspiel mit wunderbarer Anmut und Freiheit, im Trauerspiel mit scharfer und hoher Auffassung gespielt, doch soll später die Kraft ihrer Stimme nicht völlig ausgereicht haben. Auch Clemens Brentano schätzte die Schauspielerin, und →Oskar Teuber hielt sie für eine der geistvollsten Künstlerinnen ihrer Zeit. B. unterhielt Liebesbeziehungen mit einflussreichen Männern aus Politik und Militär, darunter Generalleutnant Karl Friedrich Heinrich Graf von der Goltz, →Wilhelm Friedrich Fürst von Bentheim-Steinfurt oder der württembergische Außenminister Carl Friedrich Heinrich Levin Graf von Wintzingerode. Briefe B.s werden in der Österreichischen Nationalbibliothek und in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt.

Weitere Rollen: Margarethe (A. W. Iffland, Die Hagestolzen); Amalia (F. v. Schiller, Die Räuber); Donna Isabella (ders., Die Braut von Messina); Lady Milford (ders., Kabale und Liebe); Gräfin vom Strahl (H. v. Kleist, Das Käthchen von Heilbronn); Mutter (F. Hebbel, Maria Magdalene).
L.: FB, 20., Die Presse, 21. 10. 1859; Alth, Burgtheater, s. Reg.bd.; Kat. der Portrait-Smlg.; Kosch, Theaterlex.; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters 2, 1885, S. 401f.; R. Krauß, Das Stuttgarter Hoftheater von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, 1908, s. Reg. (mit Bild); H. A. Mansfeld, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung 13, 1961, S. 78; B. Hahn, „Antworten Sie mir!“ R. Levin Varnhagens Briefwechsel, 1990, passim; R. Levin Varnhagen, Briefwechsel mit L. Robert, ed. C. Vigliero, 2001, s. Reg.; Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition (mit Bild, Zugriff 17. 3. 2017).
(E. Offenthaler)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 110
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