Brejc, Janko (Johann) d. J. (1869–1934), Jurist und Politiker

Brejc Janko (Johann) d. J., Jurist und Politiker. Geb. Bressiach, Krain (Brezje pri Tržiču, SLO), 18. 11. 1869; gest. Zagreb, Königreich Jugoslawien (HR), 6. 4. 1934; röm.-kath. Sohn des Bauern Janko (Johann) Brejc d. Ä. und der Marija Brejc, geb. Ribnikar. ‒ Nach dem Besuch des Gymnasiums in Klagenfurt und Laibach (Ljubljana) studierte B. 1890‒94 Jus an der Universität Wien (Stipendiat der Lucas Knaffelʼschen Privatstiftung für Studierende aus Krain); 1895 Dr. iur. Als Konzipient in der Laibacher Anwaltskanzlei von →Ivan Šusteršič fand er beste Voraussetzungen für eine politische Karriere vor. 1901 wurde er Landtagsabgeordneter der Katholischen Nationalpartei (Katoliška narodna stranka, KNS, später: Slowenische Volkspartei, Slovenska ljudska stranka, SLS) in Krain. Vermutlich wegen Differenzen mit Šusteršič ließ sich B. 1903 in Klagenfurt nieder, wo er eine eigene Kanzlei eröffnete und rasch zur führenden Figur des Katholischen politischen und wirtschaftlichen Vereins für die Slowenen in Kärnten (Katoliško politično in gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem, KPGDSK), der einzigen politischen Organisation der Kärntner Slowenen, avancierte. 1909 schloss er den KPGDSK mit den katholischen Parteiorganisationen in Krain, Steiermark sowie Görz und Gradisca zur Allslowenischen Volkspartei (Vseslovenska ljudska stranka, VLS) zusammen und wurde deren Vizevorsitzender. Im Sinne des angestrebten Trialismus wirkte B. 1912 maßgeblich am Zusammenschluss der VLS mit der konservativ-nationalen Kroatischen Partei des Rechts (HSP) mit. Obwohl er das Attentat auf Erzherzog →Franz Ferdinand, in dem er einen Unterstützer der trialistischen Bestrebungen sah, entschieden verurteilte, wurde B. wie viele andere slowenische Intellektuelle nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wegen angeblicher proserbischer Haltung verhaftet und für einige Wochen arretiert. In Abgrenzung gegenüber dem loyalen Šusteršič schloss sich B. in der Folge dem Parteiflügel um →Anton Korošec und →Janez Ev. Krek an, für den die sogenannte Maideklaration von 1917, die Forderung des staatlichen Zusammenschlusses aller südslawischen Territorien der Monarchie unter habsburgischer Krone, als Minimalforderung galt. Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns wurde B. zunächst Innenminister und ab Jänner 1919 Präsident der slowenischen Landesregierung. Seine Amtszeit war durch Differenzen mit der Zentralregierung in Belgrad und durch sein Eintreten für eine kompromisslose Haltung in der Kärntner Frage geprägt. Die im April 1920 von Gendarmen in eine Großdemonstration streikender Arbeiter in Laibach abgegebenen Schüsse, die 13 Tote forderten, rechtfertigte B. als Notwehr gegen angreifende kommunistischen Putschisten. Nach der verlorenen Volksabstimmung in Kärnten trat B. Ende 1920 als Chef der slowenischen Landesregierung zurück. Er blieb aber bis zu seinem Tod politisch tätig und setzte sich für die Autonomie Sloweniens innerhalb des Königreichs SHS ein. Der strikt katholisch gesinnte B., der in sozialpolitischen Fragen auch antisemitische Töne anschlug, war wegen seines kompromisslosen, vor allem auch juristisch geführten Kampfs für die Rechte der Kärntner Slowenen eine der bevorzugten Zielscheiben der deutschnationalen Agitation in Kärnten.

W. (s. auch Rahten, 2009): Avstrijski problem, in: Čas 20, 1925/26; Od prevrata do ustave, in: J. Mal, Slovenci v desetletju 1918‒28, 1928; Avstrijski in jugoslovanski državni problem. Tri razprave J. B. iz prelomnega obdobja narodne zgodovine, ed. A. Rahten, 2012 (m. B.). ‒ (Namentlich nicht genannter) Mithrsg.: Aus dem Wilajet Kärnten, (1913).
L.: Slovenec, 7. 4. 1934 (m. B.); Osebnosti (m. B.); SBL; Kronika slovenskih mest 1, 1934, S. 157f.; J. Pleterski, Slowenisch oder deutsch? Nationale Differenzierungsprozesse in Kärnten (1848‒1914), 1996, s. Reg.; A. Rahten, Pozabljeni slovenski premier. Politična biografija dr. J. B. (1869‒1934), 2002; ders., in: Nova slovenska biografija, ed. ders. u. a., 2009, S. 39ff. (m. B., W. u. L.); ders., I. Šusteršič. Der ungekrönte Herzog von Krain, 2012, s. Reg.; UA, Wien.
(E. Köstler)  
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)