Brittinger, Christian (1795–1869), Botaniker, Entomologe und Apotheker

Brittinger Christian, Botaniker, Entomologe und Apotheker. Geb. Ockstadt, Reichsstadt Friedberg (Friedberg, D), 30. 4. 1795; gest. Steyr (Oberösterreich), 11. 1. 1869. Vater des Apothekers Alfred Brittinger (geb. 19. 7. 1830; gest. 17. 8. 1879); ab 1829 verheiratet mit Elisabeth Schwanderlick (gest. 29. 5. 1878). – Nach dem Besuch des Vorbereitungslehrgangs für Pharmazie durchlief B. eine Apothekerlehre im Prämonstratenserstift Schlägl und arbeitete danach bis 1818 in einer Apotheke in Linz. 1818–20 absolvierte er an der Wiener medizinischen Fakultät die höheren pharmazeutischen Studien bei →Joseph Freiherr von Jacquin und →Johann Ritter von Scherer. 1820–27 pachtete er eine Apotheke in Urfahr. 1827 eröffnete er seine eigene Apotheke in Steyr, die er 1867 an seinen Sohn Alfred übergab. B. widmete sich zeitlebens naturgeschichtlichen Forschungen, besonderes Interesse zeigte er an Botanik, Entomologie und Ornithologie. Schon während seiner Lehrjahre erforschte er die Flora der Umgebung von Linz und stand mit Josef Ritter von Mo(h)r zu Sunegg und Morberg in freundschaftlichem Kontakt, den er zu Studien der heimischen Flora anregen konnte. In seiner ersten botanischen Publikation widmete er sich den Pflanzen der Welser Heide (in: Flora 9, 1826), später wandte sich B. der gründlichen Durchforschung der Flora um Steyr und um Spital am Pyhrn zu. Er unternahm ausgedehnte Sammelexkursionen durch Oberösterreich und stellte das zusammengetragene Pflanzenmaterial interessierten Fachkreisen zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung zur Verfügung. So stand er bald mit zahlreichen Pflanzentauschanstalten Europas (u. a. in Prag, Stuttgart, Leipzig und Straßburg) in Verbindung, hielt Kontakt zu naturforschenden Vereinigungen und trug wesentlich zur Erweiterung der floristischen Kenntnis von Oberösterreich bei. 1855 schloss er sich dem Botanischen Tauschverein in Wien als Mitglied an und übermittelte diesem über 1.900 Belege. Privat legte B. ein umfassendes Herbarium der Flora Europas mit mehr als 10.000 Spezies an. Resultat seiner langjährigen Tätigkeit ist sein wichtigstes Werk, die „Flora von Oberösterreich“ (in: Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 12, 1862; Zusätze und Notizen, ebd. 14, 1864, und 15, 1865), das eine zeitgenössische vollständige Aufzählung der Blütenpflanzen Oberösterreichs enthält. Neben der Botanik widmete sich B. auch der Schmetterlings- und Libellen-Fauna sowie der Ornis Oberösterreichs. Dazu publizierte er u. a. „Die Libelluliden des Kaiserreichs Oesterreich“ (in: Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 4, 1850), „Die Schmetterlinge des Kronlandes Oesterreich ob der Enns“ (ebd. 6, 1851) und „Die Brutvögel Oberösterreichs nebst Angabe ihres Nestbaues und Beschreibung ihrer Eier“ (in: 26. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum, 1866). Die Pflanzensippen Euphorbia brittingeri Opiz, Mentha brittingeri Opiz, Trifolium brittingeri Weitenw. ex Opiz, Persicaria brittingeri Opiz und Polygonum brittingeri Opiz sowie eine schwärzliche Form des Apollofalters (Parnassius apollo brittingeri) wurden nach ihm benannt. Seine Sammlung von rund 600 Nestern und Gelegen von Vögeln aus Österreich wurde zunächst 1877 der Mädchen-Bürgerschule in Steyr geschenkt und gelangte 1921 an das Oberösterreichische Landesmuseum. B.s Herbarium wurde nach seinem Tod verkauft und zerstreut. B. war u. a. korrespondierendes Mitglied der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft (1827), der physikalisch-medizinischen Sozietät in Erlangen (1851) und der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien (1852).

Weitere W. (s. auch Skofitz, 1860; Steinbach): Über aufgelöstes essigsaures Kali (geblätterte Weinstein-Erde-Flüssigkeit), in: Medicinische Jahrbücher des k. k. österreichischen Staates 14, 1833; Ein Alpenausflug auf den Pyrgas bei Spital am Pyhrn, in: Album aus Oesterreich ob der Enns, ed. F. W. Arming u. a., 1843; Beschreibung einiger merkwürdiger Abänderungen von Lepidopteren, in: Entomologische Zeitung 6, 1845; Beschreibung einer neuen Libellula, ebd.; Beobachtungen über Sympecma fusca (Vander L.), einer Libellen-Art, in: Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 7, 1851.
L.: Tages-Post (Linz), 14., Die Presse, 16. 1. 1869; ADB; Dt. Apotheker-Biographie; Flora 10, 1827, S. 191; A. Skofitz, in: Österreichische Botanische Zeitschrift 10, 1860, S. 209ff. (mit Bild und W.), 19, 1869, S. 59; Lotos 19, 1869, S. 32; Zeitschrift des Allgemeinen Oesterreichischen Apotheker-Vereines 7, 1869, S. 68; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 20, 1869, S. 241; Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; F. Hauder, in: 80. Jahresbericht des Oberösterreichischen Musealvereins … 1922 und 1923, 1924, S. 244ff. (mit Bild); O. Christl, in: Zeitschrift der Wiener Entomologischen Gesellschaft 43, 1958, S. 190; R. Steinbach, Österreichische Botaniker des 19. Jahrhunderts, die nicht an Hochschulen wirkten, 1959, S. 49ff. (mit W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; F. Speta, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins 128/2, 1983, S. 151, 156, 165; F. A. Stafleu – E. A. Mennega, Taxonomic literature, Suppl. 3, 1995; UA, Wien; Pfarre Spital am Pyhrn, Pfarre St. Michael, Steyr, beide Oberösterreich.
(D. Angetter – M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)