Bruck-Auffenberg, Natalie; geb. Auffenberg, Bühnenname (von) Walden (1854–1918), Sammlerin und Schriftstellerin

Bruck-Auffenberg Natalie, geb. Auffenberg, Bühnenname (von) Walden, Sammlerin und Schriftstellerin. Geb. Verona, Lombardo-Venetien (I), 4. 1. 1854; gest. Wien, 17. 3. 1918 (begraben: Stockerau, Niederösterreich); röm.-kath. Tochter des in Verona stationierten Majors Joseph Auffenberg und seiner Frau Elisabeth Auffenberg, geb. Humayer, Cousine von →Moritz Auffenberg Freiherr von Komarow; ab 1877 mit dem Bauunternehmer Ingenieur Gustav Bruck (gest. 21. 3. 1911) verheiratet, der an der Errichtung des Wiener Hochstrahlbrunnens beteiligt war und diverse Bauten für die Weltausstellung 1873 ausführte. – Ab etwa 1861 lebte B. mit den Eltern in Wien. In ihrer Ausbildung spielten Wissenserwerb, Sprache und Beherrschung der Etiquette eine große Rolle. Texte, die B. bereits als Heranwachsende ab 1864 veröffentlichte, belegen eine starke Verankerung des Unterrichts in der Geschichte; so etwa ein Text über die Kreuzzüge (in: Illustrierte Jugendzeitung, 1865) oder die Dampfmaschine (ebd.). 1870–73 trat sie als Schauspielerin auf; zunächst am Hoftheater in Karlsruhe (Rollen: Louise Millerin, Katharina in →Eduard von Bauernfelds „Landfrieden“). Von dort wurde sie nach Graz und einmal nach München engagiert. Mit Rücksicht auf die Familie führte B. in diesen Jahren den Namen Natalie (von) Walden. Allerdings wurde ihr Engagement von Vater und Cousin wohlwollend begleitet. Nach der Geburt ihrer Kinder widmete sie sich beinahe ausschließlich deren Umfeld. Für sie, nicht aber für die Öffentlichkeit, schrieb und gestaltete sie während dieser Jahre Kinderbücher. In der Folge intensivierte B. ihre Malstudien u. a. bei →Leopold Carl Müller. Ab den 1890er-Jahren wandte sie sich auch der Photographie zu. Ab 1893 journalistisch tätig, schenkte B. in ihren Texten über gesellschaftliche Ereignisse der Mode größte Aufmerksamkeit, entwickelte aber auch besonderes Interesse an der Mädchenausbildung. So berichtete sie 1893 in der „Presse“ über den Jour der Patronessen der Kunstausstellung zugunsten des Schulvereins für Beamtentöchter im „Theesalon im Künstlerhause“. Viele dieser Arbeiten über die zur perfekten Leitung eines großbürgerlichen Haushalts unerlässlichen Grundkenntnisse flossen in ihre Publikation „Die Frau comme il faut“ ein (1896, 4. Aufl. 1911, niederländisch „De vrouw, comme il fautʻ“, 1897, bearbeitet und übersetzt von Marie de Bock-Hardenberg). Der Vergleich der Auflagen bestätigt ihre Fähigkeit, aufgrund veränderter Lebenswirklichkeiten auch neue Standpunkte im Hinblick auf das Comme il faut einzunehmen. Den Arbeiterinnen riet sie beispielsweise in einem Artikel über „Die Schnürleber der Köchin“ (in: Jugend, 1903/2), sich des Korsetts zu entledigen. 1896–1907 bereiste B. mehrfach Dalmatien und sammelte Objekte aus dem Bereich der Fest- und Alltagskultur. Mit Unterstützung von Erzherzogin Maria Josepha und →Johann Nepomuk Graf von Harrach wurde 1905 der Verein zur Förderung der Spitzen- und Hausindustrie gegründet. Obwohl der Statthalter von Dalmatien, Emil David Edler von Rhonfeld, die Sache für aussichtslos hielt, gewann sie dafür Unterstützung durch Monsignore →Frane Bulić, →Leopold Freiherr von Chlumecky und andere. 1911 erschien ihr Buch „Dalmatien und seine Volkskunst. Muster und Kunsttechniken aus altem Volks- und Kirchengebrauch. Spitzen, Stickarbeit, Teppichweberei, Schmuck, Trachten und Gebrauchsgegenstände der Dalmatiner“. Darin befinden sich zahlreiche ihrer Photographien und Zeichnungen. Gleichzeitig wandte B. besondere Aufmerksamkeit der Erwerbstätigkeit von Frauen in diesem Raum zu. Der im Buch auch vorgenommene Versuch, eine von Venedig unabhängige Entwicklung der Spitze in Dalmatien nachzuweisen, ist schließlich nur als Beleg ihrer Begeisterung für die Arbeit der Frauen in Dalmatien – selbst aus B.s Zeit historisch gesehen – zu bewerten, entbehrt aber nach Ansicht der Textilforschung wissenschaftlicher Basis. B.s Vorträge, Publikationen und auch die letzten Lebensjahre spiegeln ihre Zeit: Aufgewachsen im Fin de Siècle, machte sich die Forschungsreisende und Autorin mit zahlreichen Errungenschaften vertraut und nützte diese für ihre journalistische und wissenschaftliche Tätigkeit: Photographie, Dampfschiff, Automobil, Eisenbahn, Fernschreiber, Telegramm und Telefon, selbst vom Zeppelin über Wien (Juni 1913, anlässlich der Adria-Ausstellung) besaß sie eine Aufnahme. 1912 meldete sie ein Patent für einen Hausstaubsauger an (in: Rauch und Staub 2, 1912; Patent Kl. 8e, Nr. 472055). 270 Objekte ihrer Sammlung befinden sich in der Dalmatien-Sammlung des Volkskundemuseums in Wien.

L.: NWT, 19. 3. 1918; H. Stekl, Adel und Bürgertum in der Habsburgermonarchie. 18. bis 20. Jahrhundert, ed. E. Bruckmüller u. a., 2004, S. 287ff.; B. Vojnović Traživuk, in: Studia ethnologica Croatica 18, 2006, S. 281ff.; R. Houze, Textiles, Fashion, and Design Reform in Austria-Hungary Before the First World War, 2015, passim; M. Niederkorn-Bruck, in: Österreich in Geschichte und Literatur (mit Geographie) 63, 2019, S. 152ff.; M. Niederkorn-Bruck, ebd. 64, 2020, S. 371ff.; Pfarre St. Elisabeth, Wien.
(M. Niederkorn-Bruck)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)