Bruckmüller, Andreas (1823–1883), Veterinärmediziner

Bruckmüller Andreas, Veterinärmediziner. Geb. Aschbach-Markt (Niederösterreich), 28. 8. 1823; gest. Wien, 15. 4. 1883; röm.-kath. Sohn eines Privatbeamten, Bruder u. a. des Oberleutnant-Auditors Ludwig Bruckmüller; verheiratet mit Marie Bruckmüller. – Nach Absolvierung des Lyceums und der philosophischen Jahrgänge in Salzburg 1842 studierte B. Medizin an der Universität Wien; 1848 Dr. med. 1848–50 absolvierte er das Studium der Tierarzneikunde in Wien; 1850 Mag. der Tierheilkunde. B. erhielt bereits 1849 eine Anstellung als Pensionär am Wiener Thierarzney-Institut und wurde 1850 Korrepetitor am nunmehrigen Militär-Thierarznei-Institut. 1853 erfolgte seine Ernennung zum Professor für pathologische Anatomie, allgemeine Pathologie und Therapie, ab 1871 las er auch über gerichtliche Veterinärkunde. 1873 wurde seine Professur auf Tierproduktionslehre, Geburtshilfe, Physiologie und landwirtschaftlichen Pflanzenbau ausgeweitet. Ab diesem Jahr hielt er zudem Vorträge über Tierheilkunde an der Hochschule für Bodenkultur. Daneben führte er Sektionen an Tieren aus dem Tiergarten Schönbrunn durch und trug viel zur Erweiterung der pathologisch-anatomischen Sammlung des Militär-Thierarznei-Instituts bei. 1874 trat er in den Ruhestand, hielt aber noch bis 1878 Vorlesungen über Landwirtschaftslehre. B. befasste sich insbesondere mit pathologischer Anatomie und Veterinärpathologie, mit Landwirtschaftslehre, Zuchtbestimmungen und Hygiene. Seitens der Regierung war er mit der Reorganisation von Gesetzesentwürfen und Verordnungen, insbesondere die Bekämpfung der Rinderpest, die Pferdezucht sowie die Einrichtung von land- und forstwirtschaftlichen Versuchsanstalten betreffend, betraut. Darüber hinaus bemühte er sich um eine Verbesserung der veterinärmedizinischen Ausbildung, v. a. im Rahmen der Vorbereitungswissenschaften, und verfasste bekannte Lehrbücher für Chemie, Botanik und Pflanzenbau. Erwähnenswert sind u. a. sein „Lehrbuch der pathologischen Zootomie der Hausthiere“, 1869, sowie sein „Lehrbuch der Physiologie für Thierärzte“, 1885. Daneben machte er sich um den Aufschwung der „Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung“ verdient und veröffentlichte Artikel in der „Oesterreichischen Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde“. 1853 wurde B. zum wirklichen Mitglied der Landwirtschaftsgesellschaft in Wien (später Ausschussmitglied und Vizepräsident) ernannt. 1873 wurde er Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1876 Ehrenmitglied des Vereins der Tierärzte Österreichs, 1877 korrespondierendes Mitglied des Veterinärmedizinischen Instituts in Kasan, 1880 Ehrenmitglied des Collegium Regium Chirurgorum Veterinariorum Britanniarum; 1879 Regierungsrat. Sein Nachlass befindet sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.

Weitere W.: Grundzüge der allgemeinen und speciellen Botanik für Thierärzte, 1851; Anfangsgründe der Chemie für Thierärzte, 1854; Die Vorbereitungswissenschaften für das thierärztliche Studium in vier Abteilungen, 1861ff.; Dritter Bericht der zur Untersuchung der Rinderpest in England festgesetzten Commission, 1876.
L.: NFP, 17. 4. 1883 (Parte); Wiener Landwirthschaftliche Zeitung 33, 1883, S. 397f. (mit Bild); G. Günther, Die Tierärztliche Hochschule, 1930, S. 61; 200 Jahre Tierärztliche Hochschule in Wien, 1968, s. Reg.; W. Kießling, Der Tierarzt in der bildenden Kunst seit Gründung der tierärztlichen Bildungsstätten, tierärztliche Diss. Hannover, 1981, S. 71; Ch. Broschwitz, Die tierärztliche Betreuung des Tiergartens Schönbrunn im 19. Jahrhundert, vet.-med. DA Wien, 2012, S. 16f., 21ff., 28; Historisches Archiv der vet.-med. Univ. Wien (mit Bild), UA, beide Wien.
(Ch. Mache)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)