Bruzek, Anton (1915–2003), Astronom

Bruzek Anton, Astronom. Geb. Wien, 3. 10. 1915; gest. Freiburg im Breisgau (D), 5. 5. 2003. Nach dem Besuch der Deutschen Mittelschule (ab 1926) und der Bundesrealschule (ab 1927), beide in Wien 9, studierte B. ab 1934 Mathematik und Physik an der Universität Wien; 1939 Dr. phil. Noch im selben Jahr zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, wurde er 1942 dem kurz zuvor von Karl-Otto Kiepenheuer gegründeten Fraunhofer-Institut zugeteilt, wo er mit Beobachtungen, insbesondere der Sonnenaktivität, betraut war. Mit seiner Tätigkeit in den Observatorien auf der Zugspitze und am Wendelstein legte er den Grundstein für seine spätere Bedeutung als Sonnenphysiker. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft absolvierte B. die Lehramtsprüfung für Gymnasien und unterrichtete 1946–47 Mathematik. 1947 übernahm er die Leitung des Observatoriums auf der Kanzelhöhe in Kärnten, wo seine erste bedeutende Publikation über Sonnenaktivität und Sonneneruption, basierend auf grundlegenden Beobachtungen mit einem Spektroheliographen, entstand. B. beschrieb das Verhalten der Filamente während chromosphärischer Eruptionen, wobei er zwei Phänomene unterschied: die eruptiven Filamente, die während der Eruption entstehen, und jene, die sich in bestehenden Filamenten verändern. Seine Beobachtungen zeigten, dass die Eruptionen und die Änderung der Filamente einen gemeinsamen Ursprung haben. 1953 ging B. wieder an das ehemalige Fraunhofer- und nunmehrige Kiepenheuer-Institut nach Deutschland, wo er als Sonnenphysiker federführend bis zu seiner Pensionierung 1980 wirkte. 1954 nahm er an einer Sonnenfinsternisexpedition nach Schweden teil, 1955 war er an der Gründung des Observatoriums auf Capri beteiligt. Dort führte er ebenso wie im Observatorium auf dem Schauinsland, nahe Freiburg, Beobachtungen durch. Deren Resultate verglich und ergänzte er mit Forschungsergebnissen aus anderen Observatorien. Darüber hinaus spielte B. eine führende Rolle bei der Erstellung des sogenannten Sonnenzirkulars, das 1949–55 in den „Daily maps of the sun“ weitergeführt und alle 14 Tage an 250 internationale Institutionen verschickt wurde. Daneben machte er sich um die Erstellung der täglichen Karten der Sonnenaktivität während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957/58 verdient. 1963 arbeitete B. am Sacramento Peak Observatory in New Mexico, wo er sich mit der Entwicklung von Fackeln und den Darstellungen der „Post-Flare“-Loops befasste. Weiters beschäftigte ihn die Entstehung solarer Aktivitätsgebiete. Er prägte den Begriff „arch filament system“. Seine Forschungsergebnisse veröffentlichte er vor allem in den Fachjournalen „Zeitschrift für Astrophysik“ und „Solar Physics“, in deren Redaktion er 13 Jahre mitwirkte. Hervorzuheben sind B.s Herausgeberschaft des „Illustrated glossary for solar and solar-terrestrial physics“, 1977, sowie seine Editionen und Übersetzungen aus dem Englischen. U. a. erschien 1976 Lancelot Hogbens „Mathematics in the making“ in B.s Bearbeitung unter dem Titel „Die Welt der Mathematik“. Darüber hinaus galt sein Interesse Briefmarken, insbesondere solchen, die einen Bezug zur Astronomie hatten. Diese zeigte er auch in Ausstellungen.

Weitere W. (s. auch Angetter – Pärr): Die Sonne, 1962; Stempelkatalog Astronomie, 1988; etc.
N.: W. Mattig, in: Solar Physics 216, 2003, S. 1–3.
L.: D. Angetter – N. Pärr, Blick zurück ins Universum …, 2009 (m. W.); UA, Wien.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)