Cechner, Antonín (1857–1942), Architekt und Lehrer

Cechner Antonín, Architekt und Lehrer. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 25. 4. 1857; gest. Melnik, Protektorat Böhmen und Mähren (Mělník, CZ), 24. 9. 1942. Sohn des Fleischhauermeisters Emanuel Cechner (geb. Prag, 1823; gest. 4. 2. 1880), Vater des Architekten Vladimír Cechner (geb. 1896); ab 1889 verheiratet mit Zděnka Cechner, geb. Kvapilová. – Nach Besuch der Realschule studierte C. 1876–82 am tschechischen Polytechnikum in Prag; ab 1882 absolvierte er bei dem Architekten Bedřich Tesař seine Praxisjahre. 1885–95 arbeitete er in der Bauhütte von →Josef Mocker, wobei er an der Fertigstellung des Prager Veitsdoms, der Restaurierung der St.-Barbara-Kirche in Kuttenberg und dem Bau der St.-Ludmilla-Kirche in Königliche Weinberge (heute Prag) mitwirkte. Die dabei gewonnenen Erfahrungen prägten seinen weiteren Lebensweg. Als selbstständiger Architekt beteiligte er sich erstmals 1895 an der tschechoslawischen ethnographischen Ausstellung in Prag mit Entwürfen von gotischen Häusern und einer Kirche für eine Rekonstruktion des Alten Prag. Nach Mockers Tod 1895 unterrichtete er an der Fachschule für Bildhauer und Steinmetze in Hořitz, gleichzeitig wurde er mit dem Wiederaufbau des Agnes-Klosters in Prag betraut. Als die Arbeiten dazu 1900 begannen, übersiedelte er nach Prag. 1901–26 war er Professor an der Staatsgewerbeschule in Smichow. C. widmete sich v. a. der Restaurierung sakraler, besonders gotischer Baudenkmäler (Erweiterung der Marienkirche in Miletín, 1895–1900; Ausstattung der Kirche in Úboč bei Domažlice, 1895; Regotisierung des Kirchturms in Tachov, 1904–08). 1906 entwarf er die Ausstattung für die neoromanische Kirche in Rybáře bei Karlovy Vary. In den einfachen Formen des Volksbarocks wurde 1900–01 als Erweiterung einer kleinen älteren Kapelle die Kirche in Třebihošť nach seinem Entwurf erbaut. Weniger bekannt ist C.s Schaffen auf dem Gebiet der Profanarchitektur. Zu seinen frühen Arbeiten gehört ein monumentales Neorenaissance-Eingangstor des Friedhofs in Hořice (1893–1907), das er gemeinsam mit dem Architekten Bohuslav Moravec realisierte, sowie einige Wohnhäuser in Hořice, Mladá Boleslav, Nová Paka und Prag (Haus für Antonin Sucharda d. J. in Nová Paka, 1895–96). Ziemlich erfolgreich beteiligte er sich an bedeutenden Wettbewerben um das Altstädter Rathaus (Entwurf im Stil der Neogotik, 1. Platz, 1905) und die Tschechische Universität (gemeinsam mit Viktorin Šulc, 3. Preis, 1921). Seine Werke zählen zum Historismus, doch verwendete er für spätere Aufträge auch modernere Stile wie z. B. den Spätjugendstil für das mit einer Markthalle verbundene Volksbad in Smichow (gemeinsam mit Václav Libánský, 1906–09, zerstört 1989). C.s Beschäftigung mit historischer Architektur führte auch zu Publikationen: 1898 veröffentlichte er ein Buch über Baustile („O slozích stavebních“) und bis 1930 erarbeitete er für die mehrbändige „Topographie der historischen und Kunst-Denkmale im Königreiche Böhmen …“ („Soupis památek historických a uměleckých království českém“) für fünf politische Bezirke Böhmens die Denkmalinventare. Weiters fungierte er im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts als Redakteur der Zeitschriften des Architekten- und Ingenieur-Vereins „Architektonický obzor“ und „Technický obzor“ und war Mitglied der Prüfungskommissionen für die Baugewerbe. Sein Nachlass befindet sich im Národní technické muzeum in Prag.

Weitere W.: s. Encyklopedie architektů.
L.: BSČZ; Otto; Otto, Erg.Bd.; Toman; Národní album, 1899, S. 173 (mit Bild); F. X. Harlas, Sochařství, stavitelství, 1911, S. 169f.; Who’s who in Central and East Europe 1935/36, ed. St. Taylor, 2. Aufl. 1937; Z. Wirth, in: Umění 14, 1942/43, S. 287f.; Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, ed. P. Vlček, 2004 (mit W.); Digitalizované pobytové přihlášky pražského policejního ředitelství (konskripce) 1850–1914 (online).
(V. Laštovičková)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)