Chabert, August (1818–1849), Jurist

Chabert August, Jurist. Geb. Linz (Oberösterreich), 8. 3. 1818; gest. Wien, 6. 2. 1849; röm.-kath. Sohn des Polizeikommissars Andreas Chabert und dessen Frau Elisabeth Chabert, geb. Hagenauer; ab 1845 mit Natalie von Appeltauer, der Tochter →Karl von Appeltauers, verheiratet. – C. besuchte ab 1827 das Gymnasium in seiner Geburtsstadt. 1835–39 studierte er Jus an der Universität Wien; 1840 Dr. iur. utr. Nach der Promotion schlug er zunächst die Laufbahn eines Advokaten ein, strebte aber bald eine akademische Karriere an. 1841–44 legte er sieben Konkursprüfungen über die meisten juridisch-politischen Lehrfächer ab. Die Studienhofkommission rühmte in ihrem Gutachten 1844 die „Universalität der Kenntnisse“ C.s. Bereits 1842 wurde er Supplent des Lehrstuhls für römisches und kanonisches Recht (Professor Anton Edler von Gapp) an der Wiener Universität. Im September 1844 wurde ihm die Lehrkanzel des römischen Zivilrechts und Kirchenrechts an der Grazer Universität verliehen (Nachfolger von Franz Wiesenauer). Als Lehrer des Kirchenrechts war C. schon damals von der Notwendigkeit überzeugt, im Verhältnis von Kirche und Staat beiden Teilen größere Selbstständigkeit zu gewähren. V. a. die Lektüre von Jacob Grimms „Deutschen Rechtsalterthümern“ weckte schon zu Studienzeiten sein rechtshistorisches Interesse. Er vertrat die Ansicht, dass die Kenntnis der früher in Österreich geltenden Rechte und Rechtsgewohnheiten von größtem Interesse und ebenso von praktischer Bedeutung sei. Seine Lieblingsidee blieb deshalb auch die Schaffung einer österreichischen Staats- und Rechtsgeschichte. Ein früher Tod machte diesen Bestrebungen ein Ende. Posthum erschien sein „Bruchstück einer Staats- und Rechtsgeschichte der deutsch-österreichischen Länder“ (in: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Classe 3, 2. Abt., 1852). C. ist damit als einer der Väter der „Österreichischen Rechtsgeschichte“ und zugleich als Rechtshistoriker im Geiste der Historischen Rechtsschule anzusehen.

L.: F. v. Krones, Geschichte der Karl Franzens-Universität in Graz, 1886, s. Reg.; K. Ebert, Die Grazer Juristenfakultät im Vormärz, 1969, s. Reg.; G. Wesener, Römisches Recht und Naturrecht, 1978, s. Reg.; H. Baltl, in: ZRG, Germanistische Abteilung 103, 1986, S. 276ff.; N. Grass, Österreichs Kirchenrechtslehrer der Neuzeit. Besonders an den Universitäten Graz und Innsbruck, 1988, s. Reg.; G. Wesener, Österreichisches Privatrecht an der Universität Graz, 2002, S. 14; ders., in: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 28, 2006, S. 365, 367; AVA, UA, Pfarre St. Stephan, alle Wien; Pfarre Hl. Familie (ehemals St. Josef), Linz, Oberösterreich.
(G. Wesener)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)