Concha, Győző (Viktor) (1846–1933), Jurist

Concha Győző (Viktor), Jurist. Geb. Marcaltő (H), 10. 2. 1846; gest. Budapest (H), 10. 4. 1933; röm.-kath. Sohn eines gräflichen Wirtschaftsverwalters, dessen Familie im 18. Jahrhundert aus Mailand nach Ungarn eingewandert war. ‒ C. war 1856–64 Schüler der Benediktinergymnasien Pápa und Raab, wo er katholisch und patriotisch geprägt wurde. In der Folge studierte er bis 1868 Jus in Pest und hörte anschließend ein Semester lang →Lorenz von Stein an der Universität Wien; 1869 Dr. iur. in Pest. Nach dreieinhalbjähriger Tätigkeit als Referendar am Tafelgericht in Pest legte er 1870 die Advokatenprüfung ab. Danach wirkte er kurz als Erzieher bei der Familie Andrássy in Hetzendorf, ehe er 1872 zum ao. Professor für Verfassungs- und Verwaltungspolitik an der neugegründeten Universität Klausenburg ernannt wurde. Im Folgejahr habilitierte sich C. an der Universität Budapest in Politikwissenschaft. 1874 an der Klausenburger Universität zum o. Professor ernannt, blieb er bis 1892 in Siebenbürgen; 1882/83 und 1889/90 Dekan der juridischen Fakultät. 1892 wechselte C. als o. Professor für Politikwissenschaft an die Universität Budapest, wo er 1901/02 und 1915/16 als Dekan fungierte und großes berufliches und gesellschaftliches Ansehen genoss. Nach Erreichen des Pensionsalters (1916) behielt C. auf Wunsch der Fakultät seinen Lehrstuhl, wurde nach einer Zwangspensionierung während der Räterepublik reaktiviert und nahm in der Folge aktiv an der Reform staatlicher Einrichtungen teil. 1928 trat er in den Ruhestand und beschäftigte sich fortan mit der Herausgabe seiner Schriften. C. war einer der bedeutendsten Gelehrten auf dem Gebiet des ungarischen öffentlichen Rechts. Seine konservativen politikwissenschaftlichen und verfassungstheoretischen Gedanken beeinflussten maßgeblich und nachhaltig die Rechtsauffassung um die Jahrhundertwende und in den nachfolgenden Jahrzehnten. Im Zentrum von C.s Denken stand der Staat, dessen ideelle, moralische und rechtliche Bedeutung für ihn nicht hoch genug eingeschätzt werden konnte. Die Idee der Nation sei v. a. in diesem zu verwirklichen, weniger in Form einer Kulturgemeinschaft. Als Erster in Ungarn bemühte sich C., die Politik- von der Staatswissenschaft zu entkoppeln und als selbstständiges Fach zu etablieren. Er beschäftigte sich auch mit der politischen Ideengeschichte Ungarns und veröffentlichte zahlreiche Studien zu Fragen der Verwaltung und des öffentlichen Rechts. 1903 wurde C. zum königlichen Rat ernannt, 1913–18 war er Mitglied des Magnatenhauses und ab 1927 Mitglied auf Lebenszeit des Oberhauses des ungarischen Parlaments. Ab 1886 korrespondierendes, ab 1900 o. und ab 1931 Ehrenmitglied der Magyar Tudományos Akadémia, hatte er innerhalb derselben mehrere Ämter inne (u. a. 1922 Vizepräsident).

W. (s. auch Szinnyei): Közigazgatástani előadásai, 1884; Újkori alkotmányok, 2 Bde., 1884–88; A kilencvenes évek reformeszméi és előzményeik, 1885, 2. Aufl. 2005; Egyéni szabadság és parlamentarizmus Angliában, 1888; Az államhatalmak megoszlásának elvei, 1892; Politika, 2 Bde., 1894–1905, 4. Aufl. 1907; A rendőrség természete és állása szabad államban, 1901; A választói jog reformja, 1912; Eötvös és Montalembert barátsága, 1918; Hatvan év tudományos mozgalmai között. C. Gy. összegyűjtött értekezései és bírálatai, 2 Bde., 1928–35.
L.: M. Életr. Lex.; Szinnyei (mit W.); Gy. Wlassics, in: Jogállam, 1916, Nr. 3–4, S. 145ff.; I. Egyed, ebd., 1933, Nr. 4–6, S. 137ff.; F. Eckhart, A jog- és államtudományi kar története 1667–1933…, 1936, s. Reg.; I. Balogh, in: Közgyűlési előadások 2000. november. 175 éves a Magyar Tudományos akadémia 2, 2002, S. 515ff.; Gy. Koi, in: Magyar jogtudósok 5, ed. G. Hamza, 2015, S. 61ff.; Gy. Koi, in: Államtudományi Műhelytanulmányok, 2016, Nr. 35.
(B. Szabó)  
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)