Czermak (Čžermak, Čermák, Čermak), Wilhelm (1856–1906), Ophthalmologe

Czermak (Čžermak, Čermák, Čermak) Wilhelm, Ophthalmologe. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 12. 10. 1856; gest. Lans (Tirol), 8. 9. 1906 (begraben: Wien); röm.-kath. Sohn von →Joseph Czermak d. J. und Wilhelmine Czermak, geb. Lippich, Bruder des Physikers Paul Czermak (1857–1912), Vater des Ägyptologen Wilhelm Czermak (1889–1953), Schwager von →Ivo Pfaff; ab 1886 verheiratet mit Ada Czermak, geb. Pfaff. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Graz studierte C. Medizin an der dortigen Universität und gehörte den Studentenverbindungen Corps Teutonia Graz und später Saxonia Wien an; 1882 Dr. med. in Graz. 1881–82 hatte er bereits seine Ausbildung als Hospitant an der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien vertieft, im Wintersemester 1882/83 arbeitete er als Volontär an der Universitätsaugenklinik von →Carl Stellwag von Carion. 1883 erhielt C. zunächst eine Stelle als 2., ein halbes Jahr später als 1. Sekundararzt an der Grazer Augenklinik. 1886 habilitierte er sich in Graz für Augenheilkunde, 1887 wurde seine Venia legendi an die Wiener medizinische Fakultät übertragen. 1887–92 wirkte C. als Assistent an der II. Universitätsaugenklinik in Wien bei →Ernst Fuchs, für den er im Sommersemester 1889 auch supplierte. 1892 ao. Professor, 1894 o. Professor und Vorstand der Universitätsaugenklinik in Innsbruck, ging er 1895 in gleicher Funktion als Nachfolger von →Isidor Schnabel an die deutsche Universität in Prag; 1899/1900 Dekan der medizinischen Fakultät. Ab Mai 1895 betrieb er daneben eine Privatpraxis in der Prager Vorstadt Königliche Weinberge. C., ein hervorragender und gewissenhafter Operateur sowie ein gesuchter Lehrer, befasste sich v. a. mit augenärztlicher Operationskunde, der pathologischen Anatomie des Auges, insbesondere mit der Pathologie des Glaukoms, aber auch mit Fragen zur Optik und entwarf ophthalmologische Apparate. Erwähnenswert ist sein dreibändiges Hauptwerk „Die augenärztlichen Operationen“ (1893–1904). C. war Mitglied der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen sowie Direktionsmitglied und Operateur des Francisco-Josephinum in Prag-Smichow.

Weitere W.: s. Rustler.
L.: Prager Tagblatt, Prager Abendblatt, 10., Prager Tagblatt, 11. (mit Bild), Neues Wiener Journal, 12. 9. 1906; Eisenberg 2; Fischer; Hirschberg, Geschichte der Augenheilkde. 15/2; Pagel; Centralblatt für praktische Augenheilkunde 30, 1906, S. 285f.; Wiener klinische Rundschau 20, 1906, S. 745f.; W. Koerting, Die Deutsche Universität in Prag, 1968, S. 233f.; P. Rustler, Die Personalbibliographien der Professoren und Dozenten der Augenheilkunde, Dermatologie, Oto- und Rhinologie, Psychiatrie und Zahnheilkunde ... der deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag ... 1880–1900, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1971, S. 37ff. (mit W.); R. Fellner – W. Höflechner, Die Augenheilkunde an der Universität Graz, 1973, s. Reg. (mit Bild); F. Daxecker, 125 Jahre Universitäts-Augenklinik in Innsbruck 1869–1994, 1994, S. 21, 23ff. (mit Bild); L. Hlaváčková – P. Svobodný, Biographisches Lexikon der deutschen medizinischen Fakultät in Prag 1883–1945, 1998; Pfarre Lans, Tirol; Moravský zemský archiv, Pfarre Sv. Petra a Pavla, beide Brno, CZ.
(F. Krogmann)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)