Czikann, Johann Jakob Heinrich (1789–1855), Lexikograph, Publizist und Beamter

Czikann Johann Jakob Heinrich, Lexikograph, Publizist und Beamter. Geb. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 10. oder 11. 7. 1789; gest. ebd., 10. 6. 1855; röm.-kath. Sohn von Johann Czikann (geb. 1749; gest. Brünn, 16. 11. 1821), 1804–21 Bürgermeister von Brünn, und Katharina Viktoria Czikann, geb. Ceroni (geb. Ungarisch Hradisch, Mähren / Uherské Hradiště, CZ, 23. 4. 1756; gest. Brünn, 18. 11. 1808), Neffe des Historikers, Archivars, Gubernialsekretärs und Bücherrevisors Johann Peter Maria Cerroni (geb. Ungarisch Hradisch, 15. 5. 1753; gest. Brünn, 3. 9. 1826); verheiratet mit Anna Czikann (geb. um 1786; gest. Brünn, Dezember 1861). – Nach dem Schulbesuch und juristischen Studien in Brünn und Olmütz sowie der wissenschaftlichen Ausbildung unter der Leitung seines Onkels trat C. in den öffentlichen Dienst ein. 1808–14 Auscultant, 1814–15 Ratsprotokollist am Landgericht in Brünn, diente er 1809 als Freiwilliger in der böhmischen Landwehr und wurde als Oberleutnant und Auditor ausgemustert. 1815–21 Schriftleiter der „Mährisch-Ständischen Brünner Zeitung“, fungierte C. 1821–34 als Hofratsprotokollist und ab 1834 als Hofsekretär bei der Obersten Justizstelle in Wien. Früh wandte er sich biographischen Forschungen zu. Bereits 1812 veröffentlichte er das Nachschlagewerk „Die lebenden Schriftsteller Mährens. Ein literärischer Versuch“, in dem er – im Sinne des damaligen Schriftsteller- bzw. Literaturbegriffs – die Lebensläufe und Werke von über 90 zeitgenössischen mährischen Historikern, Naturwissenschaftlern, Theologen und Schriftstellern erfasste. Auch seine 1819 publizierten „Vaterländischen Beyträge historischen Inhalts“, in denen sich C. mit der Geschichte Mährens befasste, enthalten u. a. eine biographische Skizze von Karl Freiherr von Zierotin. Bleibendes hinterließ C. durch seine Mitwirkung an der gemeinsam mit →Franz Gräffer herausgegebenen ersten österreichischen Enzyklopädie, die 1835–37 bzw. in einer 2. Auflage 1838 unter dem Titel „Oesterreichische National-Encyklopädie, oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes …“ (6 Bde. und Suppl.) erschien und deren Publikation C. auch finanziell unterstützte. Das Werk diente später u. a. Constant (Constantin) Wurzbach Ritter von Tannenberg als wichtige Quelle für sein „Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich“. C. wirkte außerdem an mehreren biographisch-lexikalischen und statistischen Unternehmungen sowie Zeitungen, Zeitschriften und Taschenbüchern im In- und Ausland mit. So verfasste er u. a. Beiträge für Johann Georg Meusels „Archiv für Künstler und Kunstfreunde“ und „Teutsches Künstlerlexikon“, Ernst Hawliks „Taschenbuch für Mähren“, →Franz Sartoris „Mahlerisches Taschenbuch … der Österreichischen Monarchie“, →Karl Josef Jurendes „Redlichen Verkündiger“ und „Moravia“, Gregor Wolnys „Taschenbuch für die Geschichte Mährens und Schlesiens“, Joseph Konstantin Bisingers „General-Statistik des österreichischen Kaiserthumes“ sowie Carl Wilhelm Otto August von Schindels „Die Deutschen Schriftstellerinnen …“ und war darüber hinaus Mitarbeiter des von Georg Christoph Hamberger, Meusel und Johann Wilhelm Sigismund Lindner herausgegebenen Nachschlagewerks „Das gelehrte Teutschland“. Des Weiteren publizierte C. Rezensionen und Beiträge in der „Leipziger Literaturzeitung“, der „Wiener Allgemeinen Literatur-Zeitung“ und ab 1807 in den „Annalen der österreichischen Literatur und Kunst“. C. war Träger der Goldenen Medaille für Wissenschaft und Kunst, der französischen goldenen wissenschaftlichen Verdienst-Medaille und korrespondierendes Mitglied der k. k. Mährisch-Schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde.

Weitere W.: L. J. Scherschnick’s Ehrengedächtniß, 1815; Bibliotheca Cerroniana, seu Catalogus librorum …, 1833. – Ed.: I. v. Mehoffer, Erdkunde der Markgrafschaft Mähren …, als Hülfsbuch für Lehrer und Schulen des Vaterlandes, 1814.
L.: Gräffer-Czikann; Kosch, Staatshdb.; Lex. böhm. Länder; Otto; Rieger; Wurzbach; W. Kosch, Das katholische Deutschland 1, 1933; Biografický slovník českých zemí 9, 2008; Internetová encyklopedie dějin Brna (Zugriff 17. 6. 2020); Pfarre sv. Petr a Pavel, Brno, CZ.
(Á. Z. Bernád)  
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 164
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