David, Ludwig (1856–1930), Photograph, Phototechniker und Offizier

David Ludwig, Photograph, Phototechniker und Offizier. Geb. Breslau, Preußen (Wrocław, PL), 5. 3. 1856; gest. Berlin (D), 22. 12. 1930. D. besuchte das Gymnasium sowie die höhere Gewerbeschule in Breslau und beschäftigte sich bereits in jungen Jahren mit Physik und Photochemie. 1881 Leutnant der Feldartillerie in Wien, absolvierte er eine Offizierskarriere in diversen Garnisonen der Monarchie und übernahm 1890 die Leitung der photographischen Abteilung des Technischen Militärkomitees in Wien, später als Kommandant das Feldhaubitzenregiment Nr. 14. 1913 verließ er als Oberst den Militärdienst und erhielt 1917 noch den Titel eines Generalmajors. Um 1882 begann er zu photographieren und konstruierte 1884/85 eine Salon- und Reisekamera, die von der Wiener Firma R. Lechner (Wilh. Müller) gebaut wurde. 1890/91 absolvierte er einen Kurs an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und beschäftigte sich mit der Ausgestaltung des Gelatine-Emulsionsprozesses und der Vervollkommnung der Momentphotographie. Besondere Bedeutung erlangte er durch die Veröffentlichung des zu seiner Zeit im deutschen Sprachraum wichtigsten „Rathgebers für Anfänger im Photographiren und Behelf für Vorgeschrittene“ (1890, später unter dem Titel „Ratgeber im Photographieren“), der bis 1931 eine Gesamtauflage von 810.000 Exemplaren erreichte. Weiters befasste er sich mit technischen sowie künstlerischen Fragen der Photographie und publizierte auch auf diesen Fachgebieten. 1895 entwickelte er basierend auf den Erfahrungen des Kunstphotographen Hans Watzek eine Studienkamera für das Format 30 x 40 cm. D. erhielt mehrere Auszeichnungen und war Mitglied zahlreicher in- und ausländischer Vereine, so ab 1882 der Photographischen Gesellschaft in Wien, ab der Gründung 1887 des Clubs der Amateur-Photographen (später Camera-Club) in Wien und ab 1896 des Linked Ring in London. Zwischen 1884 und 1912 war er in über 40 Ausstellungen im In- und europäischen Ausland vertreten. Als Amateur photographierte er Land und Leute, u. a. auf Reisen in den österreichischen Ländern, auf dem Balkan und später in Deutschland und Holland, zudem militärische Motive in den Gegenden, in denen er stationiert war oder an Manövern teilnahm. D. arbeitete zunächst vorwiegend dokumentarisch, in den 1890er-Jahren näherte er sich bei Porträts sowie bei Landschafts- und Naturstudien der piktorialistischen Richtung an, wobei die Aufnahmen gelegentlich als Edel-, v. a. als Gummidrucke ausgearbeitet wurden. Bildveröffentlichungen erschienen etwa in „Anleitung zur Herstellung von Moment-Photographien“, ed. Josef Maria Eder (2. Aufl. 1887), „Photographische Correspondenz“ (1885ff.), „Photographische Rundschau“ (1887ff.), „Wiener photographische Blätter“ (1894ff.), „Das Atelier des Photographen“ (1896) und „Photographisches Centralblatt“ (1899ff.). D. wurde 1908 Ritter des Franz Joseph-Ordens, 1914 Ritter des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse.

Weitere W.: Anleitung zur Herstellung von Photographien, mit besonderer Berücksichtigung des von ihm construirten Photogr. Reise- und Salon-Apparates, 1885; Die Photographie mit Bromsilber-Gelatine, 1885 (gem. mit Ch. Scolik); Die Moment-Photographie, 1897; Photographisches Praktikum. Ein Handbuch für Fachmänner und Freunde der Photographie, 1905, 9. Aufl. unter Mitwirkung von J. Rheden, 1932.
L.: Photo-Börse 28, 1926, Nr. 3/4, S. 1f., 33, 1931, S. 46 (mit Bild); T. Starl, Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945, 2005; ders., Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österreich (nur online, Zugriff 30. 9. 2015).
(T. Starl)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)